Ab Montag, 12. April, gilt für bayerische Schulen die Testregelung. Das heißt, unabhängig von der Inzidenz in der jeweiligen Region dürfen nur noch Schüler am Präsenz-unterricht teilnehmen, die in der Schule unter Aufsicht einen Selbsttest mit negativem Ergebnis gemacht haben. Oder aber sie können einen aktuellen negativen Covid-19-Test (PCR- oder POC-Antigenschnelltest) vorweisen. Wir haben mit dem Donau-Rieser Schulamtsdirektor Michael Stocker gesprochen, was das beispielsweise für die Grund- und Mittelschulen im Landkreis bedeutet.
Sind die Schulen in Ihrer Zuständigkeit bereits alle mit den Selbsttests in ausreichender Anzahl versorgt? Wird die Nachlieferung klappen?
Michael Stocker: Alle Grund- und Mittelschulen haben für die nächsten Wochen ausreichend Tests, um auch die erweitere Zahl von testpflichtigen Schülerinnen und Schülern zuverlässig abdecken zu können. Die Nachlieferungen werden kontinuierlich von den Schulen über das Schulamt beim Landratsamt beantragt. Den Aussagen der verantwortlichen Politiker nach ist die Weiterbelieferung im erforderlichen Umfang gesichert.
Wie sieht der Ablauf der Testungen aus?
Stocker: Jede Schule organisiert den Ablauf nach ihren Möglichkeiten. Manche Schulen konnten auch externe Helfer (Johanniter, Rotes Kreuz, Pflegekräfte beziehungsweise Ärzte im Ruhestand, Eltern mit Pflegeausbildung et cetera) zur Unterstützung gewinnen. Die Lehrkräfte leiten den Test an, entweder am eigenen Beispiel, oder per Film auf der Homepage des Kultusministeriums, führen ihn jedoch nicht aus.
Wie lange wird es schätzungsweise dauern, bis in einer Klasse mit durchschnittlicher Schülerzahl diese Tests gemacht und registriert sind?
Stocker: Die Testdurchführung wird in den ersten Versuchen bei unseren jüngeren Grundschulkindern (erste und zweite Klasse) länger dauern, mit der Zeit aber sicher Routine werden. Da ich selbst keinen Schülertest in Händen habe, kann ich die Minuten nicht abschätzen. Im Film ist der Test in fünf Minuten gemacht. Die Lehrkräfte richten ja je nach Testversion die erforderlichen Materialien vorab her. Eine Viertelstunde benötigt die Auswertung. Wenn es darum geht, dass Infektionen frühzeitig erkannt werden und dadurch Mitschüler und Lehrer geschützt werden können, ist diese Zeit im Sinne der Nichtansteckung und Pandemiebekämpfung auch vertretbar.
Wie geht eine Lehrkraft mit einem Schüler um, dessen Schnelltest positiv ausfällt? Lässt sich das diskret handhaben? Wird die ganze Klasse dann in Quarantäne gesteckt?
Stocker: Ich bin mir sicher, dass unsere Lehrerinnen und Lehrer im Falle eines positiven Selbsttests, der ja noch keine letztendliche Diagnose darstellt, sondern durch einen PCR-Test bestätigt werden muss, mit großer pädagogischer Verantwortung agieren werden. Wichtig ist, dass die Erziehungsberechtigten auch unter der Telefonnummer, die sie angeben, wirklich erreichbar sind, und ihr Kind zeitnah von der Schule abholen. Quarantäne kann nur das Gesundheitsamt verhängen, nicht die Lehrkraft. Hierfür ist aber die Bestätigung eines positiven Selbsttests durch einen PCR-Test nötig. Erziehungsberechtigte haben die verantwortungsvolle Aufgabe, bei einem positiven Selbsttest aktiv mit dem Gesundheitsamt zusammenzuarbeiten.
Weitere Herausforderungen kommen auf die Eltern zu
Für viele Eltern kommt mit den jetzt geforderten Schnelltests, die an den Schulen durchgeführt werden, weitere Verunsicherungen in der gesamten Corona-Situation zu, die ihnen ohnehin mit Homeschooling und ständig wechselnden Regelungen viele Herausforderungen aufbürdet. Der Elternbeirat der Grundschule Fünfstetten beispielsweise hat sich mit einer Reihe von Bedenken an das Schulamt gewandt. Das Fazit der Elternvertreter dort lautet: „Es ist ein Wahnsinn, was das Virus alles auslöst und es fehlen einem langsam nur noch die Worte.“
Bedenken haben die Väter und Mütter der Fünfstettener Schule unter anderem deshalb, weil sie einen nicht unerheblichen Zeitaufwand befürchten. „Wir denken, das Besprechen der richtigen Handhabung sowie die korrekte Durchführung und Auswertung der Tests sind mit enormem Zeitaufwand verbunden, der wiederum den Kindern von ihrer Unterrichtszeit abgezogen wird“, sagt eine Sprecherin, die namentlich ungenannt bleiben möchte. „Zu Hause könnten wir morgens den Test in Ruhe durchführen.“
Eltern aus Fünfstetten stellen fachgerechte Ausführung in Frage
Außerdem müssen zum Testen die Masken abgenommen werden, wodurch die Hygienevorschriften nicht mehr eingehalten werden könnten. „Will man aber diese Vorschriften einhalten, müssten die Kinder streng genommen im Freien, also etwa im Pausenhof getestet werden, was wiederum einen noch größeren Zeitaufwand nach sich ziehen würde.“
Auch stelle sich die Frage nach der sach- und fachgerechten Ausführung der Tests. „Kann ein solcher Nasenabstrich von Kindern im Alter von sechs bis zehn Jahren fachgerecht ausgeführt werden?“, fragt die Elternvertreterin aus Fünfstetten. „Wir sehen hier nicht nur mögliche Verletzungen als Problem an, sondern auch verfälschte Ergebnisse aufgrund diverser Gegebenheiten. Zu Hause können wir Eltern unsere Kinder beaufsichtigen und ihnen behilflich sein, um Verletzungen zu verhindern und auf die Richtigkeit der Ergebnisse achten.“
Plädoyer für Corona-Tests zu Hause
Sollte der Test eines Kindes positiv ausfallen, befürchtet der Elternbeirat Fünfstetten Ängste. „Positiv getestete Kinder werden in der Schule isoliert, um mögliche Ansteckungen zu vermeiden. Was sich in dieser Zeit allerdings in den Köpfen der Kinder bis zur Abholung durch die Eltern abspielt, wirkt sich mitunter dramatisch auf deren Psyche aus. Sie machen sich Sorgen, krank zu sein oder Selbstvorwürfe, falls sie bereits jemanden angesteckt haben sollten, wie beispielsweise im Klassenzimmer oder im Bus.“ Das könne vermieden werden, wenn die Eltern ihre Söhne und Töchter frühmorgens selbst testen würden. „Stellen wir Eltern fest, dass das Kind positiv ist, lassen wir es zu Hause und können sofort mit unserem Kind sprechen und ihm die Ängste nehmen.“
Auch die Kontakte zu anderen Personen könnten in diesem Fall vermieden werden, so die Elternsprecherin: „Wird das Kind in der Schule getestet, hatte es an diesem Tag bereits etliche Kontakte zu Schülern des eigenen Klassenverbandes sowie anderer Klassen, Lehrern, Busfahrern und so weiter. All diese Kontakte müssen durch das Gesundheitsamt wieder nachvollzogen werden, um weitere Infektionen zu unterbinden. Bei einer Testung zu Hause würde diese Infektionskette gar nicht erst entstehen.“
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