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Landkreis Donau-Ries: Jugend im Wartestand

Landkreis Donau-Ries

Jugend im Wartestand

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    Lagerleben bei den Pfadfindern – wann das wieder wie gewohnt (oder in anderer Form) stattfinden kann, darüber ist bislang noch zu wenig klar. Derweil braucht gerade die Jugendarbeit eigentlich Kontinuität.
    Lagerleben bei den Pfadfindern – wann das wieder wie gewohnt (oder in anderer Form) stattfinden kann, darüber ist bislang noch zu wenig klar. Derweil braucht gerade die Jugendarbeit eigentlich Kontinuität. Foto: Hußlein

    Auf der Internetseite der Katholischen Jugendstelle Donauwörth ist sowohl die Veränderung als auch die Verunsicherung zu spüren: Viele Angebote, die hier aufgeführt sind, laufen per Liveübertragung. Von anderen Vorhaben, wie etwa der Fahrt zur ökumenischen Kommunität im französischen Taizé will man sich offensichtlich noch nicht ganz verabschieden. So, wie bei der Jugendstelle sieht es auch anderswo in der Jugendarbeit abseits der Sportvereine aus – warten und ausharren ist angesagt. Es fehlt ein wenig die greifbare Perspektive für das ganz reale Leben, so scheint es dieser Tage.

    Improvisieren und koordinieren

    Bernd Rochna ist Jugendpfarrer für die Region mit Sitz bei der Katholischen Jugendstelle in Donauwörth – er berichtet, dass bei den Gruppen und Kreisen vor allem improvisieren und koordinieren angesagt ist. Sein Job sei es nun, die Leiter zu motivieren, den Kontakt mit ihnen zu halten, die dann wiederum die einzelnen Jugendlichen bei Laune halten sollen. Man mache viel via Internet, aber eines sei unabdingbar: „Die Jugendarbeit lebt vom persönlichen Kontakt.“ Ohne ihn werde es „irgendwann schwierig“.

    Christian Steidle leitet den Stamm der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (dpsg) in Donauwörth. Aktuell liege die Arbeit der Pfadfinder ziemlich brach. Seit Mitte März sei das so, wie bei den meisten Jugendgruppen, die sich vorher noch regelmäßig getroffen hatten und den jungen Menschen auch oft ein Stück Heimat geboten hatten. Steidle berichtet, die Gruppe habe sich zweimal „virtuell“, also via Internet getroffen. Beim ersten Mal sei die Euphorie noch groß gewesen hinsichtlich der virtuellen Pfadfinderstunde, bewährt habe sich diese Art der indirekten Zusammenkunft bei ihnen aber bis dato nicht: „Beim zweiten Mal waren wir nur noch zu viert.“

    Pfadfinder warten auf Anweisungen

    Die Pfadfinderei lebe, wie viele andere Bereiche der Jugendarbeit, von der direkten Gemeinschaft, vom Draußensein und Erleben in der Gruppe in der Natur – und da ist das Virtuelle schon fast ein Widerspruch dazu. Des Weiteren, so Steidle, habe er durchaus Verständnis, dass die jungen Leute übersättigt seien vom Sitzen am Bildschirm, denn schließlich laufe vieles, was früher in Verbindung mit Bewegung „draußen“, außerhalb der vier Wände, ablief, aktuell am Computer ab: Schule, virtuelle Besuche bei der Verwandtschaft, der Kontakt mit dem Sportverein. Steidles Gruppe habe deshalb beschlossen, das Virtuelle für die Kinder- und Jugendgruppen vorerst auszusetzen und abzuwarten: „Wir wissen gerade nicht, wann es wie weitergeht.“ Auch von seinem Verband kämen derzeit noch keine konkreten Informationen darüber, was wann und in welcher Form wieder möglich ist. „Wir sollen uns an die Vorgaben der Landesregierung halten“, das sei die Grundaussage, so Steidle. Also gilt, wie übrigens auch bei der Freien evangelischen Pfadfinderschaft Donauwörth: warten auf Weisungen.

    Kreisjugendring in Donauwörth reduziert sein Angebot

    Ende Mai gilt weithin als die erste Wegmarke. Bis dahin ist fast alles ausgesetzt. So auch beim Kreisjugendring (KJR) in Donauwörth. „Um der Ausbreitung des Coronavirus entgegenzuwirken, schließen wir uns den aktuellen Empfehlungen des Bayerischen Jugendrings an und reduzieren unser Angebot“, heißt es auch hier. Konkret bedeutet das: Das Jugendtagungshaus in Reimlingen bleibt vorerst bis zum 31. Mai geschlossen, der Jugendzeltplatz in Tapfheim ebenfalls. Alle geplanten Veranstaltungen bis zum 31. Mai sind zudem abgesagt. Es werde an neuen Terminen gearbeitet. Die KJR-Geschäftsstelle hat zum aktuellen Zeitpunkt zwar geöffnet, ist jedoch nur telefonisch oder per E-Mail erreichbar. Die Anmeldung für das Ferienprogramm laufe allerdings weiter.

    KJR Donau-Ries bietet "digitales Ferienprogramm"

    Nicole Richter, Geschäftsführerin des Kreisjugendrings Donau-Ries erläutert, was der KJR nun vorhat: Es werde vorerst ein „digitales Ferienprogramm“ zu Hause geben, einen Erlebnisnachmittag am 6. Juni für 8 bis 15-Jährige, eine digitale Spielstadt in Donauwörth (10. bis 14. August), ein Zeltlager zu Hause und, und, und – alles organisiert und erlebbar über eine Onlineplattform. Wann es direkte Gruppentreffen und in welcher Form wieder geben kann, darüber kann auch Richter noch nichts Konkretes sagen. Staatlicherseits erfahre man bis dato wenig – und ohne behördliche Wegweisungen geht es kaum, zumal niemand gegen die Anordnungen zum Infektionsschutz verstoßen möchte. Trotz aller Unsicherheit ist Richter froh über die große Eigeninitiative, die sie in vielen Gruppen beobachtet. Das Jugendrotkreuz etwa hat Einkaufstouren für Corona-Risikogruppen gestartet, beteiligte sich am Maskennähen.

    Lesen Sie hierzu auch den Kommentar: Jugend und Kinder an den Rand gedrängt

    Johannes Hildebrandt ist als Diakon unter anderem für die evangelische Jugendarbeit in und rund um Donauwörth zuständig. Er hält Juni als Start-Termin für die direkte Jugendarbeit „live“ für „sehr optimistisch“ – er rechne eher mit August für den eventuellen und immer lageabhängigen Wiederbeginn der Gruppentreffen, vielleicht könne einiges wie beispielsweise die Zusammenkünfte mit den Konfirmanden gar erst Ende des Jahres regelmäßig stattfinden. Auch Hildebrandt sagt, dass viele Jugendlichen langsam genug hätten von der Beschäftigung am Bildschirm: „Vorher gab es in der Jugendarbeit ein digitales Rinnsaal; dann kam Corona und jetzt haben wir einen digitalen Tsunami.“

    Aktuell arbeite er an Hygiene- und Sicherheitskonzepten für die Gruppenarbeit, berichtet Hildebrandt weiter. Bei den Konfirmanden könnte das bedeuten: jeweils fünf Konfirmanden in fünf Gruppen. Dazu müssten aktuell Raum- und Lüftungskonzepte ausgearbeitet werden. Für das Aufrechterhalten der Jugendarbeit sei Corona immens schwierig. Eigentlich müsse diese kontinuierlich, ohne größere Brüche erfolgen. Und: Es folgen ja auch noch die Sommerferien. Wenn bis Mitte September nichts geschieht, stünde die gewohnte, direkte Jugendarbeit mit all ihren Gruppen, Treffen und Lagern für sage und schreibe ein halbes Jahr still.

    Jugendarbeit sukzessive öffnen

    Ziel des Bayerischen Jugendrings ist es derweil, die Jugendarbeit zum Start der Pfingstferien sukzessive zu öffnen, wie aus einem Schreiben vom 14. Mai hervorgeht, das der Redaktion vorliegt. Sicher sei das aber nicht. Indessen wird die Kritik, beispielsweise im Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), hörbarer an den leisen Tönen des Staates zur Jugendarbeit. Kurzum: Alle warten auf klare Worte aus den Ministerien. Bis dahin liegt vieles brach.

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