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Landkreis Donau-Ries: Ingenieur aus der Region erlebt Folgen des Coronavirus hautnah

Landkreis Donau-Ries

Ingenieur aus der Region erlebt Folgen des Coronavirus hautnah

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    In China ist wegen des Coronavirus das öffentliche Leben vielerorts zum Erliegen gekommen. Das musste auch ein Mann aus dem Donau-Ries-Kreis erfahren, der sich beruflich in dem asiatischen Land aufhielt.
    In China ist wegen des Coronavirus das öffentliche Leben vielerorts zum Erliegen gekommen. Das musste auch ein Mann aus dem Donau-Ries-Kreis erfahren, der sich beruflich in dem asiatischen Land aufhielt. Foto: Xin Hua, dpa

    Er ist froh, dass er wieder daheim ist. Vor einigen Tagen kehrte der Ingenieur, der im Donau-Ries- Kreis lebt, von einer Dienstreise aus China zurück. Der Mann erlebte in Asien hautnah mit, wie die Coronavirus-Epidemie das Land immer mehr lähmt. Dem konnte sich auch der Nordschwabe nicht entziehen. „Es war total beklemmend“, fasst er seine Eindrücke im Gespräch mit unserer Redaktion zusammen.

    Mitte Januar flog der Familienvater zusammen mit Kollegen wegen eines Montageprojekts in das „Reich der Mitte“. Bis dahin habe er von der Lungenkrankheit noch gar nichts gehört gehabt. Im Flugzeug habe ihn ein Mitreisender darauf angesprochen, „als wir dann ankamen, war es offiziell“. Nach der Ankunft in einer Millionenstadt, die über 1000 Kilometer von Wuhan, dem Ausgangsort der Epidemie, entfernt liegt, sei erst einmal diskutiert worden, ob das Projekt in einem Werk überhaupt gestartet werden könne. Die Männer packten es an.

    Erste Schutzmaßnahme am chinesischen Neujahrsfest

    Am chinesischen Neujahrsfest sei dann in der Fabrik eine erste Maßnahme angeordnet worden: Dort war fortan eine Schutzmaske zu tragen. Einen Tag später sei der Pool im Hotel geschlossen worden. Tags darauf herrschte auch in der Unterkunft Maskenpflicht. Und neben dem Fahrstuhl postierte sich ein Angestellter, der die Aufgabe hatte, bei jedem, der den Aufzug benutzte, mit einem Gerät, das an den Kopf gehalten wird, die Temperatur zu messen. Was der Mann nicht bemerkte, aber die Facharbeiter aus Deutschland: An dem Messgerät war die Batterie fast leer. Der Chinese habe jedoch weder die arabischen Buchstaben noch Zahlen auf der Anzeige lesen können.

    Nach dem Neujahrsfest seien im Umfeld des Hotels die Imbisse und Läden geschlossen geblieben. Auch in der Unterkunft sei der Service immer mehr eingeschränkt gewesen, wohl weil immer weniger Personal zur Verfügung gestanden habe. Das Restaurant blieb geschlossen, Frühstück oder sonstiges Essen gab es nur noch auf Vorbestellung.

    So mussten die Männer auf eine McDonalds-Filiale an einer Hauptstraße ausweichen oder sich in einem Supermarkt mit Fertiggerichten eindecken. Das Einkaufen sei ebenfalls nur mit Maske und nach Temperatur-Überprüfung möglich gewesen. „Auch in der Fabrik wurde immer strenger kontrolliert“, berichtet der Ingenieur. Der schickte eine E-Mail an das Auswärtige Amt, ließ sich bei diesem registrieren und hoffte auf Ratschläge, wie er sich verhalten solle. Doch er habe nur allgemeine Infos bekommen.

    Coronavirus wird in China nie beim Namen genannt

    Die Millionenstadt in China sei „wie ausgestorben“ gewesen. Über das Internet – genauer gesagt ein virtuelles privates Netzwerk (VPN) – gelang es dem Nordschwaben, wenigstens, in Erfahrung zu bringen, was deutsche Medien über die Lungenkrankheit berichten. In China selbst sei das „Coronavirus“ nie beim Namen genannt worden.

    Angesichts der sich zuspitzenden Situation kümmerte sich der Nordschwabe um einen möglichst schnellen Rückflug. Mit Lufthansa war dies nicht mehr möglich. Sie stellte ihre Flüge nach/von China ein. „Wir hatten Angst, dass wir nicht mehr heimkommen oder im Falle einer Erkrankung in eine überfüllte Klinik müssen“, so der Ingenieur.

    Fluggäste und Personal tragen Schutzmasken

    Das Unternehmen vermittelte auf Anfrage jedoch einen Flug mit Air China – „anfangs war von 300 Euro Zusatzkosten die Rede, dann ging es doch ohne“. Im Flugzeug saßen hauptsächlich Chinesen, darunter viele Familien mit kleinen Kindern. Alle Passagiere und das Flugpersonal trugen Masken. Nach der Ankunft in Frankfurt habe er den Flughafen ohne Probleme oder weitere Nachfragen verlassen können, berichtet der Rückkehrer.

    Der ging aus eigenem Antrieb gleich zu seinem Hausarzt, um einen Schnelltest auf das Coronavirus machen zu lassen: „Ich kam direkt in ein separates Behandlungszimmer.“ Der Mediziner habe darauf verzichtet, ihm die Hand zu schütteln, und habe eine Schutzmaske getragen. Bis das Ergebnis vorliegt, hält sich der Familienvater weitgehend in seiner Wohnung auf: „Ich habe so lange mit niemandem Kontakt, bis ich weiß, dass nichts ist.“ Inzwischen hat sich das Gesundheitsamt bei dem Ingenieur gemeldet. Man habe ihm gesagt, er hätte den Test nicht machen müssen, da er nicht in der Krisenregion im Raum Wuhan gewesen sei. Dazu merkt der Nordschwabe an: „Ich weiß ja nicht, wer neben mir im Flugzeug saß.“

    Kollege kommt in zweiwöchige Quarantäne

    In anderen Bundesländern gingen die Behörden offenbar anders vor. Ein Kollege, der sich in der Charité in Berlin vorsichtshalber untersuchen ließ, sei mittlerweile in zweiwöchige Quarantäne gekommen – obwohl der Vortest negativ ausgefallen sei. Ein weiterer Monteur, der bei dem Projekt mitwirkte und im benachbarten Württemberg lebe, sei erst einmal in ein Hotel gezogen. Grund: Er habe eine schwer kranke Angehörige und wolle diese auf keinen Fall gefährden. Schließlich könne die Lungenkrankheit für Menschen, die gesundheitlich bereits angeschlagen sind, fatale Folgen haben.

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