Startseite
Icon Pfeil nach unten
Donauwörth
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Donau-Ries: Fast keine Erstimpfungen mehr im Donau-Ries-Kreis: Der Impfturbo stockt

Landkreis Donau-Ries

Fast keine Erstimpfungen mehr im Donau-Ries-Kreis: Der Impfturbo stockt

    • |
    Das Impfzentrum des Landkreises Donau-Ries in Donauwörth. Die Mitarbeiter könnten dort und in Nördlingen wesentlich mehr Immunisierungen durchführen – doch es mangelt aktuell an Impfstoff, vor allem für die Erstimpfungen.
    Das Impfzentrum des Landkreises Donau-Ries in Donauwörth. Die Mitarbeiter könnten dort und in Nördlingen wesentlich mehr Immunisierungen durchführen – doch es mangelt aktuell an Impfstoff, vor allem für die Erstimpfungen. Foto: Anton Färber

    Die Regierung verwendet gerne markige Worte, um den Fortschritt in der Corona-Krise zu betonen. „Impfturbo“ ist solch eine etwas schiefe Metapher, die zudem in der Realität nicht so wirklich zünden mag. Nach vereinzelt erfolgreichen Wochen ist der Turbo ins Stocken geraten. Arthur Lettenbauer, der als Geschäftsführer des BRK Nordschwaben die Impfzentren in Donauwörth und Nördlingen organisiert, zeigt sich etwas enttäuscht über die aktuelle Lage bei den Corona-Immunisierungen.

    „Wir könnten wesentlich mehr impfen, aber es fehlt einfach wieder am Impfstoff.“ Dabei hatte die Kampagne vor wenigen Wochen merklich an Fahrt aufgenommen. Lettenbauer will trotzdem nicht schwarz sehen – er muss ohnehin von Woche zu Woche rechnen.

    Bei den Verantwortlichen Im Donau-Ries-Kreis war zuletzt fast Feierstimmung aufgekommen

    Die Gesamtzahl der Immunisierungen hat zuletzt sogar ein wenig Feierstimmung aufkommen lassen bei den Verantwortlichen im Landkreis: Am Samstag verabreichten die Helfer des Roten Kreuzes die fünfzigtausendste Corona-Impfung im Landkreis. Trotzdem: Die Wartelisten sind lang in den beiden hiesigen Impfzentren. Gut 21.000 Impfwillige, die auf ihre erste Spritze warten, zählt Lettenbauer aktuell. Hinzu kommen jene, die nur bei den Hausärzten gelistet sind. Bei den 21.000 handele es sich um Menschen aus allen vier Priorisierungsgruppen. Es gebe nach wie vor sehr viele Wartende aus der Gruppe drei. Das Problem ist dieser Tage indes kein kleines, was die Breitenwirkung der Immunisierungskampagne angeht, wie Lettenbauer berichtet: „Wir kriegen derzeit nur Impfstoff für die Zweitimpfungen.“ Erstimpfungen könnten in den Zentren „nur einige wenige“ vorgenommen werden – und zwar kurzfristig mit Impfstoff, der wegen abgesagter Immunisierungen am Ende des Tages übrig bleibt, damit keine Vakzine entsorgt werden müssen.

    Bei den für Juni angesetzten Zweitimpfungen ist Lettenbauer indes optimistisch. Bis jetzt habe man den dafür vorgesehenen Impfstoff stets bekommen: „Bis Ende Juni sollte es passen“, sagt der BRK-Mann, der am Montag die Bestellung für kommende Woche abgegeben hat. Verimpft werden in den Zentren in Donauwörth und Nördlingen hauptsächlich die Vakzine von Biontech/Pfizer sowie – weitaus weniger an der Zahl – Moderna. Es sei augenscheinlich, dass die Menschen vor allem Biontech bevorzugten, sagt Lettenbauer. Er betont, dass das Vakzin des US-Herstellers Moderna jedoch ebenfalls ein mRNA-Impfstoff ist – und teils sogar bessere Ergebnisse liefere. Von den 50.000 Impfdosen, die im Kreis verabreicht wurden, seien jedoch bislang nur 5000 von Moderna gewesen. AstraZeneca werde nur noch für jetzt anstehende Zweitimpfungen verwendet bei denjenigen, die den Stoff auch mit der ersten Spritze verabreicht bekommen hatten. Gegebenenfalls greife man bei der Zweitimpfung auch auf Moderna zurück. Das Vakzin des amerikanischen Pharmakonzerns Johnson & Johnson stehe nur in vereinzelten Dosen zur Verfügung, momentan sind es 50 Stück. Der Johnson-Impfstoff muss nur einmal verabreicht werden. Er sei daher für Personengruppen interessant, die ohnehin schwer zu erreichen seien, wie etwa Obdachlose. Hier wolle das BRK gemeinsam mit den Tafeln im Landkreis kooperieren, um Obdachlose zumindest für diese eine Impfung zu motivieren.

    In den Impfzentren wird an verschiedenen Fronten gekämpft

    In den Impfzentren kämpft man an verschiedenen Fronten – um Impfstoff, mit der Terminkoordinierung, mit der Überprüfung der Priorisierungsnachweise. Im Juni stehen insgesamt 12.157 Zweitimpfungen an, „eine Hausnummer“, wie Lettenbauer es beschreibt. Erstimpfungen seien aufgrund des fehlenden Impfstoffs dafür bis dato noch gar nicht im Juni geplant. Lettenbauer hofft aber darauf, dass jetzt, im Sommer, die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn angekündigten verstärkten Lieferungen kommen und auch den Landkreis erreichen. In der bundesweiten Kampagne gebe es seiner Meinung nach noch immer einige Unschärfen bei der Planung, sagt Arthur Lettenbauer: Woher etwa solle der Stoff für die ab 7. Juni angekündigten Impfungen in den Betrieben kommen? Wird er womöglich von den ersehnten Kontingenten der Impfzentren abgezweigt? Zusammenfassend, trotz einiger erfolgreicher Wochen, stellt der BRK-Geschäftsführer fest: Vom Impfturbo sei dieser Tage noch nicht viel zu spüren.

    Vorige Woche konnten in Donauwörth und Nördlingen 4000 Impfungen durchgeführt werden, nicht wenige – aber, so Lettenbauer: „Wir könnten eben ein- bis zweitausend mehr schaffen.“

    Wie Lettenbauer berichtet, wolle Landrat Stefan Rößle sich beim Landkreistag und in diesem Zusammenhang auch demnächst bei einem Gespräch des Landkreistages mit dem Gesundheitsminister dafür stark machen, dass wieder mehr Impfstoff in die Kreise kommt.

    In den Impfzentren wird an verschiedenen Fronten gekämpft.
    In den Impfzentren wird an verschiedenen Fronten gekämpft.

    Es kommt vor, dass das Personal beschimpft wird

    Derweil werden die Wartenden auf den Listen ungeduldig. Es komme auch zu Beschimpfungen des Personals an den Telefonen der Impfzentren. Die von der Bundespolitik immer wieder betonte Aussicht auf Erleichterungen habe mitunter „fatale Folgen“ – die Disziplin beim Warten sinke spürbar. Aber: „Ein Urlaub ist kein Grund, eine Impfung vorzuziehen“, so Lettenbauer. Die wiederholt betonten Vorzüge für vollständig Geimpfte seien für das Personal der Zentren zuletzt wahrlich keine Arbeitshilfe gewesen. Unterdessen bittet der BRK-Geschäftsführer all diejenigen, die sich bei ihrem Hausarzt haben impfen lassen, sich bei den Impfzentren, beziehungsweise beim Online-Portal Bayimco abzumelden. Dies würde den Mitarbeitern viel unnötige Arbeit ersparen – und reservierte Termine könnten neu vergeben werden. \u0009"Kommentar

    Lesen Sie auch:

    Corona: 37 Prozent im Donau-Ries-Kreis haben die erste Impfung

    Wie Häftlinge in unseren Gefängnissen geimpft werden

    Hausärztin aus Donauwörth zum Impfen: "Wir sind am Limit"

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden