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Landkreis Donau-Ries: Dieses Flugtaxi wird in der Region gebaut – und soll bald in Serie gehen

Landkreis Donau-Ries

Dieses Flugtaxi wird in der Region gebaut – und soll bald in Serie gehen

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    Christoph Fraundorfer hat am Freitag in Genderkingen die „Tensor“ erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
    Christoph Fraundorfer hat am Freitag in Genderkingen die „Tensor“ erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Foto: Manuel Wenzel

    Als Vater zweier Kinder werde er sich davor hüten, vom gleichen Gefühl zu sprechen wie bei der Geburt eines Babys. Dennoch ist es ohne Zweifel ein ganz spezieller Moment, den Christoph Fraundorfer am Freitagabend erlebt. Vor rund 200 geladenen Gästen – Berufspiloten, Geschäftspartnern, Investoren und anderen Vertretern aus der Wirtschaft – stellte er am Flugplatz in Genderkingen die „Tensor“ vor: ein Tragschrauber, mit dem eine Lücke in der aktuellen Luftfahrt geschlossen werden soll.

    Zehn Jahre Entwicklung und Forschung stecken in dem Projekt. Fraundorfer arbeitete früher unter anderem bei Airbus Helicopters in Donauwörth als Flugversuchs-Ingenieur, 2016 gründete er seine eigene Firma Fraundorfer Aeronautics. Diese war zunächst in Neuburg ansässig, mittlerweile ist das Technologie-Unternehmen aber nach Genderkingen gezogen. Der 44-Jährige ist selbst auch Pilot. „Als ich das erste Mal einen Tragschrauber geflogen bin, habe ich sofort das Potenzial erkannt.“

    Christoph Fraundorfer hat in Genderkingen die "Tensor" vorgestellt, der auch als Flugtaxi eingesetzt werden könnte.
    Christoph Fraundorfer hat in Genderkingen die "Tensor" vorgestellt, der auch als Flugtaxi eingesetzt werden könnte. Foto: Manuel Wenzel

    Der Tragschrauber soll niedrig und langsam fliegen können

    Alle Tragschrauber waren bisher aber mit dem gleichen Rotorsystem ausgestattet. Hier setzte Fraundorfer an: Er wollte eine Weiterentwicklung. Im Blick hatte der Österreicher, der in Nassenfels zwischen Neuburg und Eichstätt wohnt, dabei vor allem Flüge mit niedriger Höhe und geringer Geschwindigkeit. „Ein Flugzeug kann nicht zu langsam und zu tief fliegen und bei einem Helikopter herrscht in diesem Bereich bei einem Triebwerksausfall große Gefahr“, erklärt Fraundorfer. Die Innovation sollte gelingen. „Diese Hürde hat seit 60 Jahren kein Unternehmen genommen, aber wir haben das geschafft.“

    Mit der Tensor soll man Kurzstrecken zwischen 20 und 500 Kilometer sicherer, kostengünstiger und flexibler zurücklegen können als mit den übrigen bekannten Luft-Transportmitteln. Entscheidend hierbei sind die speziellen Rotorblätter. Diese werden im Gegensatz zu einem Hubschrauber nicht motorisch angetrieben, sondern praktisch vom Fahrtwind. Dabei orientierten sich die Forscher an der Natur, genauer gesagt an Ahornsamen. Diese erzeugen beim Herabfallen kleine Luftwirbel, die ihnen Auftrieb geben und für längere Flugstrecken sorgen. „Sollte bei der Tensor das komplette System ausfallen, gleitet er langsam herunter“, erklärt Fraundorfer.

    Der Tragschrauber "Tensor" mit Rotorblättern zeichnet sich dadurch aus, dass er in niedriger Höhe und mit geringer Geschwindigkeit fliegen kann. Er soll auch als Flugtaxi eingesetzt werden können.
    Der Tragschrauber "Tensor" mit Rotorblättern zeichnet sich dadurch aus, dass er in niedriger Höhe und mit geringer Geschwindigkeit fliegen kann. Er soll auch als Flugtaxi eingesetzt werden können. Foto: Manuel Wenzel

    In dem Flugtaxi könnten zwei Menschen Platz finden

    Das Patent hierfür habe man „in den weltweit 14 wichtigsten Märkten“ angemeldet. So kann später auch eine Erweiterung der Kapazität in Angriff genommen werden. Bisher ist die Maschine für zwei Personen ausgelegt. Das heißt, der Pilot könnte einen weiteren Passagier transportieren. Weitere denkbare Einsatzmöglichkeiten sind die Paketlogistik oder die Versorgung schwer zugänglicher Regionen, etwa im Katastrophenfall.

    Die Tensor kann zwar nicht wie ein Helikopter senkrecht vom Boden abheben, benötige aber auch nur eine geringe Start- und Landestrecke (50 beziehungsweise zehn Meter). Außerdem soll das 325 Kilogramm schwere Gerät leiser fliegen als ein Helikopter. Das hätten zumindest die Berechnungen ergeben, so Fraundorfer. Außerdem sei die Maschine weniger abhängig von gutem Wetter und weiter Sicht. Die Tensor sei für Einsätze entwickelt worden, „bei denen Flugzeuge und Helikopter Probleme haben“.

    Dieser Tragschrauber mit Rotorblättern zeichnet sich dadurch aus, dass er in niedriger Höhe und mit geringer Geschwindigkeit fliegen kann.
    Dieser Tragschrauber mit Rotorblättern zeichnet sich dadurch aus, dass er in niedriger Höhe und mit geringer Geschwindigkeit fliegen kann. Foto: Manuel Wenzel

    Ist die "Tensor" im Jahr 2021 serienreif?

    In die Luft steigen soll die Tensor erstmals im kommenden Jahr, die Serienreife ist für 2021 geplant. Das Rotorsystem wird bereits im der Luft erprobt, wobei Fraundorfer bei dieser Flugpremiere höchstpersönlich am Steuer saß. Anders als etwa Personen-Drohnen, die die gesetzliche Änderungen oder neue Regularien notwendig sind, könne Fraundorfer Aeronautics mit der Tensor zeitnah starten.

    Die Maschine will und soll keine Hubschrauber oder Flugzeuge ersetzen – man habe schließlich ein ganz anderes Einsatzfeld im Fokus. „Es gibt weltweit keine andere Lösung, die in diesem Bereich so sicher und wirtschaftlich fliegen kann.“ Dennoch sollen einmal Geschwindigkeiten von mehr als 200 Kilometern pro Stunde erreicht werden, heißt es vom Hersteller. Gebaut wurde der sogenannte Demonstrator – also das Vorführ-Modell, das am Freitag zu bestaunen war – an verschiedenen Standorten, zum Teil auch in Genderkingen. Dort könnte man bis zu 30 Maschinen im Jahr herstellen.

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