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Landkreis Donau-Ries: Die letzte Fahrt des Kneipenbusses

Landkreis Donau-Ries

Die letzte Fahrt des Kneipenbusses

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    Sie hatten den Kneipenbus Donau-Ries einst ins Leben gerufen: Marianne und Jörg Ach. Doch jetzt ist nach 24 Jahren Schluss mit dieser Institution.
    Sie hatten den Kneipenbus Donau-Ries einst ins Leben gerufen: Marianne und Jörg Ach. Doch jetzt ist nach 24 Jahren Schluss mit dieser Institution. Foto: Archivfoto: Andreas Schopf

    Als Astrid Barth in den frühen Morgenstunden des 1. September den Schlüssel aus dem Zündschloss zieht und den Kneipenbus ein allerletztes Mal absperrt, ist ihr schon ein wenig wehmütig ums Herz. Es ist gegen 3.30 Uhr und sie hat gerade die letzten Fahrgäste vom Festival „Summerfeeling“ in Wörnitzstein abgeholt und heil daheim abgeliefert. Jetzt ist Feierabend – endültig. Weitere Fahrten wird es für den

    Klammheimlich hat sich diese Initiative in Luft aufgelöst, die für Partygänger nach feuchtfröhlichen Nächten, nach Faschingstrubel, Plattenpartys und anderen Festen mehr die sichere Heimfahrt garantiert hat. Ohne große Ankündigung wurde der Betrieb Ende August eingestellt. Erst jetzt wurde öffentlich bekannt, dass es den Kneipenbus nicht mehr gibt.

    Noch vor eineinhalb Jahren war er von seinem Trägerverein als Erfolgsmodell gefeiert worden. Rund 45000 gefahrenen Kilometer und 7000 Fahrgäste pro Jahr waren in den letzten Jahren die durchschnittlichen Zahlen. „Die Weiterführung des Kneipenbusses ist geschafft“, sagte im Februar 2016 der Vorsitzende Nico Ach noch zu unserer Zeitung. Seine Eltern Marianne und Jörg Ach hatten diesen Abholservice für junge Leute einst ins Leben gerufen. Was ist seitdem passiert?

    Die Nachfrage ist gesunken

    „Die Gesamtsituation hat sich verändert“, schildern Nico Ach und sein Vater Jörg. Zum einen buchen immer weniger Fahrgäste den Kneipenbus, zum anderen geht auch die Zahl der Fahrer zurück, die sich allesamt ehrenamtlich in den Dienst der guten Sache gestellt haben. Die Ursachen sind vielfältig, teilweise recht unterschiedlich und können oft nur vermutet werden.

    Nico und Jörg Ach gehen aber davon aus, dass sich beispielsweise das Fortgeh-Verhalten der jungen Leute heute anders darstellt, als noch vor einem Vierteljahrhundert. Dass vieles sich im privaten Bereich abspielt und nicht so sehr in öffentliche Lokalen.

    „In die meisten Diskotheken und Kneipen kommt man ja heute gar nicht mehr unter 18 Jahren rein. Und ab diesem Alter sind viele dann schon selbst motorisiert oder können sich Taxis leisten.“ Da es ergänzend das Projekt „Fifty-Fifty“ gibt, ist Taxifahren mitunter eine attraktive Alternative. Jugendliche zahlen nämlich mit dem Fifty-Fifty-Berechtigungsschein nur die Hälfte der Beförderungskosten. Die andere Hälfte übernehmen der Landkreis und Verkehrsunternehmen.

    Auch organisieren sich die jungen Leute heute anders als früher. „Dank Smartphone und Internet suchen sie selbst ihre Mitfahrgelegenheiten“, so die Erfahrung von Nico und Jörg Ach. Sie nutzen also eher private Fahrgemeinschaften, als den Kneipenbus zu bestellen.

    Traurig über die zu Ende gegangene Ära

    Es gibt viele Gründe und Annahmen – unter dem Strich bleibt der Fakt, dass die Nachfrage zurückgegangen ist. Waren es zu Hochzeiten des Kneipenbusses – etwa im Jahr 2008 – jährlich fast 16000 Beförderungen (pro Abend bis zu 600 Personen), bei denen sechs Busse im Einsatz waren, so hat es zuletzt noch zwei Busse gegeben, die pro Nacht etwa 70 Gäste befördert haben.

    Ein bisschen traurig sind Nico und Jörg Ach schon, wenn sie auf die nun zu Ende gegangene Ära des Kneipenbusses blicken. Keiner kann sagen, wie vielen jungen Leuten durch die Initiative ihres Vereins schlimme Schicksale erspart geblieben sind, wie viele Familien ihre Kinder andernfalls vielleicht durch Unfälle verloren hätten. „Es ist schade, dass wir aufhören“, sagt Nico Ach, aber aus Dingen, die enden, entstehen Legenden.“

    In all den Jahren hat es mit dem Kneipenbus lediglich ein paar geringfügige Blechschäden gegeben – nie ist ein Mensch verletzt worden. Und das bei insgesamt 206623 Fahrgästen. „Wir danken allen unseren vielen Unterstützern“, sagt Jörg Ach. „Wir haben gemeinsam abwechslungsreiche und oft abenteuerliche Stunden bei Nacht und Nebel erlebt ...“

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