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Landkreis Donau-Ries: Das sind die „Rennstrecken“ im Kreis Donau-Ries

Landkreis Donau-Ries

Das sind die „Rennstrecken“ im Kreis Donau-Ries

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    Auf diesem Abschnitt der B2 bei Donauwörth (Schellenberg-Umgehung) erwischt die Verkehrspolizei regelmäßig besonders viele Temposünder. Das zeigt die Blitzer-Bilanz für das Jahr 2020 im Donau-Ries-Kreis.
    Auf diesem Abschnitt der B2 bei Donauwörth (Schellenberg-Umgehung) erwischt die Verkehrspolizei regelmäßig besonders viele Temposünder. Das zeigt die Blitzer-Bilanz für das Jahr 2020 im Donau-Ries-Kreis. Foto: Wolfgang Widemann

    Weniger Verkehr, aber mehr Temposünder – auf diesen Nenner lässt sich aus Sicht der Verkehrspolizei-Inspektion (VPI) Donauwörth das Jahr 2020 auf den Straßen im Donau-Ries-Kreis bringen. Bedingt durch die Corona-Pandemie waren deutlich weniger Fahrzeuge unterwegs, jedoch verleiteten laut Inspektionsleiter Ludwig Zausinger die freien Straßen offenbar so manchen Auto-, Motorrad- und Lkw-Fahrer zum Rasen.

    514 Messungen im Landkreis Donau-Ries

    Bei den Geschwindigkeitskontrollen, die einen Schwerpunkt in der Arbeit der VPI bilden, kristallisierten sich einige Schwerpunkte heraus – auf Bundesstraßen, aber auch vor Kindergärten.

    In nackten Zahlen sieht die Blitzer-Bilanz der VPI so aus: Bei 514 Messungen (2019: 493) waren insgesamt 16.787 Fahrzeuge zu schnell. Das waren etwas weniger als im Jahr zuvor (18.701). Jedoch stieg die Zahl der Fahrer, die das Limit deutlich überschritten, von 4130 auf 4330 an. Noch krasser war das Ergebnis bei den Sündern, die sich ein Fahrverbot einhandelten. 549 waren es 2020. Im Jahr davon waren es noch 325 gewesen. „Die Leute hatten mehr Möglichkeiten zum Schnellfahren“, merkt Zausinger dazu an.

    Auf bestimmte Strecken gab es besonders krasse Fälle. Die doppelspurige B2 zwischen Donauwörth und der Grenze zum Landkreis Augsburg auf Höhe Mertingen ist ein solcher Abschnitt. Auf diesen war die Beanstandungsquote insgesamt zwar moderat (um die 1,5 Prozent), jedoch waren die „Ausreißer nach oben“ auf der schnurgeraden Straße am höchsten. In Richtung Süden blitzten die Ordnungshüter einen Motorradfahrer mit 201 Stundenkilometern. Diese Geschwindigkeit stand nach Abzug aller Toleranzen. Freilich konnte zum Leidwesen der Polizei der Raser trotz aller Maßnahmen nicht belangt werden. Die Beweise hätten einfach nicht ausgereicht, so Zausinger. Ein Autofahrer, der in Richtung Donauwörth mit der gleichen Geschwindigkeit den Beamten ins Netz ging, konnte jedoch zur Verantwortung gezogen werden – mit einem dreimonatigen Fahrverbot, zwei Punkten in Flensburg und einer Geldbuße von 1200 Euro.

    Am Schellenberg in Donauwörth gab es die meisten Messungen

    Die meisten Messungen nahm die VPI auf der Schellenberg-Umgehung (B2) bei Donauwörth vor. 23-mal stand dort im vergangenen Jahr ein Radargerät. Knapp 2600 Temposünder kamen dort mit einem Verwarnungsgeld davon, 836 erhielten eine Anzeige und 95 ein Fahrverbot. „Wir haben an dieser Stelle regelmäßig hohe Beanstandungsquoten von bis zu zehn Prozent“, berichtet der Erste Hauptkommissar. Der erinnert daran, dass die B2 über den Schellenberg auch ein gewisser Unfallschwerpunkt sei. Dass dort immer und immer wieder zahlreiche Verkehrsteilnehmer zu schnell – also offenbar „ahndungsresistent“ – sind, liegt Zausinger zufolge wahrscheinlich daran, dass dort auch viel überregionaler Verkehr fließt, also ein großer Teil der Fahrer die Kontrollstelle nicht kennt.

    Als „typische Schnellfahrerstrecke“ bezeichnet der Inspektionsleiter auch die B16 zwischen Rain und der Grenze zum Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Dies gelte hauptsächlich für die Wochenenden, wenn auf dieser Bundesstraße kaum Lastwagen unterwegs sind. Auf der B16 zwischen Donauwörth und Rain verhalte es sich ähnlich. An der Messstelle bei Hamlar seien im Vorjahr bis zu sieben Prozent der Fahrzeuge geblitzt worden. Auch dort bremse unter der Woche der Schwerlastverkehr.

    Auf der B25 hat die Verkehrspolizei drei Punkte besonders im Blick: die Verengung von zwei Spuren auf eine bei Binsberg (Beanstandungsquote zwischen fünf und sechs Prozent), den Abschnitt mit Zusatzspur bei Großsorheim (Spitzenwerte 2020 von 200 und 193 km/h) und die Zusatzspur-Strecke bei Wallerstein (8,5 Prozent Beanstandungsquote, 156 Anzeigen, 18 Fahrverbote und ein trauriger „Spitzenreiter“ mit 193 km/h). Besorgniserregend ist für den Leiter der Dienststelle das Verhalten von Verkehrsteilnehmern in Tempo-30-Zonen vor Kindergärten. In zwei Orten kontrollierte die VPI da wiederholt: In Harburg kamen bei fünf Messungen 62 Verwarnungen und 14 Anzeigen heraus – ein Anteil von vier Prozent. „Das ist deutlich zu viel“, moniert Zausinger.

    Noch schlimmer sei es im Donauwörther Stadtteil Auchsesheim. Dort herrscht in der Ortsdurchfahrt relativ starker Verkehr. Bei 13 Messungen vor dem Kindergarten kam es zu 618 Verwarnungen, 115 Anzeigen und 14 Fahrverboten. Beanstandungsquote: 5,8 Prozent.

    Was den Lkw-Verkehr betrifft, legen die Verkehrspolizisten ein besonderes Augenmerk auf die B2 und die B25.

    „Das sind mittlerweile europäische Lkw-Rennstrecken“, fasst Zausinger die Ergebnisse der Kontrollen zusammen. Auf den Bundesstraßen gilt für die Last- und Sattelzüge eine Höchstgeschwindigkeit von 60 „Sachen“. Mit ihrem zivilen Fahrzeug, in dem eine Videokamera installiert ist, stellten die Beamten häufig eine tatsächliche Geschwindigkeit von um die 90 km/h fest, also 50 Prozent über dem erlaubten Limit.

    Massive Verstöße kämen aber regelmäßig auch beim Auslesen er digitalen Kontrollgeräte der Lastwagen ans Tageslicht. Bei 60 Prozent der Verstöße, die auf den Geräten dokumentiert waren, habe es sich um überhöhte Geschwindigkeit gehandelt – begangen von Fahrern im europäischen Güterverkehr.

    Die Bilanz für 2020 zeigt nach Ansicht von Ludwig Zausinger, dass es wichtig sei, das Verkehr zu überwachen und die Raser zur Rechenschaft zu ziehen. Ansonsten würden sich die Straßen der Region allgemein in Rennstrecken verwandeln – mit schweren und sogar tödlichen Unfällen als Folge.

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