Was seit Wochen absehbar war, ist nun genau am 1. Dezember eingetreten: Erstmals in einem Kalenderjahr ist im Donau-Ries-Kreis die Marke von tausend Wildunfällen erreicht und überschritten worden – ein trauriger Rekord. Bei der 1000. von der Polizei registrierten Karambolage krachte es gleich recht heftig: Ein 50-Jähriger aus Brandenburg, der mit seinem Auto am Sonntag auf der B2 zwischen Monheim und Donauwörth unterwegs war, stieß auf Höhe Kaisheim bei voller Fahrt mit einem Wildschwein zusammen, das die Fahrbahn überquerte. Am Pkw entstand laut Polizei Totalschaden. Für das Schwein endete das Unglück tödlich. Der Wagen musste abgeschleppt werden.
Wie die Jäger die Entwicklung begründen
Tendenziell steigt die Zahl der Wildunfälle schon seit Jahren stetig. Eine eindeutige Erklärung dafür gibt es nicht. Aus Kreisen der Jäger ist zu hören, dass eine Vielzahl von Gründen dafür infrage kommen könnte. Dazu gehören das großflächige Abernten von Feldern – dadurch wird dem Wild auf einen Schlag die gewohnte Umgebung genommen – oder die Tatsache, dass Autos immer wertiger werden und damit auch kleinere Schäden gemeldet werden.
Klar ist laut Stephan Roßmanith, Sachbearbeiter Verkehr der Polizei im Donau-Ries-Kreis, dass in den vergangenen elf Monaten noch viel mehr als die 1000 gemeldeten Wildunfälle passiert sind. So mancher Verkehrsteilnehmer meldet sich nämlich gar nicht – entweder, weil er vielleicht keine Versicherung hat, weil er betrunken ist, weil er keinen Führerschein hat oder weil an dem Fahrzeug kein Schaden entstanden ist. Davon zeugen zahlreiche Kadaver, die auf dem Asphalt liegen.
Das Gesetz verpflichtet Verkehrsteilnehmer, solche Unfälle „unverzüglich“ der Polizei mitzuteilen. Ein Grund dafür: Oft ist das Tier verletzt, flüchtet in den Wald und geht jämmerlich zugrunde. Wird der zuständige Jagdpächter umgehend informiert, kann er es suchen und von seinen Leiden erlösen.
Allein 70 Unfälle auf der B25
Im gesamten Jahr 2018 wurden der Polizei im Landkreis 934 Wildunfälle bekannt. Die Steigerung in diesem Jahr geht Roßmanith zufolge vor allem auf mehr Zusammenstöße auf Bundesstraße zurück. Hier liege das Plus bei 34 Prozent. Auf den einzelnen Bundesstraße sieht es heuer so aus: Auf der B25 zwischen Donauwörth und der Landkreisgrenze bei Fremdingen registrierte die Polizei bislang 70 solche Unfälle. Auf der B2 zwischen dem Bereich Mertingen und Monheim sind es 62, auf der B466 zwischen Ederheim und dem Bereich Oettingen sind es 47, auf der B16 zwischen Tapfheim und Rain 33 und auf dem – allerdings ganz kurzen – Abschnitt der B29 von Nördlingen in Richtung Bopfingen zwei.
Insgesamt kamen auf den Bundesstraßen bis zum 1. Dezember 214 Kollisionen zusammen. Auf den Staatsstraßen waren es 239, auf den Kreisstraßen 305 und auf den Gemeindeverbindungsstraßen 243. Die Unfälle seien „quer über den Landkreis verstreut“, schildert der Hauptkommissar. Es gebe keinerlei „Häufungspunkte“.
Unfälle mit 640 Rehen
Weitaus am häufigsten sind – so ist der Statistik zu entnehmen – Unfälle mit Rehen. 640 waren in Unglücke verwickelt. Eines endete – wie berichtet – in diesem Jahr tödlich. Am 14. August erfasst auf der Kreisstraße zwischen Mauren und Oppertshofen ein Auto ein Reh. Die 32-Jährige geriet mit ihrem Wagen auf die Gegenfahrbahn und krachte frontal gegen einen Lastwagen. Wenige Tage später starb die Frau in einer Klinik.
Bei fünf weiteren Wildunfällen verletzten sich Personen, darunter ein 19-Jähriger, der auf der Straße zwischen Daiting und Buchdorf mit dem Moped unterwegs war und mit einem Reh zusammenstieß.
Weiterhin erfasste die Polizei 167 Wildunfälle mit Hasen, 65 mit Füchsen, 43 mit Dachsen, 41 mit Wildschweinen und 19 mit Greifvögeln. Hinzu kommen 26 Unfälle mit sonstigem Wild, wie zum Beispiel Mardern. In 28 weiteren Fällen stießen Fahrzeuge mit Tieren zusammen, jedoch ergaben sich keine Beweise, dass es sich auch um ein Wildtier handelte. Diese Unfälle flossen nicht mit in die Wildunfall-Auflistung mit ein, so Roßmanith.
Die Zahl der unerfreulichen Begegnungen von Fahrzeugen mit Wildtieren dürfte sich bis zum Jahresende weiter erhöhen. Noch am Wochenende wurde auch der 1001. Wildunfall im Landkreis aktenkundig.
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