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Landkreis: Auf dem letzten Weg begleiten

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Auf dem letzten Weg begleiten

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    Um Menschen, die kurz vor dem Tod stehen, kümmert sich die Hospizgruppe Donau-Ries. Für die ehrenamtlichen Helfer ist das nicht immer leicht.
    Um Menschen, die kurz vor dem Tod stehen, kümmert sich die Hospizgruppe Donau-Ries. Für die ehrenamtlichen Helfer ist das nicht immer leicht. Foto: Försterling, dpa (Symbolbild)

    Er wollte eigentlich nur seine wohlverdiente Rente genießen. Im Garten sitzen und sich an seinem Koi-Karpfen-Teich erfreuen. Doch dann bekommt er die niederschmetternde Diagnose: Er ist schwer krank und hat nicht mehr allzu lange zu leben.

    Robert Wölker erinnert sich noch gut an diesen Fall. Rund fünf Wochen hat Wölker den Mann bis zu desen Tod begleitet, hat versucht, ihm die letzten Momente des Lebens so angenehm wie nur möglich zu machen. Dazu gehörte auch, den Patienten noch einmal aus dem Pflegeheim nach Hause zu fahren, an seinen Teich. Oder ihm eine letzte Zigarre zu gönnen. „Wir saßen auf einer Bank vor dem Heim, seine Frau rechts von ihm, ich links. Sie hat den Aschenbecher gehalten, ich habe ihm die

    90 Theorie- und 20 Praxisstunden

    Seit vier Jahren ist Wölker ehrenamtlich als Hospizbegleiter bei der Hospizgruppe im Landkreis Donau-Ries. Der geschilderte Fall war einer seiner ersten. „Ich hatte mir überlegt, welche sinnvolle Beschäftigung ich ausüben kann, um der Gesellschaft etwas zurückzugeben“, sagt Wölker. Dann stieß er auf die Anzeige des Bayerischen Roten Kreuzes, dass ein neuer Kurs für Hospizbegleiter starten wird. In 90 Theorie- und 20 Praxisstunden werden die Teilnehmer ausgebildet und vorbereitet, sagt Margit Wiedenmann, die Koordinatorin der Gruppe. „Während der Ausbildung stellen die Teilnehmer fest, ob sie für die Arbeit geeignet sind oder nicht“, sagt sie. Das bestätigt auch Wölker: „Man beschäftigt sich sehr viel mit dem eigenen Leben, arbeitet das auf.“

    Eine, die erst vor Kurzem die Ausbildung beendet hat und auf ihren ersten Einsatz wartet, ist Sonja Hofmann. Nach Gesprächen mit einer Bekannten, die schon länger im Hospizverein aktiv ist, hat sie sich dazu entschlossen, auch die Ausbildung zu machen. Sie sagt: „Man muss auf jeden Fall mit sich selbst im Reinen sein. Sonst kann man das nicht machen.“ Und man müsse lernen, sich selbst zurückzunehmen, alles den Bedürfnissen und Wünschen des Kranken unterordnen. „Wir als Person treten in den Hintergrund, der zu verabschiedende Mensch steht im Vordergrund“, sagt Hofmann. „Wer selbst gerade Probleme hat und mit sich beschäftigt ist, kann nicht auf den Patienten eingehen“, ergänzt Wölker.

    Teilweise rund um die Uhr im Einsatz

    Wie intensiv eine Sterbebegleitung werden kann, hat er bei seinem jüngsten Fall erfahren. Ein junger Familienvater, dessen Kind erst vor wenigen Monaten zur Welt gekommen war, war unheilbar an Krebs erkrankt, hatte Metastasen im ganzen Körper. Da war Wölker teilweise rund um die Uhr im Einsatz. „Ich bin nach der Arbeit kurz nach Hause, habe mich umgezogen und bin dann zu ihm ins Krankenhaus“, beschreibt er die Abläufe. In der Klinik hat er teilweise übernachtet, „am Morgen habe ich mich zuhause schnell umgezogen, eine Tasse Kaffee getrunken, und bin wieder in die Arbeit“. Eine enorme zeitliche Belastung, wie er auch selbst sagt, doch der todkranke Mann sei während dieser Zeit auch zu einem Freund geworden, meint der Sterbebegleiter.

    Damit es wie in Wölkers Fall zwischen dem Betroffenen und dem Ehrenamtlichen so gut klappt, ist Margit Wiedenmann in ihrer Funktion als Koordinatorin gefragt. Sie entscheidet, wer ihrer rund 40 aktiven Helfer am besten zu dem Kranken passt. „Wenn der Patient gerne verreist ist, wäre es super, ihn mit einem Gleichgesinnten zusammenzubringen“, erklärt sie. In anderen Fällen sei es aber auch wichtig, einfach still neben dem Patienten zu sitzen. „Nur 25 Prozent der Kommunikation ist verbal“, sagt Hofmann. Und da geht es dann auch darum, die Ängste ernstzunehmen. „Auch ein 95-Jähriger hat Angst vor dem Tod“, sagt Wiedenmann.

    Um mit einem Fall abzuschließen, haben die Hospizbegleiter unterschiedliche Herangehensweisen. Robert Wölker sagt, für ihn sei es ein Anliegen, nach dem Tod des Patienten noch einmal die Familie zu besuchen, ebenso geht er auf die Beerdigung. In Gesprächsrunden, so erklärt Wiedenmann, tauschen sich die Ehrenamtlichen auch aus helfen einander, den Fall zu verarbeiten.

    Doch man müsse immer darauf achten, dass einem die Situation nicht zu nahe geht. „Wir dürfen auch nicht den Fehler machen und uns von Tagen, an denen es dem Patienten besser geht, blenden lassen“, sagt Wölker. Man müsse sich bewusst machen, dass der Patient nicht mehr lange zu leben hat. Und bis dahin sei es die Aufgabe, ihm seine letzten Wünsche, und seien sie noch so klein, zu erfüllen. „Ich muss sehen, wo ich noch Glitzer drüber streuen kann“, fasst Wölker seine Tätigkeit zusammen.

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