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Donauwörth: Kuriose Weihnachtsfilme: Wenn Santa plötzlich Muskeln zeigt

Normalerweise zerstören sie im Ring mit viel Theater ihre Gegner. Bisweilen hängen sie sich aber den weißen Bart um und schlüpfen in den roten Mantel: Wenn Wrestler den Weihnachtsmann spielen, dann fliegen die Fetzen. Publikumsliebling Hulk Hogan gibt in „Santa Claus mit Muckis“ den kampfsportbegeisterten Milliardär Blake Thorne, der sich nach einem Gedächtnisverlust für den Weihnachtsmann hält. Als Beschützer der Schwachen verprügelt er Bösewichte und hilft Waisenkindern.

Ein Fiesling, der eine Horde verrückter Wissenschaftler angeheuert hat, will sich das Gebäude des Waisenhauses unter den Nagel reißen, denn in einer Höhle tief darunter sind seltene Kristalle zu finden. Hogans Kollege Bill Goldberg wiederum feiert in „Santa’s Slay“ an Heiligabend eine Blutorgie. Goldbergs Santa ist Satans Sohn – man muss ja nur die Buchstaben verschieben – und musste nur aufgrund einer verlorenen Wette jahrhundertelang den Kindern Geschenke bringen.

Populäre Weihnachtsfilme sind ein einträgliches Geschäft

Als die Frist endlich abläuft, kann er seine schlechten Gewohnheiten wieder aufnehmen. Ein Engel, sein Enkel und dessen Freundin versuchen, das Gemetzel zu stoppen. Alberner geht es nicht? Doch. Wie wäre es mit den Abenteuern des Weihnachtsmannes auf dem Mars? Oder einem Weihnachtsfilm, der in der Antike spielt? Oder im Star-Wars-Universum?

Populäre Weihnachtsfilme sind ein einträgliches Geschäft. Sie locken ein Millionenpublikum in die Kinos, spielen Millionen ein und werden, wenn sie halten, was sie versprechen, noch jahrzehntelang an den Feiertagen im Fernsehen ausgestrahlt. Es ist jedoch nicht einfach, immer wieder neue Themen zu finden. Der unbedingte Wille, trotzdem Kasse zu machen, treibt manche Regisseure dazu, es einfach mal mit völlig abgedrehten Ideen zu versuchen. Vielleicht wird ja trotzdem ein Klassiker draus. Meistens klappt das nicht, aber ab und zu entsteht ein Trash-Kult-Juwel.

Wenn Marsianer den Weihnachtsmann entführen

Zum Beispiel dieses hier: Im Jahr 1964 nahm ein gewisser Paul Jacobson, der ansonsten keine Erfahrung mit Spielfilmen hatte, 200.000 Dollar in die Hand und produzierte nach einer eigenen Idee den Streifen „Santa Claus Coquers the Martians“ – zu Deutsch etwas „Santa Claus bezwingt die Marsianer“. Die Darsteller waren weitgehend unbekannt, nur Pia Zadora in der Rolle des Marsmädchens Girmar machte noch von sich reden. Sie erlangte als Sängerin und Schauspielerin mit besonders schwachen Leistungen in beiden Fächern eine zweifelhafte Berühmtheit.

Die Story des Films ist tatsächlich einmalig: Die Marsianer fliegen zur Erde und entführen den Weihnachtsmann, damit ihre Mars-Kinder nicht mehr so apathisch sind. Die Armen müssen nämlich den ganzen Tag verkabelt herumliegen und Unmengen an Wissen aufnehmen. In ihrer Freizeit schauen sie dann Erdenfernsehen und können miterleben, wie gut es ihre Altersgenossen auf diesem zurückgebliebenen Planeten haben. Zum Beispiel feiern sie dort Weihnachten.

Auch das kann ein unvergessliches Film-Ereignis werden

Ein Mars-Fundamentalist will nicht zulassen, dass auf dem kriegerischen Planeten plötzlich Freude und Heiterkeit herrschen. Darum versucht er, den jovialen Erdling um die Ecke zu bringen. Trotz mehrerer stümperhafter Versuche gelingt ihm dies nicht. Santa hingegen schafft es, die Mars-Kinder mit viel Ho Ho Ho und noch mehr Geschenken aufzuheitern.

Am Ende stellt sich allerdings heraus, dass auch der faule Droppo, der Mars-Trottel vom Dienst, einen ganz passablen Santa abgibt, denn dumm lachen kann auch er. So lässt man das Original wieder auf die Erde zurückreisen und Weihnachten kann auch dort stattfinden. Seltsamerweise wurde dieser Film nicht synchronisiert, aber er lässt sich auch auf Englisch genießen. Allein der schreckliche Papp-Roboter, mit der die Marsianer den Weihnachtsmann fangen wollen und der trashige Titelsong „Hooray for Santa Claus“ machen jeden Mars-Filmabend zum unvergesslichen Ereignis.

Was den Marsianern recht ist, ist den Wookiees auf dem Paneten Kashyyyk nur billig. Bei ihnen ist der „Tag des Lebens“ das Fest der Feste. Natürlich möchte auch Chewbacca mit seiner Familie feiern und macht sich mit Han Solo im Millennium-Falken auf zu seinem Heimatplaneten. Darth Vader und seine Handlanger versuchen vergeblich, sie zu erwischen. Daheim treffen die beiden Rebellen nicht nur auf die haarige Sippe, sondern auf die Festgäste Luke Skywalker, Prinzessin Leia, R2D2 und C-3PO. Zum Happy End singt Leia ein schmalziges Lied.

Den Machern von Star Wars ist dieser Ausrutscher bis heute peinlich

Das sogenannte „Star Wars Holiday Special“ von 1978 gilt vielen als der schlechteste Weihnachtsfilm überhaupt, obwohl das Drehbuch von George Lucas stammt und fast alle Figuren des 1977 ausgestrahlten ersten Star Wars Films mitspielten. Den Machern der Serie ist dieser Ausrutscher bis heute peinlich. Der Film wurde nie wieder gezeigt. Dabei ist das Machwerk eigentlich nicht besonders trashig, sondern einfach nur nervtötend langweilig. Eine öde Weihnachtssendung, bei der man den Bewohnern entfernter Galaxien dabei zusehen kann, wie sie vor lauter Langeweile öde Weihnachtssendungen glotzen.

Von Langweile ist bei Xena, der Kriegerprinzessin, nichts zu spüren. Die Serie aus den 1990er Jahren spielt in einer Phantasie-Antike, in der Julius Cäsar, Herkules und der biblische König David Zeitgenossen sind. Was könnte wohl der Anlass sein, um den sich in einer solchen Welt eine Weihnachtsgeschichte entwickelt? Richtig, die Wintersonnenwende, die viele für die ursprüngliche Version des Weihnachtsfestes halten. Xena und ihre Gefährtin Gabriella kommen in eine Stadt, deren böser König Silvas das Fest der Liebe und des Friedens verboten hat. Niemand darf einen Sonnwend-Baum schmücken oder Spielzeug verschenken. Dieser Silvas ist außerdem noch geldgierig und will das örtliche Waisenhaus schließen, weil dessen Leiterin Melana Steuerschulden hat. Xena und Gabiella beschließen, den Bedrängten zu helfen.

Eine Anleihe bei Charles Dickens

Aber weil ja Weihnachten, pardon, Sonnenwend-Tag ist, gehen sie ausnahmsweise gewaltlos vor. Gabriella hat sich einen raffinierten Plan ausgedacht: Der hartherzige König wird von den drei griechischen Schicksalsgöttinnen heimgesucht, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verkörpern. Diese führen ihn wieder auf den rechten Weg. Der geisterhafte Auftritt wird von Xena, Gabriella und Melana vorgespielt. Aufmerksame Leser dieser Kolumne haben natürlich längst gemerkt, dass dieser Trick eine Anleihe bei Charles Dickens ist. Damit nicht genug, die Frauen werden von einem alten Spielzeugmacher namens Santicles unterstützt, der im roten Gewand durch den Kamin des Waisenhauses rutscht und Geschenke verteilt.

Am Ende stellt der geläuterte Silvas fest, dass die Leiterin des Waisenhauses niemand anderes ist als seine Gattin Analia. Sie verließ ihn einst am Sonnwend-Abend, weshalb der König zum Grinchikos wurde. Die beiden Wiederverliebten fallen sich in die Arme und die Heldinnen können weiterziehen. Ach ja, am Schluss treffen sie noch auf Maria und Joseph mit dem Jesuskind und schenken ihnen einen Esel. Die Unverfrorenheit, mit der hier Versatzstücke aus anderen Weihnachtsgeschichten zusammengestöpselt werden, verdient aufrichtige Bewunderung.

Selbst Herkules hat seinen Weihnachtsauftritt

In der Videothek der schlechtesten Weihnachtsfilme findet sich auch eine Box mit dem Titel „Herkules rettet das Weihnachtsfest“. Allerdings ist hier weder der Halbgott noch ein Wrestler zugange, sondern ein Hund gleichen Namens. Der ist, trotz seiner tierischen Natur, zugleich auch noch ein Weihnachtself. Die Story nachzuerzählen lohnt nicht.

Ein gewisser Rondo will aus nicht nachvollziehbaren Gründen Weihnachten sabotieren, wird aber daran gehindert. Ein Waisenhaus kommt auch vor, die Weihnachtselfen agieren so dümmlich wie in keinem anderen Film. Ein Rezensent fasste das zusammen mit den Worten „ein wundervoller Spaß für die gesamte Familie voller Spannung, Humor und Witz, der einem den Geist von Weihnachten in seiner vollen Pracht zeigt“. Nun ja.

Manchmal wird es inhaltlich ziemlich wirr

Aber selbst Weihnachtsfilm-Profis gehen bisweilen die Ideen aus und sie produzieren bizarre Machwerke. Aus den Studios von Arthur Rankin und Jules Bass stammen viele der einflussreichsten weihnachtlichen Trickfilme der USA. Rudolph das Rentier, Frosty den Schneemann und Santa Claus stellen sich viele amerikanischen Kinder so vor, wie Rankin/Bass sie in den 1960er und 70er Jahren zeigten. Einige ihrer Filme sind nichts als krampfhafte Versuche, noch ein paar Dollar mehr aus den erfolgreichen Geschichten herauszuquetschen.

So muss der arme Rudolph gleich nach seinem Schlitteneinsatz für Santa Claus auch noch das neue Jahr suchen gehen. Das ist ausgebüxt, weil alle über seine großen Ohren lachen. Ein Jahr mit Ohren, das klingt seltsam, ist aber noch das Normalste an dem Film. Auf seiner Suche bekommt Rudolph es unter anderem mit Urzeitwesen und Uhr-Zeit-Wesen zu tun. Handwerklich perfekt, aber inhaltlich ziemlich wirr und nur eine weitere Variante einer Story über Wesen mit körperlichen Abnormitäten, die lernen müssen, ihre Andersartigkeit zu akzeptieren. Das hatte schließlich schon bei Rudolph mit der roten Nase geklappt.

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