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Kreis Donau-Ries: Füchse stehlen reihenweise Federvieh

Kreis Donau-Ries

Füchse stehlen reihenweise Federvieh

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    Nicht einmal hinter einem hohen Zaun sind die Hühner in Ebermergen derzeit sicher. Der Grund: Hungrige Füchse sind unterwegs.
    Nicht einmal hinter einem hohen Zaun sind die Hühner in Ebermergen derzeit sicher. Der Grund: Hungrige Füchse sind unterwegs. Foto: Wolfgang Widemann

    Harburg-Ebermergen Als Petra Dürrwanger kürzlich aufgeregtes Gegacker hörte und zu ihrem Hühnerstall lief, traute sie ihren Augen kaum. Am helllichten Nachmittag saß dort im Freigehege hinter dem eineinhalb Meter hohen Maschendrahtzaun ein Fuchs. Nachdem er abgehauen war, stellte die Bäuerin fest, dass mehrere Hennen fehlten. „Wir haben seit acht Jahren Hühner. Da war nie was“, schildert die Ebermergenerin. Inzwischen lässt sie das Federvieh aber meist im sicheren Stall. Denn der

    Offenbar mehrere Füchse unterwegs

    Dieses Schicksal teilt die Familie Dürrwanger, die einen Hof etwas außerhalb des Orts betreibt, mit einer ganzen Reihe von Hühnerhaltern in Ebermergen. Dort waren in den vergangenen Wochen offenbar mehrere Füchse unterwegs und „bedienten“ sich in den Gärten. Zahlreiche Hühner und einige Enten fielen den Streifzügen zum Opfer. Selbst älteren Bürger ist kein vergleichbares Ereignis bekannt.

    „Das ist schon ein freches Vieh“, entfährt es Lotte Löw. Ein Fuchs hat ihr 20 Hennen gestohlen. Er holte auch drei Enten, die gerade im Stadel brüteten. Einen gut genährten Erpel betrachtete der Räuber ebenfalls als Festtagsschmaus, brachte ihn aber nicht aus dem Gebäude. Grund: Die eigentlich für Katzen bestimmte Luke im Stadeltor war zu klein. Der Enterich-Kadaver blieb regelrecht in der Öffnung stecken. Eine andere Hühnerbesitzerin habe es besonders schlimm erwischt, weiß

    Ungewöhnliche Serie

    Die ungewöhnliche Serie wertet ein Fachmann als „Ansammlung von unglücklichen Umständen“. Im Winter hätten die Jäger die Füchse nur schwer bejagen können, da kaum Schnee lag und es in Vollmondnächten bewölkt war. In der Paarungszeit im Januar und Februar hätten die Füchse aufgrund der milden Witterung reichlich Nahrung gefunden. Dies habe bewirkt, dass die Füchsinnen besonders fruchtbar waren und zahlreiche Junge zur Welt brachten. Inzwischen habe sich das Nahrungsangebot allerdings stark verschlechtert. Die Tiere fänden kaum noch Beute. Üblicherweise fressen sie Mäuse, Schnecken und Würmer.

    Viele Junge, wenig Nahrung – diese Kombination bewirke, dass die Füchse, bei denen sowohl die Weibchen als auch die Männchen für den Nachwuchs sorgen, ständig auf der Suche nach etwas Fressbarem sind. Auch bei Tageslicht. In Ebermergen kommt erschwerend hinzu, dass sich ein Fuchspaar ausgerechnet direkt am südlichen Ortsrand auf einem Anwesen niederließ. Den Bau legten die Tiere unter einem Holzstapel an und hielten auf den umliegenden Grundstücken nach Beute Ausschau. Das Ergebnis ist bekannt.

    Den Jägern blieben in dieser Situation kaum Möglichkeiten, den Füchsen Einhalt zu gebieten. Erwachsene Tiere dürfen während der Aufzucht der Jungen nicht getötet werden. Würde man den kleinen Füchsen nachsetzen und den Bereich um den Bau stören, würden die Eltern sofort in ein anderes Versteck umziehen. Außerdem gelte ein Wohngebiet als sogenannter „befriedeter Bezirk“, so Robert Oberfrank, Vorsitzender der Jäger-Kreisgruppe Donauwörth: „Im Ort selber ist keine Jagd möglich.“

    Totes Huhn im Maul

    Dass die Füchse gleich ganze Hühnerscharen erbeuten, liege am natürlichen Verhalten der Räuber, erläutert Oberfrank: „Wenn ein Fuchs eine Nahrungsquelle entdeckt hat, nimmt er, was er kriegen kann und bunkert die Beute dann für schlechte Zeiten in seinem Bau.“ Tauche ein Fuchs auf, gerate das Federvieh auch in Panik. Manche Henne bekomme einen Herzschlag oder breche sich bei der Flucht das Genick.

    Die Dauerpräsenz der Füchse führte in Ebermergen dazu, dass sich die ansonsten scheuen Tiere und die Menschen mitunter direkt begegneten. Ein junger Mann, der sich auf einer Liege im Garten sonnte, erblickte eines nachmittags plötzlich einen Fuchs direkt neben sich. Der hatte ein totes Huhn im Maul, ließ dieses dann vor lauter Schreck fallen und machte sich aus dem Staub.

    Damit die Hühner sicher im Freien scharren und gackern können, bewacht inzwischen mancher Ebermergener persönlich das Gehege. Lotte Löw lässt ihren Hund als Beschützer mit zum Federvieh in den Garten. Petra Dürrwanger hat den Zaun am Hühnerstall erhöht.

    Die Tatsache, dass die jungen Füchse allmählich selbstständig werden, senkt einem Experten zufolge ebenfalls die Gefahr für die Hennen. Die Jungfüchse streiften lieber durch die Getreidefelder und seien sowieso noch nicht in der Lage, sich einen „Hühnerbraten“ zu holen.

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