Startseite
Icon Pfeil nach unten
Donauwörth
Icon Pfeil nach unten

Konzert: Wenn Musik greifbar wird

Konzert

Wenn Musik greifbar wird

    • |
    Bescherten dem Publikum im Kaisheimer Kaisersaal einen berauschenden Abend: Bariton Manuel Kundinger und Pianistin Tomoko Okada.
    Bescherten dem Publikum im Kaisheimer Kaisersaal einen berauschenden Abend: Bariton Manuel Kundinger und Pianistin Tomoko Okada. Foto: Foto: privat

    Kaisheim „Blick’ ich umher in diesem edlen Kreise, welch hoher Anblick macht mein Herz erglühn! So viel der Helden, tapfer, deutsch und weise, ein stolzer Eichwald, herrlich, frisch und grün.“ So lässt Richard Wagner im „Tannhäuser“ Wolframs Arie beginnen, und so begann Manuel Kundinger seine „Nacht der Ständchen“ im ausverkauften Kaisersaal in

    Der Donauwörther Bariton hat seine treuen Zuhörer und Bewunderer einmal mehr mit seiner Stimme fasziniert. Unter dem Titel „Dein ist mein Herz“ strömten die Besucher gleich am Eingang an einem großen, mit Helium gefüllten Herz vorbei in den barocken Prachtsaal und waren gespannt, denn diesmal bestritt der Sänger im Unterschied zu früheren Auftritten das gesamte Gesangsprogramm selbst.

    Dabei war ihm wie selbstverständlich keinerlei Aufregung oder Anspannung anzumerken. Gleich von Beginn an kommunizierte er auf musikalische Art mit dem Publikum, ja er kokettierte fast. So brachte er seine Musik nicht nur zum Vortrag, er lebte und litt mit ihr, er triumphierte und zerbrach, je nach der Stimmung der dargebotenen Stücke.

    Begleitet wurde Kundinger von der Pianistin Tomoko Okada. Die zierliche Japanerin war stets präsent, aber nie aufdringlich, spielte ihre Rolle als der Stimme des Sängers dienendes Instrument gelassen und selbstbewusst. Wo es angezeigt erschien, holte sie aus dem Flügel aber auch ein gewaltiges Forte – oder übte sich in vornehmer Zurückhaltung.

    Zweimal bekam Tomoko Okada an diesem Abend die Gelegenheit, sich als Solistin zu präsentieren: mit einer „Nocturne“ von Chopin und mit Debussys „Clair de Lune“. Das Publikum war von ihren Darbietungen überaus angetan.

    Moderator erklärt Texte und Zusammenhänge

    Ebenso angetan haben es den Konzertbesuchern die Ein- und Überleitungen des Moderators Sven Ahnsjö. Im ersten Teil des Abends, in dem fast ausschließlich deutsche Texte vorgetragen wurden, kam er erst spät zum Einsatz, glänzte aber gleich in bewährter Weise mit Elan und spritzigen Formulierungen. Er erklärte Texte, Zusammenhänge und Situationen, aus denen die Programmteile stammten.

    Der Kern des Abends jedoch war die Stimme des Manuel Kundinger. Er machte die Musik fast mit Händen greifbar und vermittelte auch einem musikalischen Laien das Gefühl, hier gehe es nicht nur um ein paar Töne. Hier war allen klar, dass der Sänger wusste, wie er die Inhalte zu vermitteln hatte. Wenn er nach verhaltenem Beginn bei Schuberts „Ständchen“ aus dem Schwanengesang auf einmal in einem raumfüllenden, mitreißenden Forte klang, so war die Stille unter den Zuhörern fast erdrückend und mancher Blick verriet, dass man seinem Wunsch „Komm, erquicke mich“ gern nachgekommen wäre.

    Schumanns „Mondnacht“ war bei Kundinger so durchsichtig, dass die Luft wirklich durch den Raum ging und einige im Auditorium die Flügel ihrer Seele auszuspannen schienen, um im Geiste nach Hause zu fliegen. Wirklich gehen wollte natürlich niemand. Und selbst wenn Kundinger sprachgewandt fremdsprachliche Texte interpretierte wie aus Massenets „Hérodiade“ (Ahnsjö: „Gewaltreduzierte Version von Strauß’ ,Salome‘“), so ging das Publikum mit, da es in den Augen, dem Minenspiel und der musikalischen Darbietung des Interpreten lesen konnte.

    Bekannte Stücke aus Italien

    Auch als im zweiten Teil des Konzerts das italienische Repertoire in den Vordergrund trat, blieben die Verzierungen federleicht, Manuel Kundinger sang auch bekannte Stücke, an denen man seine Klasse besonders gut beurteilen konnte.

    Seine Begeisterung für den Belcanto vermochte Kundinger auf die Zuhörer zu übertragen, und diese dankten es in Kaisheim mit „Bravo“-Rufen und minutenlangen stehenden Ovationen, bevor zwei Zugaben kamen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden