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Donauwörth
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Kommentar : Protest der Bauern: Höfesterben als Konsequenz

Kommentar 

Protest der Bauern: Höfesterben als Konsequenz

Thomas Hilgendorf
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    Für viele ist das gute Gewissen nach dem Kreuzchensetzen an der vermeintlich richtigen Stelle auf dem Zettel gewahrt. Das Volksbegehren mit dem simplen Titel „Rettet die Bienen“ hat seine Wirkung nicht verfehlt. Die Staatsregierung hat es so angenommen. Sie liegt damit in einem ökologischen Trend, der einerseits als nachhaltig erscheint, der aber auch mit der Realpolitik konform gehen muss. Er tut das bei weitem nicht immer. So wird die Lage der Bauern, deren Aufgabe die Versorgung des Volkes mit Lebensmitteln ist, gerne ausgeklammert. Der nette Biobauer wird vielleicht noch akzeptiert, der „böse“ Traditionelle bestenfalls ignoriert. Das erscheint weder fair noch zielführend. Es geht nur mit einem Miteinander. Überspitzt gesagt: Eine in den vergangenen Jahrzehnten massiv gewachsene Bevölkerung etwa mit den Mitteln von vor 100 Jahren zu ernähren, erscheint nicht tragbar. Es geht bislang nicht ohne Düngung und es geht wohl bis dato auch kaum ohne Pflanzenschutzmittel. Wo etwa ist der adäquate Ersatz für Glyphosat?

    Etwas zu verbieten ohne gleichwertige wirtschaftliche Alternativen, dazu den Bauern im allgemeinen Nachhaltigkeitstrend Auflage um Auflage draufzusatteln, da erscheint das Höfesterben, das längst im Landkreis angekommen ist, als logische Konsequenz. In der Tat ist es ein legitimes Anliegen der Landwirte, dass auf Augenhöhe Lösungen mit ihnen gemeinsam erarbeitet werden. Es scheint jedoch, dass die Unterstützung für etwas wie „Farmers for Future“ eben weniger im breiten Trend liegt als bei anderen Bewegungen. Umweltschutz geht nur mit den Bauern, nicht gegen sie. Keine Frage, die Döblers vom Schöttle-Hof bei Donauwörth haben recht, wenn sie beklagen, dass die Menschen in unserem Land kaum noch direkten Kontakt zur Landwirtschaft haben. Es sind ja schon Tausende Höfe in den Ortschaften gestorben.

    Ähnliches ist auf einem anderen Feld geschehen. Die Bundeswehr ist ebenfalls weithin aus der Fläche verschwunden. Eine Konsequenz: Die Belange der Soldaten werden hierzulande ähnlich bescheiden gewürdigt wie die der Landwirte. Sicherheit: ja – aber bitte ohne Waffen und Soldaten. Volle Regale im Supermarkt: ja – aber bitte ungedüngt und nur bio zum Discounterpreis. Bevor etwas verordnet wird, sollten die Dinge vielleicht öfters mal ganzheitlicher, tiefer und – wenn möglich – zu Ende gedacht werden. Auch im rasend schnellen Digitalzeitalter wäre das nur fair.

    Es gibt übrigens einen Lösungsansatz für so manches Problem, auch zwischen Politik, Landwirtschaft und Naturschützern. In einem sehr bekannten christlichen Lied heißt es: „Aufstehen, aufeinenander zugehen, (...) voneinander lernen, miteinander umzugehn (...) und uns nicht entfernen, wenn wir etwas nicht verstehn.“ Auf dem Schöttle-Hof geht man diesen Weg. Gut so.

    Bauern aus der Region Donauwörth sehen sich am Pranger

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