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Kommentar: Literaturfestival: Eine großartige Idee – aber ...

Kommentar

Literaturfestival: Eine großartige Idee – aber ...

Barbara Würmseher
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    Kunst und Kultur abseits der Metropolen zu fördern, Literatur zu zelebrieren, gehobenen Erlebnis-Charakter zu gestalten und spannende, originelle Orte dafür zu öffnen – das alles sind großartige Gedanken! So etwas wie ein Nordschwäbisches Literatur-Festival muss es einfach geben. Das stärkt die Lebensqualität im ländlichen Raum. Das macht Lust und verbindet Unterhaltung mit Bildung auf besonders angenehme Weise!

    Die Ideengeber der Schwaben-Akademie in Irsee haben zu Recht erkannt, dass hierin viel Potenzial steckt. Und sie wissen ja auch, wovon sie reden, bringen reichlich Erfahrung und Kompetenz mit. Das von ihnen organisierte vergleichbare Allgäuer Literaturfestival darf wohl als Erfolg gelten, wie zumindest die Zahlen zeigen, die sie vorgelegt haben. Wohl nicht ohne Grund geht die dortige Veranstaltung nach der Premiere 2018 heuer in die zweite Runde.

    Indes klingt das Konzept, das sie für ein Nordschwäbisches Literaturfestival entwickelt haben, bisher nicht ganz schlüssig. Bei allem Enthusiasmus für die Kern-Idee bleiben doch Zweifel ob des Nutzens für die Region. Denn weder ist daran gedacht, lokale Künstler zum Zug kommen zu lassen – es sollen große, weit bekannte Autoren und Publizisten gastieren –, noch gibt es einen überzeugenden Anreiz für die Mitveranstalter vor Ort.

    Im Gegenteil: Sie sollen sich mit jeweils 1000 Euro daran beteiligen, dass berühmte Persönlichkeiten bei ihnen auftreten. Sie selbst stellen ihre Räumlichkeiten zur Verfügung, kümmern sich um Unterbringung und Verpflegung der Gaststars, ja grundsätzlich um alles Organisatorische an Ort und Stelle. Die Eintrittsgelder bleiben nicht bei ihnen, sondern landen im großen Topf, aus dem alle Unkosten wie Gagen, künstlerische Leitung, Personalkosten, Öffentlichkeitsarbeit und so weiter bestritten werden. So die örtlichen Veranstalter also nicht Sponsoren finden, um die sich sich aber selbst kümmern müssen, bleiben sie also im Ernstfall auf 1000 Euro Defizit sitzen. Ist das zumutbar?

    Man muss sich vor Augen halten, dass es sich bei den gewünschten lokalen Mitveranstaltern dieses Nordschwäbischen Literaturfestivals zumeist um längst etablierte Veranstalter handelt. Um Kulturschaffende und Volkshochschulen in der Region, die ihre eigenen Programme haben. Programme, die funktionieren und ebenfalls mit namhaften Künstlern aufwarten. Veranstalter, die über großartige Örtlichkeiten verfügen wie etwa über den einmaligen Gempfinger Pfarrhof, über das geniale Kunst-Museum in Wemding, über die einzigartige Synagoge in Binswangen und so weiter. Allesamt wunderbare Orte! All diese Veranstalter sind längst vernetzt und haben ihre Kontakte. Worin also liegt der Nutzen, den sie aus diesem Nordschwäbischen Literaturfestival ziehen? Sind sie nicht am Ende diejenigen, die schlimmstenfalls mit 1000 Euro draufzahlen? Skepsis ist nachvollziehbar.

    Vielleicht bringt die nächste Veranstaltung der Schwaben–Akademie hier Erleuchtung. Am 7. Mai gibt es ein erstes Arbeitsgruppentreffen.

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