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Kommentar: Einfach nur baden

Kommentar

Einfach nur baden

Thomas Hilgendorf
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    Einfach nur baden
    Einfach nur baden

    Bei Loriot gibt es einen herrlichen Fernseh-Cartoon, bei dem ein in die Jahre gekommener Ehemann auf seinem Sessel einfach nur die Zeitung lesen will. Seine Frau allerdings mag diese bescheidene Freizeitgestaltung nur schwerlich akzeptieren und löchert den Mann mit allerlei Fragen dahingehend, ob er denn wirklich nichts anderes vorhabe – die Antwort ist stets: „Ich will einfach nur hier sitzen.“

    So mancher Jurist und auch Ottonormalbürger sollte sich diese Szene mal wieder zu Gemüte führen. Im Hinblick auf die Debatte um das Fitmachen des Riedlinger Baggersees (siehe Artikel: Ansturm auf den Riedlinger Baggersee?)liefert sie kein schiefes Bild: Kann man dort „einfach nur baden“, wie eh und je? Wie naiv ist es vom Schreiber dieser Zeilen, anzunehmen, dass das so simpel ginge. Was scheinbar in aller Welt möglich ist ohne viel behördlichen Aufhebens, das verschlingt hier Arbeitsstunden der Verwaltung.

    Dagegen, dass man sich grundlegend um die Sicherheit von Badegästen – und erst recht von Kindern – Gedanken macht, ist überhaupt nichts einzuwenden, im Gegenteil.

    Kommunen können wenig ausrichten

    Doch wer die Diskussion um die Badegewässer zuletzt in Donauwörth und andernorts verfolgt hat, muss sich manchmal schon zwicken, ob er da nicht im Film mit dem Titel „Mal wieder kräftig übertrieben“ mitspielt oder noch in der Realität lebt. Sicherheitskonzept reiht sich bald an Sicherheitskonzept, Brandschutzverordnung an Brandschutzverordnung. Grundlegend mag das alles eine Berechtigung haben.

    Aber die sollte rudimentär, grundlegend gehalten sein – und nicht bürokratisch übertrieben, wie so vieles an Vorgaben in diesem Land. Die drohen irgendwann jegliche Kreativität und das notwendige freiwillige Engagement schier zu ersticken. Statt dass geprüft wird, was möglich ist, sind jene kataloghaften Verordnungen oftmals Barrieren gegen Ideen und Engagement. Selbst wenn es einfach nur ums Baden geht.

    Die Kommunen können dagegen meist nur wenig ausrichten. Im Zweifel werden sie eben juristisch haftbar gemacht – zunehmend übrigens auch von klagewütigen Ottonormalbürgern, wenn sich diese mal einen Schiefer auf irgendeiner Badeinsel einziehen. Andererseits darf jedermann auf aufgemotzten Motorrädern mit der Lautstärke eines Panzers herumkutschieren. Irgendwie fehlt da das rechte Maß.

    Lesen Sie hierzu den Artikel: Ansturm auf den Riedlinger Baggersee?

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