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Kommentar: Donau-Rieser Impf-Affäre: Sollte der Bürger Rößle verzeihen?

Kommentar

Donau-Rieser Impf-Affäre: Sollte der Bürger Rößle verzeihen?

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    Landrat Stefan Rößle hat sich bereits impfen lassen.
    Landrat Stefan Rößle hat sich bereits impfen lassen. Foto: Uwe Zucchi/dpa

    Landrat Stefan Rößle ist mitgenommen von dieser Woche. Man hört es ihm an. Menschlich ist das sehr verständlich, denn es geht um nichts weniger als seine Person und seine politische Zukunft. Mit seiner Anfang Januar angenommenen Impfung hat er das Vertrauen vieler Bürger verspielt und muss harte Leserbriefe und Kommentare ertragen.

    Vorzeitige Corona-Impfung im Kreis Donau-Ries: Jetzt entlädt sich der Frust

    Es entlädt sich der Corona-Frust und es gibt zu viele, die seit fast einem Jahr auf ein Ende der Pandemie hoffen. Die Impfspritze steht genau dafür. Für Rößle gibt es kein zurück, sondern nur ein durch. Er muss das jetzt aushalten.

    War wirklich alles getan worden, um einen berechtigten Impfling zu finden? So einer wie den Pfleger, der leer ausging und übrigens weiter bei seiner Haltung bleibt, er sei mangels Impfstoff weggeschickt worden und habe kein weiteres Impfangebot erhalten. Hat ein einzelner Arzt oder ein Krisenstab im gKU den Anruf bei Marb und Rößle vorgeschlagen?

    Am Ende ist es eine Frage, wem man Glauben schenkt. Klar ist aber nach dieser Woche, dass an jenem Impftag in der Donauwörther Klinik ohne Blick auf die Impfreihenfolge Spritzen gesetzt wurden. Mitarbeiter, die noch nicht dran waren, bekamen die erste Dosis, darunter der Finanzchef, die Pflegedirektorin, der Pförtner, das Küchenpersonal, die Vorstände und dann eben auch Landrat und Vize-Landrätin. Weit vor dem Anruf bei Rößle hätte jemand „Stopp“ rufen sollen. In jener Woche waren im Impfzentrum für 300 Berechtigte der Prio1-Gruppe Termine gemacht und wieder abgesagt worden. Warum kam eigentlich niemand auf die Idee, diese Berechtigten ins Krankenhaus zu rufen?

    Corona-Impfung des Landrats: Er hätte wissen müssen, wie hochsensibel das Thema ist

    Die Impfungen innerhalb des gKU gesondert von den Impfzentren laufen zu lassen, war rückblickend ein Fehler. Das hatte der Landrat schon weit vor seiner Impfbeichte erkannt und es selbst neu organisiert. Ausgelöst wurde dies durch die massive Kritik der Hausärzte Mitte Januar , weil nicht medizinisches Personal geimpft worden war. Erst diese Woche wurde das Ausmaß klar: Es handelte sich in Donauwörth um über 100 Impfungen. Landrat Rößle hatte gespürt, wie hochsensibel das Thema ist. Warum hat er damals nichts von seiner eigenen Impfung gesagt?

    Jetzt aber steht er angesichts eher zufällig zeitgleicher Recherchen in einer Reihe mit Bischöfen und anderen Führungskräften des Klerus und der AWO-Schwaben, die sich gezielt den Impfstoff verschafft hatten und fühlt sich mit dem Vorwurf des Impfbetrugs konfrontiert. Eine ungutes Fahrwasser, das noch mehr Wut auslöst.

    Niemand war so gut informiert über die prekäre Impfstofflage wie Landrat und co.

    Rößle, Marb, der Donauwörther Oberbürgermeister Jürgen Sorré und die Krankenhausvorstände haben nicht betrogen, aber sie haben einen Fehler gemacht. Sie waren durch ihre Posten so gut wie niemand im Landkreis informiert über die Probleme bei der Impfstoff-Lieferung, den Problemen bei der Terminvergabe und über die Härtefälle, die sich vergessen fühlen.

    Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat bereits im April 2020 gesagt: „Wir werden in ein paar Monaten einander wahrscheinlich viel verzeihen müssen.“ Rößle hat sich entschuldigt. Ob ihm verziehen wird, entscheidet jeder für sich.

    Lesen Sie dazu die Hintergründe:

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