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Kommentar: Corona-Virus: Nicht alles wirkt plausibel

Kommentar

Corona-Virus: Nicht alles wirkt plausibel

Thomas Hilgendorf
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    Die Situation mutet seltsam an: Einerseits ist die Hysterie in Teilen der Bevölkerung ganz augenscheinlich angekommen – deutlich zu erkennen an den Einkaufswagen, die randvoll mit Klopapiervorräten gefüllt sind. Andererseits eine eher beruhigende Schiene, auf der viele Behörden in Deutschland dieser Tage offensichtlich fahren.

    Beide Wege weisen nun nicht unbedingt in die richtige Richtung. Es ist kein Geheimnis, dass wir in unseren Breiten zwar ein ebenso engagiertes wie bemühtes und infrastrukturell recht passabel aufgestelltes Gesundheitssystem vorweisen können – doch eines lässt sich nicht leugnen, vor allem dann nicht, wenn man ein paar Sätze mit niedergelassenen Allgemeinmedizinern in der Region gesprochen hat: Die Ausstattung hinsichtlich Tests, Desinfektionsmitteln, Mundschutz und Co lässt demzufolge zu wünschen übrig. Von personellen Ressourcen ganz zu schweigen. Das betrifft mithin die ganze Republik.

    Es stellt sich die ernsthafte Frage, ob sich unsere Gesellschaft generell in der Lage sieht, mit Krisenszenarien stringent und robust umzugehen. Zu nennen wäre hier exemplarisch ein anderes Feld, das jedoch nicht in zu weiter Ferne liegt: Als Beispiele naiven Handelns in puncto Sicherheit sind zuletzt der personelle Abbau der Bundeswehr als auch das Kaputtsparen des Katastrophen- und Bevölkerungsschutzes in den 1990er Jahren zu nennen. In der Tat muss Corona bereits jetzt als „Warnschuss“ gelten, wie es der Donauwörther Mediziner Dr. Michael Mertin ausdrückt.

    Während nun in Sachen „Corona“ andernorts Dekrete und Gesetze geschaffen werden und teils auch angeordnet wird, Schulen zu schließen (Italien) beziehungsweise Großveranstaltungen mit über 1000 Zuschauern vor Publikum nicht stattfinden zu lassen (Schweiz), hört man aus Berlin von Empfehlungen und Ratschlägen. Nun ja – in Zeiten gesundheitlicher Krisenlagen wünscht sich der eine oder andere doch eher die klareren Töne. Auch im Landkreis will man bislang eher auf die Vernunft als auf Verbote setzen. Eine glasklare Linie existiert auch in der Region bis dato nicht wirklich. Ein Exempel aus der Nachbarschaft zeigt, wie wenig stringent mitunter verfahren wird: Nach einem Südtirol-Urlaub muss eine Mutter nun weiterhin als Lehrerin vor der Klasse stehen, dem Kind ist die Teilnahme am Unterricht derweil untersagt. So bleibt das Krisenmanagement bislang zumindest nicht immer plausibel. Für die Nichtnennung des Wohnortes der im Kreis Donau-Ries bestätigten Corona-Patienten mag es Gründe geben – allerdings auch triftige Gründe dagegen.

    Es bleibt unterdessen generell zu hoffen, dass man sich von der teils naiven Herangehensweise an Krisenlagen in Deutschland sukzessive verabschiedet: In Sicherheit muss nachhaltiger investiert werden.

    Lesen Sie hierzu auch: Corona: Weiterer Fall im Landkreis

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