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Kleinkunst: Hanseatische Klänge zweier Könner

Kleinkunst

Hanseatische Klänge zweier Könner

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    Wolfgang Rieck (links) und Michael Augustin zu Gast in der Kleinkunstbrauerei Thaddäus.
    Wolfgang Rieck (links) und Michael Augustin zu Gast in der Kleinkunstbrauerei Thaddäus. Foto: Foto: Unflath

    Kaisheim Erstmals traten der Autor und Rundfunkredakteur Michael Augustin (Lübeck/Bremen) und der Liedermacher Wolfgang Rieck (Rostock) mit ihrem Programm „Zu Hülfe!“ gemeinsam auf bayerischem Boden auf. In der Gaststube des

    Warum Michael Augustin als „Meister des schwarzen Humors“ gilt, zeigte er gleich in seiner ersten Kurzgeschichte. Dabei ging es um zwei Schwimmer, die den Atlantik aus entgegengesetzten Richtungen durchqueren und dabei nachts auf Höhe der Azoren mit den Köpfen zusammenstoßen. Kurzzeitig verwirrt, schwimmen sie in Richtung ihres Ausgangspunktes zurück. „Nach ihrer Ankunft sollen beide noch am gleichen Tag aus Verzweiflung ins Wasser gegangen sein...“, erzählte Augustin hintersinnig.

    Er verlas auch einer seiner „feministischsten Geschichten“: Einst wurde eine Metzgersgattin ausgelacht, weil ihr Finger ein Opfer der Wurstmaschine wurde. Warum sollte sie nun nicht lachen – jetzt, wo ihr kompletter Gatte in die Maschine geriet?

    Das Plattdeutsche übersetzt

    Wolfgang Rieck bot dem Publikum freundlicherweise auch Übersetzungen seiner zum Teil auf Plattdeutsch vorgetragenen Lieder, die er mit Gitarre, Banjo oder Akkordeon begleitete. Neben der „Landstraat“ (Landstraße) thematisierte er auch Landstreicher und intonierte eine Art Shanty über den Koch an Bord eines Schiffes. Dabei wurden die Gäste mit dem Schlachtruf „secht hei“ (sagt er) aktiv eingebunden.

    Augustin trug drei seiner Kurz-Dramolette vor – originalgetreu mit Regieanweisungen und am Ende fallendem Vorhang. So erhielt Goethe Besuch von zwei jungen hübschen Damen, die ihn „nur angucken“ wollten und nun leicht enttäuscht waren. Auf deren Wunsch setzte er sich einen breitkrempigen Hut auf, was die Besucherinnen erfreute: „Vielen Dank, Herr Schiller!“

    Den von ihm sehr geschätzten Wiener Dichter Theodor Kramer würdigte Wolfgang Rieck mit den bewegenden Liebesliedern „Es ist schön“ und „Ein Weihnachten“. Haarsträubende Meeresgeschichten behandelte dagegen sein nächstes Seemannslied, bei dem das Publikum wieder einsetzen durfte: „Die Seefahrt, die ist schön...“

    Übergeregelter Alltag

    Seinen „literarischen Virus besonderer Art“ (Rieck über Augustin) zeigte der Autor mit der „Gebrauchsanweisung für ein Gedicht“, die aus einer Sammlung Dutzender Hinweise und Vorschriften aus dem übergeregelten Alltag bestand. Mit seinem melancholischen „Abendlied“ verabschiedete Wolfgang Rieck die wenigen – aber glücklichen – Besucher in die Nacht. (unf)

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