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Kaisheim: JVA Kaisheim: Das Handy wird per Drohne in den Knast geschmuggelt

Kaisheim

JVA Kaisheim: Das Handy wird per Drohne in den Knast geschmuggelt

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    Mit Zusatzgittern gesichert sind in der Justizvollzugsanstalt Kaisheim inzwischen auch Zellenfenster im historischen Teil des Gefängnisses. Damit soll verhindert werden, dass Gegenstände in die JVA geschmuggelt werden.
    Mit Zusatzgittern gesichert sind in der Justizvollzugsanstalt Kaisheim inzwischen auch Zellenfenster im historischen Teil des Gefängnisses. Damit soll verhindert werden, dass Gegenstände in die JVA geschmuggelt werden. Foto: Wolfgang Widemann

    Die Justizvollzugsanstalt (JVA) Kaisheim gehört zu den acht bayerischen Gefängnissen, in denen ein mobiles Abwehrsystem für Drohnen getestet werden soll. Das bestätigt Direktor Peter Landauer auf Anfrage unserer Zeitung.

    Das Problem ist seit ein paar Jahren auch in den Anstalten in Kaisheim und Niederschönenfeld bekannt: Personen schleichen vor allem nachts um das Gefängnis und versuchen auf verschiedene Art und Weise, Gegenstände ins Gefängnis zu schmuggeln. Den Erfahrungen zufolge handelt es sich hauptsächlich um Drogen und Handys, die heimlich in die JVA gelangen sollen. Dies versuchen die Unbekannten beispielsweise, indem sie kleine Pakete über die Gefängnismauer werfen. Manche benutzen auch Schnur- und Seilsysteme – oder Drohnen. Die ferngesteuerten Flugobjekte können bis zu einem bestimmten Gewicht „beladen“ und auf das Gelände der JVA beziehungsweise direkt zu einem Zellenfenster gesteuert werden.

    18 Pakete wurden per Drohne in die JVA Kaisheim "geliefert"

    In Kaisheim und Niederschönenfeld registrierte das Personal in den vergangenen Jahren vermehrt solche Schmuggelversuche (wir berichteten). Die Täter fühlten sich anscheinend durch die Baustellen animiert, die gerade in den beiden Anstalten existieren. Zwischen November 2017 und Mai 2019 entdeckten die Bediensteten in Kaisheim 18 Pakete bis zur Größe eines Schuhkartons. Insgesamt kamen in besagtem Zeitraum allein 56 Handys zusammen, oft mit Zubehör und Ladegerät. Auch Drohnen wurden über der JVA Kaisheim gesichtet.

    In Niederschönenfeld registrierte das Personal zu Beginn der Bauarbeiten 2018 innerhalb weniger Monate 17 sogenannte Überwürfe von Paketen. Seit die Baustelle abgesichert sei, habe es wohl keine solchen Ereignisse mehr gegeben, erklärt JVA-Leiter Roland Retzbach: „Bedienstete gehen jeden Tag das Gelände ab. In letzter Zeit haben wir nichts mehr gefunden.“ Das Drohnenabwehrsystem sei jedoch „auf jeden Fall notwendig“, begrüßt Peter Landauer die Maßnahme. Die zuständigen Stellen beschäftigt das Thema bereits geraume Zeit. Es gibt grundsätzlich unterschiedliche Methoden, um die Fluggeräte abzuwehren. Zum Beispiel können die Funksignale gestört werden. Die Folge: Die Drohne wird zur Landung gezwungen oder stürzt ab.

    Fluggeräte werden per Radar erfasst

    Bei einem anderen System werden die Fluggeräte per Radar erfasst und dann mit Gummikugeln abgeschossen. Es gibt auch Methoden, die Fluggeräte akustisch, optisch sowie thermisch zu orten. Das Justizministerium lässt jetzt ein Abwehrsystem, mit dem Fangnetze in Richtung Drohnen geschossen werden können.

    In Kaisheim wolle man hier in Kürze bereit sein, so Landauer. Das Personal müsse erst noch eingewiesen werden. Die Justizvollzugsanstalt Kaisheim setzt aber nicht allein auf Netze. Auch „Zusatzkameras“ seien installiert. Zudem setzt die JVA auf eine rigorose Maßnahme, die – wie bereits gemeldet – im vorigen Jahr umgesetzt wurde: Mehrere Hundert Zellenfenster bekamen „Gitter“ aus Lochblech vorgesetzt. Damit lassen sich von außen keine Gegenstände mehr durch das Fenster in die Hafträume holen.

    Feinmaschige Gitter verhindern Kontakt

    Im denkmalgeschützten Teil des Gefängnisses, das in einem ehemaligen Kloster untergebracht ist, geht man etwas dezenter vor. Dort seien feinmaschige Metallgitter mit feststehendem und abnehmbarem Flügel den Fenstern vorgesetzt worden, berichtet Peter Landauer. Die Gitter fallen kaum auf. Grund: Auf sie sind täuschend echt Fensterkreuze gemalt. Dies habe die Anstaltsmalerei erledigt.

    Auch in Niederschönenfeld sind Roland Retzbach zufolge mittlerweile die feinmaschigen Vorsatzgitter aus Stahl installiert.

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