Wie aber sah damals eine zeitgemäße christliche Pädagogik aus, und wie sieht sie heute aus? Mit einem Zitat aus Texten des Zweiten Vatikanischen Konzils verdeutlichte der Bischof, dass "katholische" Erziehung im wahrsten Sinne des Wortes immer eine ganzheitliche Bildung und Formung des jungen Menschen umfasst. Es geht um Leib und Seele, Verstand und Willen, Herz und Gewissen. Man kann, so Dammertz, dies als Bestätigung der Ideale Ludwig Auers sehen. Denn auch er wollte eben nicht nur Wissen vermitteln, sondern seine Schüler mit diesem Wissen zu einem sicheren Urteil in einer Welt führen, die auch damals schon dem Einzelnen Wertentscheidungen abverlangte.
Grundlage für solche Entscheidungen ist dabei das christliche Menschenbild mit seinem Verständnis von der Gottebenbildlichkeit des Menschen. Maßstab und Ziel der Erziehung ist damit letztlich Jesus Christus als Urbild des "vollendeten Menschen".
Dabei solle natürlich niemand mit einem unerreichbaren Anspruch gequält werden. Es gehe lediglich darum, sein eigenes Wesen zu suchen, zu finden und auch anzunehmen: "Werde, der du bist!" Nicht verschweigen wollte der ehemalige Diözesanbischof allerdings am Fest Kreuzerhöhung in der Wallfahrtskirche zum Heiligen Kreuz, dass Erziehung damals und heute auch immer wieder unter dem Zeichen des Kreuzes stehen kann: unter dem Kreuz des Misserfolgs, des Scheiterns, der unerfüllten Erwartungen und enttäuschten Hoffnungen.
Fruchtbare Zukunft
Er zeigte sich aber zuversichtlich und wünschte der Stiftung zu ihrem hundertsten Geburtstag eine gute und fruchtbare Zukunft, in der sie in Treue zum Erbe Ludwig Auers weiterhin segensreich wirken könne für die katholische Erziehung. (gjr)