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Jahrestag: Marxheim und Graisbach: Ein Dorf brennt und Soldaten ertrinken

Jahrestag

Marxheim und Graisbach: Ein Dorf brennt und Soldaten ertrinken

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    Die am 25. April 1945 von deutschen Soldaten gesprengte Marxheimer Donaubrücke. Bei der Sprengung kamen zwei Soldaten ums Leben.
    Die am 25. April 1945 von deutschen Soldaten gesprengte Marxheimer Donaubrücke. Bei der Sprengung kamen zwei Soldaten ums Leben. Foto: Riehl

    Ein letztes Aufbäumen der deutschen Wehrmacht erwartete die anrückende US-Armee vor 75 Jahren an der Donau im Bereich der heutigen Gemeinde Marxheim. Um die Verteidiger mürbe zu machen, bereiteten die Amerikaner den Einmarsch – oder wie es später Bundespräsident Richard von Weizsäcker formulierte – die „Befreiung“ durch Luftangriffe vor. So sollte der 24. April für Graisbach zum Schicksalstag werden.

    Tiefflieger kamen gegen 17 Uhr

    Offensichtlich waren die im Unterdorf versammelten Soldaten mit ihren Trossfahrzeugen ausgespäht worden. Tiefflieger nahmen gegen 17 Uhr das Dorf ins Visier. Drei Einwohnerinnen kamen ums Leben – eine unmittelbar beim Angriff, zwei starben am Folgetag an den Verletzungen. Als man nach einer halben Stunde die schützenden Keller verlassen konnte, brannte Graisbach lichterloh. 27 Anwesen wurden stark beschädigt oder brannten komplett ab.

    Eingenommen wurden die acht Dörfer am Markustag 1945 – dem 25. April. Altbürgermeister Karl Reinhard (1921 bis 2010) hat mit 21 Zeitzeugen die Geschehnisse jener Tage in der 102 Seiten starken Dokumentation „Als die Amerikaner kamen – April 1945“ festgehalten. Vor genau 17 Jahren, zum 58. Jahrestag des „Marxheimer Kriegsendes“, hatte er das Werk vorgestellt, das er trotz eines Schlaganfalles mit Zähigkeit abschloss.

    Die Behelfsbrücke der US-Armee (links) in Marxheim wurde parallel zur gesprengten Donaubrücke errichtet.
    Die Behelfsbrücke der US-Armee (links) in Marxheim wurde parallel zur gesprengten Donaubrücke errichtet.

    Ein längst verlorener Krieg forderte am Donau-Übergang nochmals seinen Blutzoll – und trotzdem sei man, so mehrere Zeitzeugen, erleichtert gewesen, dass der Übergang „glimpflicher“ als erwartet vonstattenging.

    Übersfeld verließen die deutschen Soldaten am 25. April gegen 5.45 Uhr, um 11 Uhr fuhren die amerikanischen Panzer ins Dorf – ohne weiteres Blutvergießen. Nennenswerte Schäden gab es auch im benachbarten Burgmannshofen nicht. Von Leitheim kommend kündigte sich die Besetzung von Graisbach durch Panzerbeschuss an. Dabei wurden weitere Gebäude beschädigt. In Lechsend brannten nur ein Stadel und ein Stall – vermutet war dort ein deutscher Soldat der Brandstifter, weil man ihm Zivilkleider verweigert hatte. Ohne Gegenwehr ging der Ort an die Amerikaner über.

    Sprenngung der Brücke hielt den Vormarsch nicht auf

    Um Gansheim gab es zwar Kämpfe und einige Sachschäden. Die Sprengung der Usselbrücke durch die Deutschen hielten den Vormarsch nicht auf. Bemerkenswert war, dass sich die Amerikaner in

    In Schweinspoint nahm man das Anrücken der Amerikaner durch Artilleriebeschuss über den Ort hinweg nach Süden wahr – Panzer mit Infanterie nahmen nach 14 Uhr den Ort praktisch kampflos ein. Bei Neuhausen ließen zwei deutsche Soldaten, die von der anrückenden US-Armee fliehen wollten, ihr Leben. Viele ihrer Kameraden verharrten in den heutigen Marxheimer Ortsteilen, um sich kampflos dem „Feind“ zu ergeben. Dazu nahmen sich die Amerikaner rasch der Rückführung der polnischen, russischen und französischen Zwangsarbeiter an.

    Eine weithin hörbare Detonation erschütterte Marxheim am frühen Nachmittag. Die Donaubrücke war von der Wehrmacht gesprengt worden – neben dem materiellen Schaden war damit eigenen Soldaten der Rückzug abgeschnitten – bei Lechsend sollen einige Soldaten beim Übersetzen mit Behelfsmitteln im Fluss ertrunken sein. Die Amerikaner bauten nach der Einnahme des Dorfes eine Pontonbrücke aus großen Schlauchbooten und lagen dabei unter deutschem Artilleriebeschuss. Das Anwesen Breitner wurde kurzerhand dem Erdboden gleichgemacht, um eine Auffahrtrampe zu schaffen.

    Dieses Mahnmal erinnert in Marxheim an zwölf deutsche Soldaten.
    Dieses Mahnmal erinnert in Marxheim an zwölf deutsche Soldaten. Foto: Riehl

    Die US-Militärbrücke bestand nur etwa zwei Wochen und war für die Bevölkerung tabu. Bereits im Juli konnte die Gemeinde für 3800 Reichsmark eine Fähre mit einer Tragkraft von zwölf Tonnen in Ulm erwerben, die bis zur Eröffnung der behelfsmäßigen Brücke am 23. November 1946 ihren Dienst tat. Vier Tote gab es durch die sinnlose Aktion: Bei der Sprengung sind zwei Soldaten ums Leben gekommen, und beim Bau der Behelfsbrücke verunglückten zwei Arbeiter tödlich.

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