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Landkreis Donau-Ries: Impfen gegen Corona: Die Chronologie im Donau-Ries-Kreis

Landkreis Donau-Ries

Impfen gegen Corona: Die Chronologie im Donau-Ries-Kreis

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    Es sorgte für viel Unmut, als für lokale Politiker und Krankenhausmitarbeiter Impfstoff „übrig“ war. 
    Es sorgte für viel Unmut, als für lokale Politiker und Krankenhausmitarbeiter Impfstoff „übrig“ war.  Foto: Färber

    Seit drei Monaten wird im Landkreis Donau-Ries geimpft – gegen einen schweren Verlauf einer Infektion mit dem Coronavirus. Glücklich, wer die Spritze bereits bekommen konnte, vielleicht sogar schon mit seiner Zweitimpfung komplett immunisiert ist. Ein Vierteljahr, nachdem am 28. Dezember 2020 Elisabeth Jordan aus Nördlingen die erste Impfdosis im Landkreis erhalten hatte, ist ein guter Zeitpunkt zurückzublicken und zu fragen: Wo stehen wir?

    Corona-Impfungen im Donau-Ries-Kreis: Die Statistik

    Knapp 12.000 Bürger aus dem Landkreis haben mit Stichtag 25. März eine erste Impfung erhalten. Rein rechnerisch sind das knapp neun Prozent aller Bewohner des Landkreises Donau-Ries. Komplett immunisiert sind 4,5 Prozent, knapp 6000 Menschen.

    Der Anfang war zäh. Am ersten Impftag, dem 28. Dezember 2020, konnten im Landkreis gerade einmal 100 Impfdosen gesetzt werden. 50 davon spritzte die Nördlinger Ärztin Dr. Ursula Glombik-Lukassek den Bewohnern des Altenheimes St. Vitus in Nördlingen. Der Rest wurde in den an jenem Tag eingeweihten Impfzentren in Nördlingen und Donauwörth verabreicht.

    Sie bekam die erste Impfung im Landkreis Donau-Ries: Elisabeth Jordan (links).
    Sie bekam die erste Impfung im Landkreis Donau-Ries: Elisabeth Jordan (links).

    Die zweite große Lieferung in den Landkreis ging an die lokalen Krankenhäuser und Seniorenheime des gemeinsamen Kommunalunternehmens (gKU). Laut Landratsamt wurden so in der ersten Impfwoche etwa 580 Bürger geimpft. Der Großteil von ihnen waren nicht über 80-Jährige, sondern Personal des Krankenhauses und der Seniorenheime. Bis 17. Januar 2021 waren schließlich 1670 Personen das erste Mal geimpft.

    Nach wie vor ist die Menge an Impfstoff das große Problem. Zu wenig gibt es für Europa, Deutschland, Bayern und damit den Landkreis Donau-Ries. „Wir fordern die für uns maximal möglichen Lieferungen an“, sagt Arthur Lettenbauer, Geschäftsführer der BRK-Kreisverbands Nordschwaben. Aber nicht nur die Anzahl, sondern auch die stark schwankenden Mengen stören immer wieder den Ablauf. Bereits gesetzte Termine müssen wieder storniert werden, weil zugesagte Chargen nicht ankommen.

    Mobile Impfteams

    Der ärztliche Koordinator im Landkreis Donau Ries, Sebastian Völkl, zieht eine positive Bilanz: „Es läuft verhältnismäßig gut. Für das, dass wir Probleme hatten, was die Reihenfolge anging, sind wir jetzt auf einem wirklich guten Weg.“ Das könne er auch im Vergleich zu den Nachbarlandkreisen sagen – zumindest in Bezug auf die mobilen Teams.

    Anfang März startete die Immunisierung gegen das Coronavirus durch die mobilen Teams zunächst für Menschen, die das Haus nicht mehr verlassen könnten. Nicht, weil sie niemanden hätten, erklärt Völkl, sondern weil sie körperlich nicht in der Lage seien.

    Anschließend gingen die Teams in die Seniorenheime. „Je mehr Menschen geimpft wurden, desto mehr wuchs die Bereitschaft zur Impfung“, sagt Völkl. Dort sei eine „zweite Impfwelle“ zu spüren gewesen. Aktuell gebe es noch wenige Nachzügler, Zweitimpfungen stünden noch aus. Aber ansonsten sei das mobile Impfen in den Seniorenheimen abgeschlossen, Behindertenheime fast versorgt.

    Nächster Auftrag für die mobilen Teams sind Dialysepatienten und die auch die Lehrer: Pädagogen verschiedener Schulen könnten an einem zentralen Ort immunisiert und damit Impfzentren entlastet werden. In diesen Tagen wird Völkl zufolge dann auch das Personal in den Kitas an der Reihe sein – immer unter dem Vorbehalt, dass der Impfstoff kommt. Möglich wäre auch ein Einsatz bei Betrieben, wenn diese keinen eigenen Betriebsarzt hätten. Die Mitarbeiter des BRK, die niedergelassenen Ärzte und Notärzte seien inzwischen ein „eingespieltes Team“.

    Die Impfbereitschaft

    Bisher hat gerade einmal ein Viertel – knapp 34.000 – der Bürger im Landkreis überhaupt Bereitschaft für eine Impfung gezeigt. Sprich: Sie haben sich für eine Impfung registriert oder mindestens schon eine erste Spritze bekommen. Ob die Menschen warten, bis der Hausarzt eine Impfung anbietet oder den Seren noch nicht trauen – niemand kann das beurteilen. Doch die Impfbereitschaft in der Bevölkerung steige, beobachtet Sebastian Völkl. Wenngleich er immer wieder mit Impf-Skeptikern diskutiere. „Die Leute wollen eine Aufklärung, das machen wir auch gern.“ Es gehe dabei immer wieder um AstraZeneca. Völkl: „Ich sage dann immer einen Satz: Wenn man sich vorstellt, dass jemand an Corona gestorben ist, der wäre gottfroh um einen Impfstoff gewesen.“ Es sei ein Schlag ins Gesicht für all diejenigen, die einen körperlichen oder seelischen Schaden erlitten oder Angehörige verloren hätten. Das gelte auch für Leute, die nicht zum Impftermin erscheinen würden. „Die Alternative ist die Intensivstation mit Beatmung.“

    Die Impfzentren

    Im November 2020 wurden alle Landkreise damit beauftragt, Impfzentren hochzuziehen. Landrat Stefan Rößle erklärte dieses Projekt zur Chefsache. Er sagte damals: „Wir müssen und werden uns dieser Aufgabe stellen mit dem Ziel, eine bestmögliche Impfung unserer Bürgerinnen und Bürger sehr zeitnah anbieten zu können.“ Oberregierungsrätin Sandra Langner übernahm die Aufgabe. Zwei Gebäude wurden angemietet, Personal organisiert. Zum 15. Dezember stand alles wie gefordert bereit – nur der Impfstoff fehlte.

    Impfzentrum Donauwörth: Irgendwie hatte man sich vorgestellt, dass hier im Akkord geimpft wird. Doch nur tröpfchenweise gab es Impfstoff. Auch bei der Organisation musste nachgebessert werden.
    Impfzentrum Donauwörth: Irgendwie hatte man sich vorgestellt, dass hier im Akkord geimpft wird. Doch nur tröpfchenweise gab es Impfstoff. Auch bei der Organisation musste nachgebessert werden.

    Seit 1. Februar ist das BRK Nordschwaben mit der Organisation der Impfzentren beauftragt. BRK-Geschäftsführer Arthur Lettenbauer hat die Abläufe optimiert: Anfangs gab es in Donauwörth zwei Impfstraßen, mittlerweile sind es vier. In Nördlingen wurde von zwei auf drei aufgestockt. Die dafür notwendigen Ärzte kommen größtenteils von den Krankenhäusern und aus der Gruppe der niedergelassenen Ärzte. Öffnungszeiten wurden erweitert und mittlerweile auch sonntags geimpft – wenn ausreichend Impfstoff da ist. Auch über Ostern sollte in den Impfzentren Sondertage zum Impfen organisiert werden. Doch nun ist viel des zugesagten Stoffs für die Impfung bei den Hausärzten zur Seite gelegt worden.

    Die Anmeldung

    Schon vor Start der Impfzentren richtete der Landkreis eine Telefonhotline ein. Bürger ab 80 Jahren sollten sich für einen Termin vormerken lassen. Das sorgte für Ärger, denn es war dauerbesetzt. Nicht einmal ein Anrufbeantworter konnte auf später vertrösten. Nach wenigen Tagen war die Hotline eingestellt – auch weil der Impfstoff fehlte. Im Februar übernahm der Dienstleister Ecolab die telefonische Registrierung für eine Impfung in einem der beiden Impfzentren.

    Problematisch von Anfang an war die Registrierung über die Software des Freistaates Bayern: BayImco lief nicht zum Beginn des Impfens am 28. Dezember. Viel musste handschriftlich dokumentiert oder per Hand eingegeben werden. Mitte Januar fiel der Fehler auf, dass Nördlingen nicht als Impfzentrum gelistet ist und eine direkte Terminvergabe für das Zentrum dort nicht automatisch stattfinden kann. Das erschwerte den kompletten Ablauf der Impfungen in beiden Zentren. Am 28. Februar gab es ein erlösendes Update: Nördlingen ist nun Teil des Systems. „Ganz ausgestanden sind die Nachwirkungen dieser Systemprobleme noch nicht“, sagt Lettenbauer.

    Die Priorisierung

    Wer ist eigentlich wann dran? Die Antwort auf diese Frage war und ist vor allem im Landkreis eine brisante. Eigentlich war klar geregelt, dass zunächst Bürger über 80 Jahren, Bewohner von Seniorenheimen und Pflegekräfte geimpft werden sollen. Von der Priorisierung nach dem System – vulnerable Gruppen zuerst – scherten bereits die Verantwortlichen der Krankenhäuser und Seniorenheimen (gKU) am 4. Januar aus und impften auch Verwaltungspersonal. Sie impften ihrer eigenen Auffassung nach entlang der Frage der Systemrelevanz. Das sorgte für heftige Diskussionen, weil etwa Hausärzte noch gar nicht für Impfungen berücksichtigt wurden. Erst nach öffentlichem Druck wurden diese über Nachrückerlisten berücksichtigt. Eine große Welle schlug die frühzeitige Impfung des Landrats, seiner Stellvertreterin, des Donauwörther Oberbürgermeisters und auch einiger Pfarrer. Die Empörung war groß. Dienstrechtlich sind zumindest Landrat Stefan Rößle und seine Stellvertreterin entlastet worden. Vergessen ist es aber bei vielen Bürgern nicht.

    Mittlerweile wird in den Impfzentren Bürger der Priorität 2 geimpft – also Menschen ab 70 Jahre. Dennoch sind auch einige Bürger über 80 Jahre noch nicht geimpft. „Manche melden sich jetzt erst an, andere haben Probleme bei der Anmeldung“, sagt Lettenbauer.

    Impfen bei den Hausärzten

    Bereits am 30. März, also schon kommenden Dienstag, werden ausgewählte Hausärzte in der Region erste Impfungen durchführen. Die erste Lieferung pro Praxis sind gerade mal 20 Dosen für Bürger der Prio-Gruppe 1, die dann über die Ostertage verteilt gegeben werden. Ab 6. April sollen dann alle Praxen, die es möchten, Impfstofflieferungen erhalten. „Ob wir AstraZeneca erhalten oder Biontech/Pfizer – darauf haben wir keinen Einfluss“, sagt Dr. Birgitt Mertin aus Donauwörth.

    Die ersten Lieferungen sind also zunächst eher von symbolischer Natur. Sebastian Völkl sieht darin ein wichtiges politisches Zeichen. Er bezeichnet den Start außerdem als Generalprobe. Aber: „Die endgültige Menge an Impfstoff muss zwischen 50 und 100 Dosen pro Woche und Praxis liegen, sonst hat es keinen Effekt.“ Zunächst hätten 1500 Praxen in Bayern nur zehn Impfdosen bekommen.

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