Mit sichtlich großem Interesse machten sie sich ein Bild vor Ort, die Landtagsabgeordneten Wolfgang Fackler (CSU), Eva Lettenbauer (Grüne) und Ulrich Singer (AfD), wie auch Landrat Stefan Rößle und Donauwörths Oberbürgermeister Armin Neudert. Sie waren gemeinsam mit zahlreichen Kreis- und Stadträten sowie Kandidaten der kommenden Kommunalwahl der Einladung der Interessengemeinschaft (IG) „Rettet die Riedlinger Flur“ gefolgt – um vor Ort in Riedlingen zu sehen, wie die geplanten Deichbaumaßnahmen im Riedlinger Naherholungsgebiet ganz konkret aussehen könnten. Nach Informationen der IG gebe es konkrete Pläne für eine Art "Flutpolder" in Riedlingen.
Eine Eindeichung hätte sichtlich große Auswirkungen auf das Gebiet
An einem extra für diesen Anlass erstellten Modell eines entsprechenden Dammbauwerkes wurden durch die Erläuterungen der Vertreter der Interessengemeinschaft, Josef Keßler und Georg Straß, rasch deutlich, welche massiven Eingriffe die Planungen des gut 140 Hektar großen Rückhalteraums für die betroffenen Häuser und Höfe, die landwirtschaftlichen Flächen aber auch für den Erholungsraum an den Baggerseen bedeuten könnte. Ein Deichbauwerk mit drei Metern Höhe würde, so die Berechnungen der IG, gleichzeitig eine Breite von 31 Metern einnehmen und damit 43400 Quadratmeter Aufstandfläche erfordern.
Landrat Rößle: "Termin hat mich nachdenklich gemacht"
„Der Termin heute hat mich sehr nachdenklich gemacht, insbesondere beim Anblick des beeindruckenden Dammodells vor Ort“, sagte Landrat Rößle anschießend bei einer politischen Runde im Schützenheim Riedlingen bei: „Sollte diese Maßnahme und die geplante Ortsumgehung für Tapfheim hier kommen, ändert sich ihre Heimat fundamental.“
Welche Folgen die geplanten Deichrückverlegungen und die dann nötigen 1,1 bis 1,4 Kilometer langen Dammneubauten (je nach Variante) mit sich brächten, wurde in einer Präsentation von Ulrike Wagner, einer von den Plänen hauptsächlich betroffenen Landwirtin, anschaulich erläutert.
Die Anrainer sehen neben der Gefährdung der landwirtschaftlichen Produktion gerade auch die Eingriffe in das Grundwassergeschehen für nahe gelegene Häuser, Höfe und auch die Baggerseen sehr kritisch. „Das Planungsgebiet ist geprägt von stark wechselnden Böden mit mächtigen Sand- und Kiesschichten im Untergrund“, was zu einer hohen Wasserdurchlässigkeit führe, so Wagner. Bei der Realisierung müsste größte Sorgfalt daraufgelegt werden, Grundwasseranstiege zu verhindern. Dazu wären vermutlich technisch sehr aufwendige Maßnahmen nötig.
„Verwirrende Aussagen“ stünden aktuell im Raum, so die Vertreter der IG
Doch welcher Effekt könnte von einem Flutpolder im Naherholungsgebiet erwartet werden? Hier standen, so die Sichtweise der IG, „verwirrende Aussagen“ im Raum, die die Betroffenen ebenso irritierten, wie die laut IG widersprüchlichen Höhenangaben: Da das Rückhaltevolumen allerdings maximal 1,5 Millionen Kubikmeter umfassen könnte, hätte dies an den Pegelständen in Donauwörth lediglich eine Absenkung um gut 1,5 Zentimeter zur Folge (wir berichteten).
Die Sprecherin der Interessengemeinschaft appellierte eindringlich, bei diesem Vorhaben Gefahren und Nutzen gegeneinander abzuwägen - und letztlich "Alternativen" in Betracht zu ziehen.
"Dezentrale Maßnahmen" als Alternative beim Hochwasserschutz rund um Donauwörth?
Der Vorschlag, beim Hochwasserschutz stärker auf dezentrale Maßnahmen beispielsweise durch Rückhalt bereits an den Zuflüssen zu setzen, wurde sowohl durch Eva Lettenbauer wie auch Ulrich Singer in deren Statements unterstützt. Wolfgang Fackler sagte indessen: „Die große Variante lehnen wir ab“ – diese Aussage beruhigte die betroffenen Eigentümer nur bedingt, da, so IG-Sprecherin Wagner, auch beim Einsatz des kleineren Gebietes Wohnbebauung und in erheblichem Maße landwirtschaftlich genutzte Flächen von den Flutungen in Mitleidenschaft gezogen würde. Auf offene Ohren stieß hingegen Facklers Zusage, dass „auftretende Grundwasserprobleme ein k-o.-Kriterium“ wären. Zudem sagte der Landtagsabgeordnete Fackler zu, die von der Interessengemeinschaft gesammelte Unterstützerliste, die bereits mehr als 300 Unterschriften trägt, an den zuständigen Umweltminister zu übergeben. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Polder-Pläne des Freistaats, beziehungsweise des Wasserwirtschaftsamtes, konkretisieren
Lesen Sie hierzu auch:
Riedlinger Ackerflächen in Gefahr?
Damit Donauwörths Dämme halten
Hochwasserschutz: Tapfheim kritisiert Pläne
Der Fluss muss im Bett bleiben
- Riedlinger Ackerflächen in Gefahr?
- Damit Donauwörths Dämme halten
- Hochwasserschutz: Tapfheim kritisiert Pläne
- Der Fluss muss im Bett bleiben