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Landkreis Donau-Ries: Herr Pfarrer, worauf soll ich in der Fastenzeit jetzt noch verzichten?

Landkreis Donau-Ries

Herr Pfarrer, worauf soll ich in der Fastenzeit jetzt noch verzichten?

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    Pfarrer Bernd Rochna aus Donauwörth
    Pfarrer Bernd Rochna aus Donauwörth Foto: Thomas Hilgendorf

    Jetzt auch noch fasten? Seit gut einem Jahr üben die Menschen erzwungenermaßen den Verzicht. Trotzdem beginnt im kirchlichen Jahreskreis am heutigen Aschermittwoch die Fastenzeit. Wie lässt sie sich heuer überhaupt vermitteln? Pfarrer Bernd Rochna von der katholischen Jugendstelle Donauwörth sieht trotz der Pandemielage durchaus gangbare Wege – die einen sogar glücklich machen können in dieser schwierigen Zeit. Was sind das für Wege? Wie kann Fasten glücklich machen?

    Auch Sie leben im Lockdown mit all seinen Regeln und Zwängen. Fasten Sie trotzdem, jetzt, in Corona-Zeiten?

    Bernd Rochna: Ja, das tue ich. Ich reduziere Genussmittel, Süßigkeiten, Alkohol. Klar hilft die Fastenzeit, wieder auf die Ernährung zu schauen. Durch Verzicht entsteht erst einmal eine Leere – die muss ich füllen: Ich will mich darauf konzentrieren, dass ich meinen Mitmenschen gegenüber jetzt ganz bewusst positiv eingestellt bin, bewusst gut gesinnt – und negative Gedanken aussparen möchte.

    Aber wie soll das gehen – jene Gedanken kommen ja meist, ohne dass ich es will?

    Rochna: Stimmt, das ist nicht einfach. Es braucht da schon Übung, Besinnung und Gebet. Ein Beispiel: Der Straßenverkehr liefert viele Situationen für negative Gedanken. Indem ich mich, sobald schlechte Gedanken auftreten, aber darauf besinne, dem anderen Verkehrsteilnehmer Gutes zu wünschen, vielleicht auch Besserung – ihn also bewusst segne im Sinne Gottes – bekämpfe ich diese negativen Gedankenmuster. Das braucht Übung. Es wirkt aber – das ist erstaunlich.

    An der Chordecke der Kirche St. Johannes in Natterholz (gemalt 1902 von Josef Albrecht) ist der Prediger in der Wüste zu sehen – Johannes der Täufer verzichtete bewusst, er ernährte sich letztlich von Heuschrecken und wildem Honig.
    An der Chordecke der Kirche St. Johannes in Natterholz (gemalt 1902 von Josef Albrecht) ist der Prediger in der Wüste zu sehen – Johannes der Täufer verzichtete bewusst, er ernährte sich letztlich von Heuschrecken und wildem Honig. Foto: Riehl

    Wie kann man heuer die Fastenzeit vermitteln, wo wir ohnehin seit einem Jahr auf so vieles verzichten müssen?

    Rochna: In der Tat ist das nicht einfach. Sich gerade jetzt zusätzlich mit etwas zu quälen, wäre kontraproduktiv. Beim Verzicht soll es einem auch gut gehen. Der folgende Spruch ist schon richtig: Wenn jemand beim Verzicht unausstehlich wird, sollte er auf den Verzicht verzichten. Ein Beispiel ist ein starker Raucher, dem eine Schritt-für-Schritt-Entwöhnung vielleicht besser täte. Jesus Christus sagt zum Fasten: Wenn ihr fastet, macht dabei ein freundliches Gesicht! Daran sollte sich jeder Fastende erinnern.

    Ist es aktuell, während der Corona-Zeit, ratsam, auf noch mehr zu verzichten?

    Es ist ja interessant, dass es einen Bezug gibt zwischen der aktuellen Situation und dem christlichen Verständnis des Fastens: Das Wort Quarantäne beinhaltet die Zahl 40 – Jesus verbrachte so viele Tage in der Wüste …

    Rochna: Ja, wir erinnern uns in dieser Zeit an Jesus Christus, der in der Wüste gefastet hat. Der Teufel wollte ihn mit weltlichen Dingen versuchen. Und Jesus zeigt uns hier: Wir sollen uns freimachen von zu viel Weltlichem – wir sollen uns mehr Gott widmen, dem Gebet; mehr dem, was wesentlich ist. Das ist dann wirklich eine innere Reinigung.

    Aber noch einmal zurück zur aktuellen Lage – ist es da für jeden ratsam, jetzt auf noch mehr zu verzichten?

    Rochna: Diese Überlegung ist berechtigt, weil sehr viele Menschen eh schon auf vieles verzichten. Wir müssen auf Gemeinschaft verzichten, auf Ausgehen, wir fasten Freundschaften. Man sollte sich nun nicht zwanghaft zusätzlich quälen. Das Fasten ist im christlichen Sinne ein freiwilliger Akt, der einem sehr helfen kann und soll. Wie ich schon eingangs sagte: Es entsteht durch Verzicht eine Leere. Man sollte diese dann mit positiven Dingen füllen. Das lässt sich durchaus üben.

    Welche konkreten Beispiele oder Tipps hätten Sie denn hierfür parat?

    Rochna: Es lässt sich immer herrlich die Natur genießen. Das geht nach wie vor und tut unheimlich gut. Besinnung und Lesen, auch gerade geistliche Texte, das können gewinnbringende Tätigkeiten sein. Wir sollten etwas davon wegkommen, dass der Verzicht beim Fasten im Vordergrund steht, sondern vielmehr diese mit Gutem aufzufüllenden Leerstellen. Exerzitien im Alltag sind beispielsweise eine super Sache. Wir helfen hierbei gerne.

    Sie sind Jugendpfarrer. Wie lassen sich junge Menschen, die in ihrer Jugend eigentlich die Freiheit erstmals intensiv kennenlernen, während der Pandemie, die so vieles einschränkt, für das Fasten motivieren?

    Rochna: Ich bin überzeugt, dass gerade auch junge Menschen gestärkt aus der Krise hervorgehen können; auch aus dieser schwierigen Zeit. Für sie stellt sich die Frage: Was kann man sich in dieser Zeit mit all den Einschränkungen trotzdem Gutes tun? Welche neuen Wege lassen sich finden? Was hilft mir und ist gut in schwierigen Lagen? Es ist eine Zeit der Vorbereitung und sie beinhaltet trotz der Härten eine Chance.

    Pfarrer Rochna aus Donauwörth: Fasten darf nicht schaden

    Wann würden Sie vom Fasten abraten? Wann kann es schaden?

    Rochna: Fasten darf nicht schaden. Es ist etwas Freiwilliges. Wenn es uns ohnehin nicht gut geht, sollte eine Zusatzbelastung nicht unbedingt noch aufgeladen werden. Und wir müssen gerade jetzt schauen, dass es uns und unseren Mitmenschen gut geht. Sonst werden wir aus der Bahn geworfen. Ich muss auch für mich und andere erträglich bleiben. Und es zählt auch: Wer gar nicht genießt, wird ungenießbar.

    Wie würden Sie Zweifelnde heuer zum Fasten motivieren?

    Rochna: Durch eine bewusste Fastenzeit lässt sich mehr Lebensqualität gewinnen. Und: Man hat ein Ziel, ein Zieldatum. Heuer zählt besonders dieser Dazugewinn durchs Fasten. Wir sollten auch in dieser Zeit Dinge bewusster wahrnehmen, für die vorher vermeintlich die Zeit gefehlt hat. Fasten und essen passen übrigens auch zusammen – wenn ich Gott bewusst dankbar bin für gutes Essen. Wenn ich schaue und schätze, wo etwas herkommt. Ich bleibe dabei: Fasten kann durch all das die Lebensqualität steigern.

    Informationen und Angebote finden sich auf den Internetseiten der Jugendstelle Donauwörth.

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