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Harburg: Wolfgang Kilian geht: Wehmütig, aber auch erleichtert

Harburg

Wolfgang Kilian geht: Wehmütig, aber auch erleichtert

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    Nach 18 Jahren räumte Wolfgang Kilian sein Bürgermeisterbüro in Harburg undübergab es an seinen Nachfolger Christoph Schmidt. Insgesamt blickt er aufeine erfolgreiche Amtszeit zurück.
    Nach 18 Jahren räumte Wolfgang Kilian sein Bürgermeisterbüro in Harburg undübergab es an seinen Nachfolger Christoph Schmidt. Insgesamt blickt er aufeine erfolgreiche Amtszeit zurück. Foto: Bernd Schied

    Wolfgang Kilian verzichtet auf die von Politikern häufig verwendeten Floskeln, wenn sie nach ihrem Gemütszustand gefragt werden. „Natürlich habe ich Wehmut, weil ich gerne Bürgermeister war“, sagt der scheidende Harburger Rathauschef, der zum 30. April aus freien Stücken nach 18 Jahren sein Amt niedergelegt und den Schlüssel an seinen Nachfolger Christoph Schmidt übergeben hat. Wegen Corona fiel die offizielle Amtsübergabe in größerem Rahmen aus. „Leider“, bedauert der neue Bürgermeister. „Wenn irgend möglich, holen wir das nach.“

    Kilian, inzwischen 59 Jahre alt, blickt insgesamt zufrieden auf seine drei Amtsperioden zurück. Er habe in dieser Zeit zusammen mit dem Stadtrat viel bewegen können. An der einen oder anderen Stelle hätte er sich freilich mehr gewünscht. Verschiedene Umstände, vor allem in finanzieller Hinsicht, seien mitunter ausschlaggebend dafür gewesen, auf das eine oder andere Vorhaben verzichtet zu haben.

    Während der Amtszeit stets „neugierig auf Neues“

    Während seiner gesamten Zeit im Rathaus sei er stets „neugierig auf Neues“ gewesen, betonte er rückblickend. „Gleichermaßen galt das für die Menschen, deren Sorgen und Anliegen mir immer wichtig waren“. Damit sei es nun vorbei. Jetzt müsse er sich an den Stammtisch setzen, um etwas Neues zu erfahren, meint Kilian mit einem Augenzwinkern.

    Trotz Wehmut und einem gewissen Abschiedsschmerz räumt Wolfgang Kilian ein, nicht unglücklich darüber zu sein, „die Verantwortung für die Stadt abgegeben zu haben.“ Gerade die zurückliegenden acht Wochen mit Corona seien eine „irre Zeit“ gewesen.

    Vor gut einem Jahr habe er sich entschlossen, auf eine weitere Amtszeit zu verzichten. Zum einen aus privaten Gründen, andererseits lebe die Demokratie vom Wechsel, der aus seiner Sicht nach drei Perioden in Harburg fällig gewesen sei.

    Anfangs euphorisch, später routiniert

    Wenn der jetzige Bürgermeister a. D. auf seine erste Amtszeit zurückblickt, erinnert er sich nach eigenen Worten an die „Neugier“ der Bürger an seiner Person: „Wenn man dann im Laufe der Jahre zum zehnten Mal auf einer Generalversammlung war, ist die Spannung schon ein Stück weit verflogen.“ Bei einem selbst, aber auch bei den Bürgern. Er sei seinerzeit recht euphorisch an die neue Aufgabe herangegangen im Wissen, als Bürgermeister etwas bewegen zu können. Später stelle sich zwangsläufig, wie in jedem anderen Job, eine gewisse Routine ein.

    Gleich am Anfang sei er mit dem Problem der alten Wörnitzbrücke konfrontiert gewesen: „Schnell war klar, dass diese umfangreich saniert werden muss.“ Einiger „Kopfstände“ habe es bedurft, um das Großprojekt in trockene Tücher zu bringen, vor allem finanziell. Die Sanierung der Schule und der Grasstraße an der Wörnitz hätten die Vorhabensliste ergänzt.

    Herausforderung bei der Städtebauforderung

    Im Laufe der Zeit hat Kilian zufolge die Sanierung der Burg die Stadt dann mehr und mehr gefordert, speziell im Bereich der Städtebauförderung: „Wir haben hier als Stadt stark mitgeholfen, obwohl wir mit der Burg selbst direkt nichts zu tun hatten.“ In den zweiten sechs Jahren hätten hauptsächlich der Ausbau der Kinderbetreuung und die Sanierung der Ortsverbindungsstraßen nach Mauren und Brünsee/Ebermergen die Stadtpolitik geprägt.

    „In meiner letzten Amtsperiode kümmerten wir uns verstärkt um den Breitbandausbau und stellten damit die richtigen Weichen für die Zukunft der Kommune“, so Kilian. Jedes Haus im Stadtgebiet mit Glasfaseranschlüssen zu versorgen, hält Kilian allerdings aus finanziellen Gründen für nur schwer umsetzbar. Nach aktuellen Schätzungen eines Planungsbüros würde dies 22 Millionen Euro kosten: „Sie sehen, was das für eine gewaltige Aufgabe darstellt, die ohne kräftige Mithilfe des Staates nicht zu bewältigen ist.“

    Wie geht’s weiter? Wie wird er seinen neuen Lebensabschnitt angehen? Kilian: „Ich bin ehrlich. Ich weiß es nicht. Ich lasse das auf mich zukommen.“

    Kilian sieht „keine Gefahr der Langeweile“

    Aufhören werde er als Vorsitzender der Bayerischen Rieswasserversorgung (BRW), weil diese Position von einem amtierenden Bürgermeister bekleidet werden muss. Die Neuwahl sei für Ende Mai vorgesehen. Als ein Nachfolgekandidat gilt Wallersteins Rathauschef Joseph Mayer, was Kilian bestätigt.

    Sieht er die Gefahr der Langeweile? „Das glaube ich nicht. Es ist ja nicht so, dass ich gar nichts mehr zu tun habe.“ So werde er weiterhin als einer der stellvertretenden Vorsitzenden im Kreisverband des Roten Kreuzes fungieren und darüber nachdenken, nach Ende der Amtszeit des derzeitigen Vorsitzenden Franz Oppel möglicherweise dessen Amt zu übernehmen.

    Weitermachen werde er zudem als stellvertretender CSU-Kreisvorsitzender und die kommenden sechs Jahre als wiedergewählter Kreisrat. Ob er sich für den Posten des ersten stellvertretenden Landrats interessiere, wie hin und wieder spekuliert wird? Kilian windet sich ein wenig: „Dazu sage ich jetzt gar nichts.“ Ein Dementi klingt anders.

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