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Harburg: Wie Markus Kosok vom Speerwerfer zum Bobfahrer wurde

Harburg

Wie Markus Kosok vom Speerwerfer zum Bobfahrer wurde

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    Einst war der Harburger Markus Kosok ein erfolgreicher Speerwerfer, nun hat er eine Karriere als Bobfahrer gestartet .
    Einst war der Harburger Markus Kosok ein erfolgreicher Speerwerfer, nun hat er eine Karriere als Bobfahrer gestartet . Foto: Kosok

    Mit der Diagnose Knochenabsprengung im linken Sprunggelenk und einer zeitgleich entzündenden Patellasehne im rechten Knie war die erfolgreiche Karriere in der Leichtathletik von Markus Kosok vorerst vorbei. Im Jahr 2013 zog sich der Speerwerfer diese Verletzungen bei den Jugendeuropameisterschaften in Italien zu. Was folgte, war eine längere Pause, in der nicht an Sport zu denken war. Insgesamt zwei Jahre seien allein notwendig gewesen, „um wieder beschwerdefrei trainieren zu können“, erinnert sich der Harburger. Mittlerweile ist er allerdings in einer komplett anderen Sportart zuhause.

    Bereits früh zeigte sich bei Kosok seine Begeisterung für den Sport. „Mit fünf Jahren habe ich mit Fußball und Tennis angefangen, mit elf Jahren bin ich dann zur Leichtathletik gekommen. Dort habe ich im Kinderbereich bei Fünfkämpfen mitgemacht.“ Besonders beim Speerwurf zeigte Kosok ein beeindruckendes Talent, welches ihn im Alter von 18 und 19 Jahren zu internationalen Erfolgen führte.

    2012 war Markus Kosok bei der Juniorenweltmeisterschaft in Barcelona

    So schaffte er es mit einer Weite von 70,79 Metern im Jahr 2012 bis zur U-20-WM in Barcelona. Im dortigen Olympiastadion belegte er den 15. Rang unter den weltbesten A-Jugendlichen, nur 68 Zentimeter fehlten damals zur Finalteilnahme. Kurze Zeit später folgte die deutsche Vizemeisterschaft in der A-Jugend.

    Auch 2013 begann zunächst verheißungsvoll: Kosok sicherte sich den bayerischen Jugendmeistertitel im Speerwurf, die Fahrkarte für die U-20-EM im italienischen Rieti wurde einige Monate später auch gelöst. Seinen Erfolg schien der Speerwerfer nahtlos fortzusetzen. Doch bei der EM folgte die große Enttäuschung – Kosok schaffte es nicht über die Qualifikation hinaus, zudem erlitt er dort die schweren Verletzungen an beiden Knien. Er erinnert sich: „Es hat lange gedauert, bis ich ohne Schmerzen wieder Sport treiben konnte. Ich musste damals auch mit dem Speerwerfen aufhören, weil es körperlich nicht mehr ging.“

    Mit 19 ist die Leichtathletik-Laufbahn erst einmal beendet

    So war die aussichtsreiche Leichtathletik-Laufbahn im Alter von 19 Jahren vorerst beendet. Etwa zwei Jahre danach tauschte Kosok nach langer Verletzungspause seinen Speer gegen den Fußball ein. Bis zum 15. Lebensjahr hatte er aktiv gekickt, danach galt die Konzentration der aufstrebenden Leichtathletikkarriere. 2015 gab er also sein Comeback für die Kicker des TSV Harburg. In seiner Heimatstadt absolvierte Kosok zudem eine Lehre zum Industriemechaniker bei der Firma Märker.

    Nach der abgeschlossenen Berufsausbildung zog es den Harburger zur Landespolizei, wo Kosok eine weitere Ausbildung begann. Er berichtet: „Mein Sportausbilder bei der Polizei ist auch Leichtathletiktrainer und hat sich an mich erinnert. Er hat mich gefragt, ob ich für die Polizei bei der bayerischen Meisterschaft als Speerwerfer teilnehmen möchte.“ Es sei schon ein besonderes Gefühl gewesen, schließlich habe er fast sechs Jahre nichts mehr mit dem Speer gemacht, beschreibt er sein Comeback. Dafür sei es allerdings „sehr gut gelaufen“, erklärt der Harburger rückblickend. So schaffte er es 2019 im Augsburger Rosenaustadion nicht nur, bayerischer Meister zu werden, Kosok stellte mit 71,36 Metern zudem eine neue persönliche Bestleistung auf.

    71,12 Meter bedeuten den Titel bei den deutschen Polizeimeisterschaften

    Bei den deutschen Polizeimeisterschaften holte er sich kurz darauf ebenfalls den Titel, mit 71,12 Metern gelang ihm auch dort wieder ein herausragender Wurf. Er qualifizierte sich mit diesem Ergebnis dann für die deutschen Meisterschaften der Aktiven im Berliner Olympiastadion: „Es ist überraschend gut gelaufen, ich habe dann auch weiter an Vorbereitungslehrgängen der Polizei teilgenommen“, sagt Kosok. Dort habe er dann zwei andere Sportler kennen gelernt: „Es waren zwei Sprinter dabei, die auch im Bobsport tätig sind. Die haben zu mir gesagt, dass ich kräftig und schnell bin und daher auch gut in den Bobsport passen würde.“ Der Harburger absolvierte im Oktober 2019 in diesem Bereich ein Probetraining.

    Als Bobfahrer möchte Markus Kosok (rechts) in diesem Winter im Weltcup antreten.
    Als Bobfahrer möchte Markus Kosok (rechts) in diesem Winter im Weltcup antreten. Foto: Kosok

    „Das hat gut funktioniert und im Winter bin ich schon mit einem jungen Piloten gefahren. Bei der deutschen Meisterschaft war ich so auch schon dabei“, berichtet Kosok, der außerdem als Ersatzmann bei der Junioren-WM vertreten war, dort aber nicht zum Einsatz kam. Beim zuständigen Polizeipräsidium wurde Kosok in diesem Jahr für die Spitzensportgruppe vorgeschlagen und ist seit 1. September für diese freigestellt.

    Sechsmal in der Woche ist für Markus Kosok nun Bob-Training angesagt

    Nun müsse er einen Monat Dienst als Polizist leisten, die restlichen elf Monate könne er sich voll auf das Training konzentrieren, erklärt der 26-Jährige. Der lebt mit seiner jungen Familie nun in der Nähe seines Trainingsortes Berchtesgaden. Dort trainiert er nun mit 30 bis 40 anderen Sportlern um einen Platz als Anschieber in einem Weltcup-Bob.

    Kosok hat Respekt vor der Konkurrenz, zeigt sich aber auch ehrgeizig: „Die Jungs sind alle sehr stark. Alle haben Bock auf den Weltcup, so wie ich halt auch.“ Dafür trainiert er sechs Mal die Woche. Am Tag absolviert er bis zu zwei Trainingseinheiten, die zwei bis drei Stunden andauern, beschreibt Kosok seinen derzeitigen Tagesablauf. Das Training unterteilt sich in jeweils zweimal Kraft, Laufen und Anschubtraining.

    In Oberhof stand für den Harburger zuletzt ein Anschubtest an

    Bereits im Sommer habe er viel im Bereich Kraft- und Sprinttraining getan, um gute Startzeiten erzielen zu können. Da auf den Bobbahnen erst im Winter gefahren werden kann, werde das Anschieben auf einer Tartanbahn geübt, erzählt Kosok: „Es sind längs zwei Metallschienen aufgebaut, auf denen der Bob geschoben werden kann.“

    Vergangenes Wochenende hat er einen Anschubtest in Oberhof absolviert, ein weiterer folgt im Dezember. Das Training laufe zumindest „ganz gut“, betont Kosok. Jetzt sei schon die Phase gekommen, in der es um den Vorentscheid gehe. Er erklärt: „Im Dezember suchen sich die Piloten dann die besten Anschieber heraus. Jeder möchte da gerne ein bis zwei Anschieber haben, um auch einen Ersatz im Team zu haben.“

    Sein Ziel hat Kosok dabei klar vor den Augen: Er will in der kommenden Saison einen Weltcup-Bob in den Eiskanälen anschieben.

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