Eine Elterninitiative in Harburg wünscht sich seit vergangenem Jahr ein zusätzliches Angebot für die Jüngsten der Stadt: einen Waldkindergarten. Ende Juli dieses Jahrs stellte die Initiative ihre Idee dem Stadtrat zum ersten Mal vor. Als „attraktives Zusatzangebot in Harburg“, bezeichnete Matthias Hahn, einer der Initiatoren, damals die Idee. Über die Zukunft des Projekts sollte nun am Donnerstag im Stadtrat entschieden werden. Doch die Räte waren sich uneinig.
Eine Fläche nahe dem alten Sportplatz in Ebermergen wäre für den Waldkindergarten geeignet
Im Vorfeld hatte die Elterninitiative seit dem Sommer mit den Stadträten intensive Gespräche geführt sowie einen Infoabend und einen Termin im Waldkindergarten in Oettingen veranstaltet. Zusammen mit dem Stadtförster besichtigte die Initiative verschiedene Waldgrundstücke in der Umgebung. Infrage kommt letztendlich nur eine Fläche in der Nähe des alten Sportplatzes bei Ebermergen.
Einen konkreten Kostenplan legten die Befürworter der Einrichtung zudem der Stadt vor. Dieser beinhaltet drei Möglichkeiten. Option eins: einen komplett ausgestatteten Bauwagen für den Waldkindergarten. Gesamtkosten mit allen zusätzlichen Arbeiten: 92500 Euro. Diese Summe orientiert sich an den Zahlen des bereits bestehenden Waldkindergartens in Monheim. Bei der zweiten Option könnte Geld gespart werden, indem die Eltern der Initiative Arbeiten am Waldgrundstück übernehmen und beim Ausbau des Bauwagens helfen. Die Kosten würden sich so auf 54750 Euro verringern. Option drei ist, dass die Eltern auch Arbeiten selbst übernehmen und zudem ein gebrauchter Bauwagen gekauft wird. Der Preis: knapp 35000 Euro.
In der Sitzung am Donnerstag wurde nun bekannt, dass die Kommune selbst als Träger für den Waldkindergarten fungieren möchte. Zuvor hatte es Gespräche über einen externen Träger oder eine zusätzliche Waldkindergarten-Gruppe in der Kita in Harburg gegeben.
Maria-Theresia Dannemann-Bauch (PWG-BG-FW, Liste Mündling) befürwortete den Waldkindergarten: „Kinder sind unterschiedlich, also haben sie auch verschiedenste Bedürfnisse.“ So könnte man die Kleinsten der Kommune unterstützen, führte die Rätin aus. Bürgermeister Christoph Schmidt stimmte ihr zu, aber warf ein: „Es ist ein interessantes Zusatzangebot neben den bereits bestehenden Kindergärten. Aber es ist momentan eben nur als ein Zusatzangebot zu sehen. “
Der Beschluss im Stadtrat Harburg zum Waldkindergarten fällt mit 10:8 Stimmen
Martina Thiel (SPD-Grüne) lobte die wahnsinnig starke Elterninitiative, die sich viel in den Ausbau eines Bauwagens einbringen würde. Thiel gab zu bedenken, dass sich das ändern könne, wenn man das Projekt aufschiebe. Tobias Eska (CSU) sprach seinen Respekt für den Einsatz der Initiative aus: „Es ist ein richtiges Konzept, aber zum falschen Zeitpunkt.“ Das Konzept wäre vielleicht eine Alternative vor der Erweiterung der Kita in Harburg gewesen.
Bernd Schreitmüller (CSU, WG Mauren) äußerte sich deutlich: „Der Aufgabe der Kinderbetreuung kommen wir als Stadt nach. Der Waldkindergarten ist ein Zusatzangebot, dass wir uns momentan nicht leisten können.“ Der Stadtrat habe auch noch andere Aufgaben.
Peter Martin (SPD-Grüne) stellte den Antrag, den Beschluss bis zum Frühjahr 2021 zu vertagen. Sein Vorschlag: Erst nach den Haushaltsberatungen, wenn die finanzielle Lage der Stadt klar ist, eine Entscheidung zu treffen. Dieser Antrag fand eine 10:8-Mehrheit.
Nach der Entscheidung sagte Conny Reitsam von der Elterninitiative für den Waldkindergarten auf Anfrage unserer Zeitung: „Ich bin nicht enttäuscht. Aber wir hätten uns ein klares Ja oder Nein heute gewünscht.“ Alle Hoffnungen setze sie nun auf die Entscheidung zum Thema Waldkindergarten im Frühjahr 2021, fügte sie hinzu.
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