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Harburg : Nach Lkw-Schäden in der historischen Altstadt: Bürger und Politik fassungslos

Harburg 

Nach Lkw-Schäden in der historischen Altstadt: Bürger und Politik fassungslos

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    Der Brunnen auf dem Marktplatz in Harburg.
    Der Brunnen auf dem Marktplatz in Harburg. Foto: Exner-Niebergall

    Erneut hat ein Lkw-Fahrern eine Reihe von Bewohnern in der Harburger Altstadt um den Schlaf gebracht – und nicht nur das: Bei einer verbotenen Tour durch das historische Zentrum richtete der für die engen Gassen viel zu große Lastwagen enormen Schaden an. Er schrammte in der Nördlinger Straße und am Marktplatz jeweils an ein Hauseck und erfasste beim Versuch, im spitzen Winkel nach rechts in die Schlossstraße abzubiegen, den Marktplatzbrunnen. Dieser wurde wohl komplett zerstört. Die Aktion des 45-Jährigen macht viele Bewohner der Stadt fassungslos. Bereits am Donnerstagabend beriet der Stadtrat über mögliche Konsequenzen.

    Das ist alles, was vom Brunnen im Harburger Ortskern übrig geblieben ist. Ein Lkw hat ihn umgefahren und komplett zerstört.
    Das ist alles, was vom Brunnen im Harburger Ortskern übrig geblieben ist. Ein Lkw hat ihn umgefahren und komplett zerstört. Foto: Polizei Donauwörth

    Solche fordern viele Bürger in der Altstadt, die sich im Laufe der Woche an einer Unterschriftenaktion beteiligten. Die Nördlinger Straße müsse im Bereich der Tankstelle baulich verändert werden, erklärte Mit-Initiator Hilmar Maiwald unserer Zeitung. Die Sperrschilder dort seien nur schlecht zu sehen, auch das große Transparent. Zudem verleite die Nördlinger Straße die Lkw-Lenker zum Weiterfahren, weil sie dort so breit sei. Über 100 Leute trugen sich laut Maiwald in die Liste ein.

    Der Besitzer des Hauses an der engsten Stelle der Nördlinger Straße erlebte die Irrfahrt des Ukrainers mit, der dem Vernehmen nach für eine polnische Zeitarbeitsfirma in einem Sattelauflieger mit deutscher Zulassung von Donauwörth her unterwegs war, die Sperr- und Umleitungsschilder ignorierte und bei dem Versuch, einen Schleichweg in Richtung Nördlingen zu finden, die Altstadt durchquerte. Dies passiere seit der Sperrung der B25 jede Nacht im Schnitt dreimal, so Maiwald. Entsprechend oft prallen die Laster an das denkmalgeschützte Gebäude (wir berichteten).

    Wo vorher der Brunnen stand, verhüllt j nun die Wintereinhausung dessen Reste.
    Wo vorher der Brunnen stand, verhüllt j nun die Wintereinhausung dessen Reste.

    Ein kurzes Stück weiter schepperte es am Donnerstag um 2 Uhr aber gewaltig. Der Lkw riss den filigranen Bronze-Brunnen, der seit 1997 stand und Motive aus der Harburger Geschichte zeigte, regelrecht aus der Verankerung. „Der Bottich des Brunnens hatte sich unter dem Auflieger regelrecht verkeilt“, schilderte Hilmar Maiwald. Die anderen Teile lagen meterweit verstreut auf der Straße.

    Auch dieses Gebäude am Marktplatz wurde in Mitleidenschaft gezogen.
    Auch dieses Gebäude am Marktplatz wurde in Mitleidenschaft gezogen.

    Herta Käferlein, die am Marktplatz ein Kaffee betreibt und deren Haus ebenfalls eine Schramme bekam, konnte am Freitagvormittag das Geschehene noch immer kaum fassen: „Wir waren sprachlos.“ Bürgermeister Wolfgang Kilian kommentierte die Sache so: „Ich bin entsetzt.“ Dass der Lkw-Fahrer nicht nur die Schilder missachtete, sondern auch noch nach rechts in die Schlossstraße abbog, sei unbegreiflich: „So viel Unfähigkeit ist erschreckend.“ Hier zeige sich auch eine gesellschaftliche Entwicklung: „Keiner hält sich mehr an Vorschriften.“

    Der Brunnen des Künstlers Fred Janson sei bei Touristen ein beliebtes Fotomotiv gewesen. Das Kunstwerk wurde 1997 im Rahmen der Sanierung des Stadtzentrums aufgestellt. Kosten: 150000 D-Mark. Die Kommune will nun neben einem Gutachter auch den Bildhauer einschalten, um zu klären, „was zu retten ist“, so Kilian. Zudem nehme sich die Stadt einen Anwalt, der ihre Interessen vertreten soll. Nach dem Unfall ergriff auch die Polizei die Initiative. „So geht es nicht mehr weiter“, merkte Stephan Roßmanith, Sachbearbeiter Verkehr der Polizei im Donau-Ries-Kreis, an. Man werde der Stadt raten, die Fahrbahn an der Nördlinger Straße unterhalb der Tankstelle mit einer baulichen Maßnahme so zu verengen, dass keine 40-Tonner mehr in die Altstadt gelangen können. Die Polizei kenne das Problem, sei immer wieder in Harburg präsent und verhänge Bußgelder gegen Lkw-Fahrer, die sich nicht an die Regeln halten. Man könne aber nicht permanent vor Ort sein.

    Laut Roßmanith agierten die in Harburg erwischten Verkehrssünder in praktisch allen Fällen nach dem Motto: „Irgendwie komme ich schon durch.“ In der Nacht auf Freitag lotsten Beamte den Laster in einem aufwendigen Rangiermanöver aus der Altstadt. Die Ortsdurchfahrt war währenddessen blockiert.

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