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Donauwörth: Hans Leipelt: Gedenken an ein Vorbild

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Hans Leipelt: Gedenken an ein Vorbild

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    Hans Leipelt
    Hans Leipelt Foto: Archiv

    Am Mittwoch jährte sich zum 75. Mal die Ermordung des Widerstandskämpfers Hans Leipelt. Er stand am 13. Oktober 1944 vor dem Volksgerichtshof in Donauwörth. Der Justizpalast in München war zu jener Zeit zerstört. Leipelt, ein Mitglied der Gruppe „Weiße Rose“, war wegen „Wehrkraftzersetzung und Volksverhetzung“ zum Tode verurteilt worden.

    Hans Leipelts Freundin Marie-Luise Jahn erhielt aus gleichen Gründen zwölf Jahre Haftstrafe. Weitere am Widerstand beteiligte Freunde aus dem Chemischen Institut des Nobelpreisträgers Heinrich Wieland wurden zu unterschiedlich langen Gefängnisstrafen verurteilt.

    Chemie-Student in München

    Leipelt, Chemie-Student in München, erhielt das sechste Flugblatt der Weißen Rose am 18. Februar 1943 – es war der Tag, an dem Hans und Sophie Scholl im Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität München beim Verteilen dieses Flugblattes erwischt wurden. Sie landeten in den Fängen der Gestapo.

    Im Herbst 1943 sammelten Jahn und Leipelt Geld für die inzwischen mittellose Familie des ermordeten Weiße Rose-Beteiligten Professor Kurt Huber. Sie wurden verraten und im Herbst zusammen mit Mitstreitern verhaftet. Leipelt war 23 Jahre alt. Als er – wie Jahn später berichtete – von den Todesurteilen für die Geschwister Scholl erfuhr, habe er ihren Widerstand unter dem Motto fortsetzen wollen: „...und ihr Geist lebt trotzdem weiter!“

    Leipelts Neffe aus den USA kommt

    Mit genau diesem Zitat eröffnete die Rektorin der Hans-Leipelt-Schule in Donauwörth (Staatliche Fachoberschule und Berufsschule), Doris Barth-Rieder, die Gedenkveranstaltung am Mittwochabend in der Aula der Schule. Sie sehe es als Verpflichtung der

    Schüler gestalten den Abend mit

    Auch Landrat Stefan Rößle sprach ein Grußwort bei der Veranstaltung: „Vor allem in einer Zeit, in der die rechte Szene viele Anhänger hat, brauchen wir in der Gesellschaft Mut und Einsatz für Werte.“ Dem schloss sich Kronawitter an. Für sie solle Hans Leipelt ein Vorbild für junge Menschen werden. So freute es sie freilich auch, dass auch Schüler an der Veranstaltung mitwirkten. So wurde der ganze Abend von Schülern der Schule nicht nur musikalisch untermalen. Sie führten auch ein szenisches Spiel auf, welches die Wichtigkeit des Widerstands gegen das Unrechtsregime unter dem Motto „Schweigt nie!“ darstellte.

    Zum Höhepunkt des Abends kam Bottin dann mit einem Vortrag zu Hans Leipelt und Widerstandshandlungen gegen das NS-Regime zu Wort.

    Justiz war nicht unabhängig

    Sie begann mit dem Zitat: „Ich zähle mehr als meine Jahre.“ Bottin erklärte, dass der in Wien geborene Leipelt ein rastloser Aufklärer gewesen sei. Der im Nazijargon sogenannte „Judenmischling“ musste zudem ab seinem 17. Lebensjahr eine Zersplitterung seiner jüdischen Familie miterleben. Auch das brachte Leipelt, einen evangelischen Christen, dazu, dass er einfach nicht wegsehen konnte und andere vom Unrecht aufklären wollte.“

    Die damaligen Urteile beschrieb sie als „fanatischen Justizterror“ – Die Justiz war keineswegs unabhängig, die Richter waren eingeschworen so zu richten, wie es Adolf Hitler selbst tun würde. So war Leipelt, nicht nur wegen seines Widerstands, sondern auch wegen seiner familiären Herkunft, schon als er gefasst wurde, so gut wie tot.

    Namensgebung im Jahr 1995

    Das von Bottin einleitend erwähnte Zitat stammt indessen aus einem Gedicht des Widerstandskämpfers Karl Schneider und wurde bislang nicht veröffentlicht. Die Historikerin wählte es aus, weil es ihrer Ansicht nach genauso gut vom sprachbegabten Leipelt hätte stammen können.

    Zum Abschluss der Veranstaltung stellte Ottmar Seufert, der Vorsitzende des Historischen Vereins Donauwörth noch klar, wie es zur Namensgebung der Schule im Jahr 1995 kam. Nach einem Vortrag Seuferts über Hans Leipelt habe Konrad Maurer, damaliger stellvertretender Schulleiter, ihn kontaktiert und schließlich die Fäden für den neuen Schulnamen gezogen. 

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