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Donauwörth: Granate unter den Bahngleisen gefunden

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Granate unter den Bahngleisen gefunden

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    Der Kampfmittelräumdienst beim Abtransport des Blindgängers am Bahnhof in Donauwörth.
    Der Kampfmittelräumdienst beim Abtransport des Blindgängers am Bahnhof in Donauwörth. Foto: Bundespolizei

    Zum Glück hat ein kleines Detail gefehlt – ansonsten hätte der gefährliche Fund aus der Nacht zu Donnerstag eine ziemlich große Aktion des Katastrophenschutzesnach sich gezogen: Absperrungen, Räumungen mehrer großer Mehrfamilienhäuser, Stillstand im Bahnverkehr und, und, und – nebenbei produzieren tausende Mitarbeiter bei Airbus in direkter Nachbarschaft Hubschrauber. Weil jedoch der Zünder einer Fliegergranate aus dem Zweiten Weltkrieg gefehlt hat, blieben den Anwohnern am Donauwörther Bahnhof diese Umstände am frühen Donnerstagmorgen erspart. Derweil herrscht Verwunderung über ein weiteres Detail des Fundes.

    Drei Stunden Sperrung - und Anspannung am Bahnhof Donauwörth

    Bei Baggerarbeiten im Bahnhof Donauwörth stießen in der Nacht auf Donnerstag Bauarbeiter auf die britische Fliegergranate aus dem Zweiten Weltkrieg. Gegen 2 Uhr nachts hatte ein Baggerfahrer am Gleis 6 des

    Bombe wird vernichtet

    Der durch den Kampfmittelräumdienst abtransportierte Blindgänger wird nun laut Bundespolizei „zu einem späteren Zeitpunkt vernichtet“. Bernhard Turba, Sprecher der zuständigen

    Seuffert: Man muss die Luftbilder aus dem Krieg akribisch studieren

    Ottmar Seuffert, Donauwörths ehemaliger Stadtarchivar und Vorsitzender des hiesigen Historischen Vereins, hat sich viel mit den Bombenangriffen auf Donauwörth beschäftigt, sie bis ins Detail analysiert und ausgewertet, teils in akribischer Kleinarbeit. So hat er einst für das Stadtarchiv auch historische Luftbilder amerikanischer Aufklärungsflugzeuge nach den Angriffen vom 11. und 19. April 1945 gekauft. Er rät dringend, diese im Vorfeld größerer Bauarbeiten zu studieren. Anhand der Struktur der Krater könne man mitunter erkennen, wo Explosionen erfolgten – und wo eben nicht. Und genau dann sei umso mehr Vorsicht angesagt. Seuffert wundert es, dass es sich bei dem jetzigen Fund um eine britische Bombe handelt – weil Donauwörth zwar zweimal massiv bombardiert wurde, aber eben zweimal durch die amerikanische Luftwaffe: am 11. April 1945 vom 3rd USA Air Force AIR sowie am 19. April von der 9th Bombardement Division der Air Force.

    Donauwörths Bahnhof war ein wichtiges Ziel der US-Bomber

    Bei den Angriffen seien unter anderem die Städte Treuchtlingen, Ingolstadt und eben Donauwörth vorrangige Ziele gewesen. Seuffert liegt auch die Auswertung der US-Militärs von den Angriffen vor. Hierbei geht der Bahnhofsbereich als ein primäres Ziel eindeutig hervor – und eben auch das Resultat: Sieben Schwadronen zerstörten die Gleisanlagen fast komplett, ebenso massiv die Stellwerke und Werkshallen. Auf dem Luftbild vom 14. April 1945 – also nach dem ersten Angriff – ist die Eindeutigkeit des Bahnhofs als Ziel klar zu erkennen. Warum nun aber eine britische Granate? Seuffert kann sich dies nur damit erklären, dass die Granaten wahrscheinlich in den USA produziert worden waren, sie aber von beiden alliierten Luftwaffen verwendet wurden. In jedem Fall, so Seuffert, sei davon auszugehen, dass noch einiges an Unschönem unter der Erde liege – besonders im Bereich jener ehemaliger Ziele. Bei der Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes vor einigen Jahren wurde ebenfalls eine Bombe gefunden. Zuvor habe Seuffert vergebens angemahnt, eine Bodenanalyse in Auftrag zu geben. Das Ganze hätte damals auch anders ausgehen können.

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