Startseite
Icon Pfeil nach unten
Donauwörth
Icon Pfeil nach unten

Gesundheit: Corona: Weiterer Fall im Landkreis

Gesundheit

Corona: Weiterer Fall im Landkreis

    • |
    Landrat Stefan Rößle und die Leiterin des Gesundheitsamtes des Landkreis Donau-Ries, Dr. Raffaella Hesse (Zweite von rechts) diskutieren die Lage am Rande der Pressekonferenz am Montagnachmittag.
    Landrat Stefan Rößle und die Leiterin des Gesundheitsamtes des Landkreis Donau-Ries, Dr. Raffaella Hesse (Zweite von rechts) diskutieren die Lage am Rande der Pressekonferenz am Montagnachmittag. Foto: Thomas Hilgendorf

    Jetzt hat Corona sogar die Kinder-Bibelwoche in Oettingen getroffen. Pfarrer Ulrich Tauber hat die Themenwoche „aus Sicherheitsgründen“ abgesagt, wie er in einer Mitteilung schreibt. Man wolle den Eltern die in den Tagen des grassierenden Virus schwere Entscheidung ersparen, ihre Kinder teilnehmen zu lassen oder nicht. Auch andernorts herrscht Verunsicherung ob der wellenartigen Ausbreitung – zumal es seit dem Wochenende die ersten beiden bestätigten Fälle im Landkreis Donau-Ries gibt. Und gestern um kurz vor 14 Uhr wurde dem Landratsamt nun der dritte Fall bestätigt.

    Landrat Stefan Rößle hat gestern Nachmittag deshalb mit dem Gesundheitsamt eigens eine Pressekonferenz in der Kreisbehörde in Donauwörth anberaumt.

    Erste bestätigte Ansteckungen überhaupt in der Region

    Die Zahlen der Neuinfektionen in der Region – Nordschwaben und Raum Augsburg – mögen vor allem deshalb überraschen, weil es die ersten bestätigten Ansteckungen überhaupt in der Gegend sind. Das Robert-Koch-Institut (RKI) verhält sich indessen in seiner Risikobewertung noch vorsichtig abwägend: „Die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung wird in Deutschland aktuell als mäßig eingeschätzt“, hieß es bis gestern Nachmittag aus dem Institut, dessen Aussagen maßgeblich sind für die Bewertung der Lage in ganz Deutschland. Das Landratsamt Donau-Ries hat am Dienstagnachmittag den dritten Fall einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus bestätigt.

    Wo genau die bis dato drei Infizierten leben, darüber herrscht seitens der Behörde Stillschweigen – Landrat Rößle begründete dies am Montag mit dem zu wahrenden „schutzwürdigen Interesse der Betroffenen“. Die stünden unter häuslicher Quarantäne, ihre Kontaktpersonen seien weithin informiert. Man habe die Lage „momentan unter Kontrolle“, fassten Landrat Stefan Rößle und Gesundheitsamtsleiterin Dr. Raffaella Hesse am Montagnachmittag im Landratsamt in Donauwörth die Situation zusammen. Die hiesigen Corona-Patienten seien allesamt „wohlauf“, bislang sei keine schwere Symptomatik aufgetreten – von den drei Patienten gehe und ging demnach keine erhöhte Ansteckungsgefahr aus, betonte Rößle. Daher sei es verantwortbar, im Sinne der Betroffenen den jeweiligen Wohnort nicht zu nennen.

    Bei dem dritten Betroffenen handle es sich um eine Person, die in Kontakt mit einem Infizierten aus einem anderen Bundesland stand.

    Telefon-Hotline für Bürger

    Indessen schaltet der Landkreis für Bürger eine Telefon-Hotline, die ab Dienstagmorgen, 8 Uhr geschaltet ist. Sie ist von 8 bis 18 Uhr unter der Telefonnummer 0906/74443 erreichbar.

    Derweil sei es, wie Rößle und Hesse unisono erklärten, nicht auszuschließen, dass es im Landkreis auch „symptomfreie Träger“ gebe, sprich: Menschen, die nicht merken, dass sie sich infiziert haben.

    Gesundheitsamtsleiterin Hesse erläuterte, dass Bürger, die nicht in Risikogebieten waren und keine Kontakte zu Corona-Patienten hatten „ohne Symptome keine weiteren Maßnahmen“ außer den empfohlenen, verschärften Hygieneregeln zu treffen hätten (unter anderem intensives und häufiges Händewaschen, meiden von größeren Menschenansammlungen und Händeschütteln).

    Dr. Mertin: "Deutschland ist grundsätzlich nicht gut vorbereitet"

    Indessen kritisiert der Sprecher der Hausärzte für Donauwörth und Umgebung, Dr. Michael Mertin aus Donauwörth, dass Deutschland „grundsätzlich nicht gut vorbereitet ist“ hinsichtlich des Virus: „Wir haben derzeit mindestens eine Epidemie, bald wahrscheinlich eine Pandemie.“

    Es fehlten beispielsweise die für die Testungen von Personen erforderlichen Schutzanzüge, die nur einmal verwendet werden dürfen. Es sei eigentlich „staatliche Aufgabe, das entsprechende Material vorzuhalten“. Des Weiteren teste man in Deutschland zu wenig, so Mertin. Zudem sei die Telefonnummer 116117 des ärztlichen Bereitschaftsdienstes dieser Tage „komplett überfordert“.

    Man müsse ernsthaft in den Landkreisen darüber nachdenken, „zentrale Stellen“ zum Testen auf das Virus einzurichten. Die Praxen dürften keinesfalls kontaminiert werden: „Hier haben wir bereits anderweitig kranke, geschwächte Menschen.“ Im Falle des Auftretens des Virus in einer allgemeinärztlichen Praxis müsste diese „14 Tage dichtgemacht werden“, was angesichts der Lage tragisch wäre.

    Überfordertes Krisenmanagement

    Mertin wagt angesichts eines mithin überforderten Krisenmanagements in Deutschland die Aussage: „Wir haben noch Glück, dass dieses Virus zwar hochansteckend ist, aber eben auch nicht supergefährlich wie etwa Ebola.“ Das Aufkommen des Coronavirus müsse ein „Warnschuss“ für die Zukunft sein: Es gelte, wesentlich mehr Ressourcen vorzuhalten – an medizinischen Gerät und Personal.

    Weiterhin gilt laut Mertin: Eine Erkrankung sollte abgeklärt werden, wenn man Atemwegs- oder Allgemeinbeschwerden (etwa starke Abgeschlagenheit) habe und bis maximal 14 Tage vor Erkrankungsbeginn entweder in einem Risikogebiet war oder Kontakt zu einem bestätigten Corona-Fall hatte. In diesem Fall sollte man sich sofort telefonisch bei dem nächstgelegenen Gesundheitsamt (auch über die Hotline) oder beim Hausarzt melden.

    Die Telefonhotline des Landratsamtes Donau-Ries ist ab Dienstagmorgen, 8 Uhr unter der Telefonnummer 0906/74443 freigeschaltet (täglich von 8 bis 18 Uhr).

    Lesen Sie auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden