Startseite
Icon Pfeil nach unten
Donauwörth
Icon Pfeil nach unten

Genderkingen: Fasching: Kein Umzug mehr in Genderkingen

Genderkingen

Fasching: Kein Umzug mehr in Genderkingen

    • |
    Dieses Foto stammt vom diesjährigen Genderkinger Gaudiwurm. Nächstes Jahr wird es in der Lechgemeinde allerdings keinen Faschingsumzug geben.
    Dieses Foto stammt vom diesjährigen Genderkinger Gaudiwurm. Nächstes Jahr wird es in der Lechgemeinde allerdings keinen Faschingsumzug geben. Foto: Bissinger

    Faschingssamstag, 14.30 Uhr, Gaudiwurm in Genderkingen. Für tausende Narren stets ein Pflichttermin im Kalender der fünften Jahreszeit. 20-mal zog der Umzug bereits durch die Lechgemeinde. Eine 21. Auflage wird es allerdings wohl nicht geben. „Wir können das nicht mehr stemmen“, sagt Udo Heininger, Präsident der Genderkinger Faschingsfreunde.

    Zwei Jahrzehnte gibt es den Faschingsverein in Genderkingen mittlerweile, Heininger ist fast von Anfang an dabei. 13 Jahre war er Hofmarschall, seit Juni 2015 ist er Präsident. Dass es nun die Absage für den Umzug im kommenden Jahr erfolgen musste, sei ihm und seinem Team alles andere als leicht gefallen. Ihm blute das Herz, betont Heininger. „Aber wir waren uns im Komitee einig, dass wir unseren legendären Gaudiwurm in dieser Form nicht mehr stemmen können.“ Bei einer Sitzung Mitte der Woche wurde der Beschluss gefasst.

    Der Vereinschef nennt hierfür zwei Gründe: Zum einen werde es immer schwieriger, Leute zu finden, die mitarbeiten. Und Personal wird am Faschingssamstag in Genderkingen zahlreich benötigt. Denn neben dem Umzug an sich, den jedes Jahr bis zu 10.000 Besucher am Straßenrand verfolgen, steigt danach auch die große Party am und im Gasthof Zoll. „Unser Komitee besteht aus zehn Personen, die das alles zu 90 Prozent organisieren – und das natürlich in ihrer Freizeit“, so Heininger. Man müsse immer mehr „betteln und bitten“, um Helfer zu finden. „Und Verantwortung übernehmen wollen noch weniger.“ Den Aufwand für den einen Tag Feiern und Party beziffert er mit Organisieren, Herrichten und Aufräumen auf zwei Wochen. Für den Umzugsleiter beginne die Arbeit sogar schon im September mit den Einladungen. Ein noch wichtigerer Aspekt für die Absage seien jedoch die immer strenger werdenden Sicherheitsvorschriften. In Genderkingen müsse man gleich zwei gesonderte Konzepte vorlegen: eines für das Landratsamt wegen des Umzugs, eines für die Verwaltungsgemeinschaft Rain wegen des bunten Treibens danach.

    Das ganze Geld für die Sicherheitskonzepte

    Und deren Erstellung wie Umsetzung koste viel Geld. Der Gewinn des Tages würde komplett in die Sicherheitskonzepte fließen, erklärt der Präsident der Faschingsfreunde. „Es bleibt also nichts übrig, weil wir ja nicht doppelt so viel Umsatz machen wie vorher. Die Personen- oder Zuschauerzahl ist ja begrenzt.“ Hinzu kämen dann auch noch die nicht geringen steuerlichen Abgaben.

    Deshalb hat man die Entscheidung gefällt, den Umzug für kommendes Jahr abzusagen. Ob er danach jemals wieder stattfindet? „Wahrscheinlich ist das für immer“, mutmaßt Heininger. Denn dass die Auflagen künftig wieder heruntergeschraubt werden, kann er sich nicht vorstellen – selbst wenn man die Zahl der Wagen oder der Teilnehmer deutlich reduzieren würde.

    „Alles kann man eh nicht ausschließen. Wenn die Bauzäune irgendwann 2,50 statt 1,80 Meter hoch sind, dann klettern sie halt da rüber.“ Dass immer mehr getrunken werde, tue natürlich das Übrige. Und wenn dann etwas passiert? Die Verantwortung für „die paar Idioten“ wollen weder Heininger noch der Umzugsleiter weiter übernehmen. „Dafür, dass wir als Faschingsverein dem Publikum nur Spaß und gute Laune verbreiten möchten, ist der Aufwand für den Gaudiwurm zu groß und privat zeitlich nicht mehr möglich.“

    Jubiläum steht kurz bevor

    Dabei stehen die Faschingsfreunde Genderkingen kurz vor einem Jubiläum: 2020 werden sie 22 Jahre alt. Dass es dann keinen Umzug geben wird, ist laut Heininger „doppelt schade“. Man habe schon Ideen im Kopf, wie man den Schnapszahl-Geburtstag feiern könnte, aber konkret sei noch nichts.

    Auch Bürgermeister Roland Dietz bedauert das Aus für den Gaudiwurm. Er und seine Familie seien „absolute Faschingsfans“, die sich immer auf den Umzug im eigenen Ort besonders gefreut hätten. Das Prinzenpaartreffen unmittelbar vor dem Umzug im Rathaus sei für ihn ebenfalls immer ein Höhepunkt gewesen. Dietz hat einerseits Verständnis für die Verantwortlichen. „Sie machen das ja alles ehrenamtlich. Für die Absage wird es Gründe geben.“

    Bürgermeister versteht beide Seiten

    Andererseits kann Dietz aber auch die hohen Auflagen nachvollziehen. „Es ist schon viel passiert in letzter Zeit“. Der Bürgermeister erinnert unter anderem an den tragischen Unfall beim Umzug in Donauwörth dieses Jahres, bei dem sich ein junger Mann aus Genderkingen schwerste Verbrennungen zugezogen hatte, als ein Aggregat auf einem Faschingswagen explodierte. In Nachbarlandkreis habe es sogar schon Todesfälle am Fasching gegeben. „Das sollte uns allen schon zu denken geben.“

    Als Bürgermeister stelle auch er sei bei größeren Veranstaltungen im Ort – selbst wenn nicht die Gemeinde federführend ist – immer die Frage: „Was passiert, wenn ...?“ Sollte der schlimmste Fall eintreten, möchte sich Dietz rechtlich und moralisch keine Vorwürfe machen lassen, im Vorfeld nicht alles unternommen zu haben. Die Finanzen dagegen will er nicht so recht als Grund für die Absage gelten lassen. Die Faschingsfreunde seinen „kein armer Verein“, sagt Dietz.

    Dass Genderkingen nun mit dem Gaudiwurm eine Institution verliert, sei „schade für unseren Ort.“ Schließlich habe sich die Lechgemeinde in den vergangenen Jahren einen Namen als Faschingshochburg gemacht.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden