Robert Zehnder sieht konzentriert auf das Flugfeld. Das Mikro in der Hand ist seine Verbindung zum Piloten, der gleich in Genderkingen landen wird. 760 Meter Asphalt hat er mit seinem Zweisitzer dafür zur Verfügung.
Zehnder ist einer von insgesamt 180 Mitgliedern der Motorflugsportgruppe Donauwörth-Genderkingen (MFG). Er ist selbst Pilot und leistet hier wie alle anderen auch seine 20 Stunden Dienst in der Flugleitung im Tower. Wer hier landen oder starten will, kommt an ihm nicht vorbei. Erst, wenn er das „go“ gibt, kann der Pilot abheben.
Vor genau 50 Jahren ist der Tower am Flugplatz in Genderkingen gebaut worden, drei Jahre, nachdem hier das erste Flugzeug auf dem damaligen Sonderlandeplatz abgehoben hat. „Heute sind wir fast ein kleines Unternehmen“, sagt Michael Bayer, ebenfalls Pilot, im Vorstand des Vereins und für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. In der Regel kommen hier kleine Maschinen rein: Cessna, Aquila, Remos sind die Typen an Fliegern, die man hier sieht. Generell dürfen Maschinen bis zu einer Abflugmasse – also Eigengewicht der Maschine samt Passagiere und Gepäck – von maximal 5,7 Tonnen in Genderkingen aufsetzen.
In der Mittagspause von Augsburg nach Genderkingen
Der Pilot des Zweisitzers ist mittlerweile auch im Tower aufgetaucht. Er war mit einem Arbeitskollegen in der Mittagspause von Augsburg „mal schnell für eine Pizza am Flugfeld“ herüber geflogen. Flugzeit: zehn Minuten. Das Wetter sei schließlich herrlich. Zwischenzeitlich mal abzuheben, erleichtere den Arbeitsalltag. Jetzt will er bei Zehnder seine Landegebühr bezahlen – irgendwas zwischen 4,50 und zwölf Euro und dann wieder zurück nach
Seit 1967 – seit der Gründung des Vereins – hat sich sehr viel getan. Fünf eigene Flugzeuge besitzt der Verein und verleiht sie an seine Mitglieder. Der sorgt dafür, dass viele Menschen hier ihre Leidenschaft zum Fliegen pflegen können. Dafür halten sie die Landebahn in Schuss, regeln den technischen Ablauf für die möglichen Starts zwischen 9 Uhr morgens und Sonnenuntergang. Und sie kümmern sich darum, dass die Lärmschutzauflagen eingehalten werden, also die vorgegebenen Platzrunden eingehalten werden. „Die Donau ist unsere absolute Grenzlinie“, erklärt Bayer auf dem Balkon des Tower stehend. Er zeigt nach Süden. „Normalerweise fliegen die Flugzeuge dort rein.“ Je nach Windrichtung ändert sich zwar die Richtung der Landung, aber es ist seit Beginn an ein wichtiges Anliegen des Vereins, dass die Anwohner nicht gestört werden.
Flugzeuge, die lauter als 70 Dezibel sind – ein Motorrad hat 93 Dezibel – , dürfen werktags zwischen 13 und 15 Uhr und am Sonntag ab 15 Uhr nicht starten oder landen. Wer das entsprechende Lärmschutzzeugnis nicht vorweisen kann, muss eine höhere Gebühr bezahlen. Außerdem müssen die Piloten die vorgegebenen Fluglinien einhalten.
Acht Flughallen gibt es inzwischen
Mittlerweile wurden entlang der mehrfach erweiterten und mit einer Lichtanlage ausgestatteten Landebahn acht Flugzeughallen hochgezogen. Hier können Privatpersonen und auch Firmen ihre Flugzeuge unterstellen. Die Mieteinnahmen sind eine der Hauptverdienstquellen für den Verein, der pro Jahr etwa drei Millionen Euro Umsatz macht. Immer mehr Geschäftsleute nutzen den Flugplatz. Mittlerweile haben sich auch direkt zwei Betriebe aus der Flugzeugbranche eingemietet: eine Flugschule für Hubschrauber namens Skymagic, bei der Privatpersonen den Pilotenschein machen können, und das Technologieunternehmen Fraundorfer Aeronautics, das das Flugtaxi namens Tensor entwickelt. Ebenfalls gewinnbringend läuft die Diesel-Tankstelle. „Für den Verein war das eine aufwendige Investition, um alle umweltauflagen einzuhalten. Aber es lohnt sich für uns“, sagt Bayer. Bis zu 30.000 Liter pro Jahr kann der Verein an die Fluggäste verkaufen, manche landen auch nur zum tanken.
Erneuerbare Energien sind von Bedeutung
Doch auch erneuerbare Formen der Energie sind für den Flugplatz mittlerweile von großer Bedeutung. Auf zwei der acht Hallen ist großflächig Fotovoltaik verlegt. 120 Megawattstunde pro Jahr wird hier erzeugt. Bestückt wird damit auch die Stromtankstelle für Autos, die seit vergangenem Jahr installiert ist. Damit will der Verein zeigen, dass man Verantwortung für die schöne Natur übernimmt. Deshalb wurden für den Bau der Hallen stets Streuobstwiesen angelegt und ein ehemaliges Gelände des Kiesabbaus und ehemalige Äcker direkt am Flugplatz zu artenreichem Grünland, Hecken und Feuchtgebieten umgewandelt. Ein nächst Ziel des Vereins ist es, den Flugplatz als Ausgangspunkt für Ausflüge im Großraum zu etablieren und Freizeitaktivitäten anzubieten. Der Pilot mit dem Zweisitzer ist mittlerweile zur Startbahn gerollt. Er kennt all die Details vermutlich nicht, die es ihm erlauben mal schnell für eine Pizza nach Genderkingen zu fliegen. Aber er genießt es – die Lust am Fliegen. Und den Zwischenstopp in Genderkingen.
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