Fast 300 Tage liegt das letzte Pflichtspiel des TSV Rain zurück. Am 30. November gelang in der Regionalliga ein 2:1-Heimsieg über den SV Heimstetten. Am Samstag, 19. September, geht es wieder um Punkte – allerdings für den neu geschaffenen Ligapokal. Der TSV gastiert um 14 Uhr beim FV Illertissen. Im Vorfeld der Partie stand Alexander Schroder, Geschäftsführer der Fußball-UG und Sportlicher Leiter, Rede und Antwort zu den Zielen für die Restsaison, zur Trainersuche und darüber, welche Herausforderungen die Corona-Regeln mit sich bringen.
Herr Schroder, Sie sind seit über 50 Jahren im Geschäft – zuerst als Spieler, dann lange als Trainer und nun als Funktionär. Hätten Sie es jemals für möglich gehalten, dass einmal solange kein Fußball gespielt wird?
Schroder: Nein. Ich habe zwar mal selbst freiwillig eine längere Pause eingelegt, nachdem ich mit meiner Trainertätigkeit aufgehört hatte. Aber da liefen die Spiele ja natürlich weiter. Corona stellt uns alle vor ganz neue Herausforderungen.
Wie sehen diese konkret aus?
Schroder: Es ist schon sehr kompliziert. Das wurde bei den Webinaren des Verbands, die ich alle absolviert habe, immer wieder deutlich. Gerade das Thema Zuschauer bedeutet einen erdrückenden Mehraufwand. Bisher brauchten wir in Rain acht Ordner, das wird sich jetzt verdoppeln. In diesem Zuge muss ich aber lobend erwähnen, dass unsere Corona-Beauftragten Sebastian Segnitzer und Detlef Simonis hervorragende Arbeit leisten – genauso wie der Sicherheitsbeauftragte Andreas Speer.
Erstes Heimspiel des TSV Rain findet am 10. Oktober statt
Was bedeuten die aktuell geltenden Vorschriften in Sachen Corona für die Partien im Georg-Weber-Stadion?
Schroder: Das Gute ist, dass wir unser erstes Heimspiel erst am 10. Oktober haben. Das ist das Ligaspiel gegen Memmingen. Solange können wir uns das bei den anderen anschauen. Ganz konkret lässt sich die Frage also noch nicht beantworten.
Aktuell ist es aber ja so, dass maximal 400 Personen zugelassen sind. Wobei das auch nicht so pauschal stimmt...
Schroder: Es ist, beziehungsweise war es bis zuletzt aber so, dass diese 400 Fans nur erlaubt sind, wenn alle einen festen Sitzplatz zugewiesen bekommen. Auf unsere Tribüne können mit den aktuellen Corona-Regeln jedoch nur 100 Leute. Wenn wir aber diese 100 auf der Tribüne haben, dürften wohl gar keine anderen Besucher mehr ins Stadion. Sperren wir aber die Tribüne und machen nur Stehplätze, dann dürfen immerhin 200 Fans kommen.
Wie läuft die Erfassung der Zuschauer ab? Es muss ja die Möglichkeit zur Nachverfolgung geben.
Schroder: Ganz klar, das muss einwandfrei passen. Sonst kriegen wir ein Problem mit dem Gesundheitsamt. Wir werden aber auf keinen Fall mit Listen oder Zetteln hantieren. Wir haben bereits einen Fachmann hinzugezogen, der für uns die Möglichkeiten einer digitalen Erfassung über das Handy geschaffen hat. Wer kein Smartphone hat – wir haben ja auch immer viele ältere Besucher –, für den wird das ein Mitarbeiter von uns übernehmen. Im Spiel unserer „Zweiten“ am Sonntag gegen Hollenbach gibt es übrigens hierzu gleich einen Testlauf. Natürlich müssen wir zudem alle Wege sauber ausschildern und über die fortlaufenden Nummern der Eintrittskarten kontrollieren wir die aktuelle Zahl an Zuschauern. Es könnte theoretisch bei gewissen Spielen sein – ich denke da gleich an das Duell mit Memmingen –, dass irgendwann das Maximum erreicht ist. Wir wollen natürlich niemanden wegschicken, aber vielleicht geht es im Einzelfall nicht anders.
Wie sieht es mit den Dauerkarten aus?
Schroder: Wir werden die Besitzer vor den Heimspielen kontaktieren und abfragen, ob sie auch kommen. Zudem überlegen wir einen Vorverkauf – so können wir abschätzen, wie viele Leute wohl sicher kommen. Da hängt schon ein großer Rattenschwanz dran. Schiedsrichter, die ja freien Eintritt haben, dürfen wir auch maximal zehn hereinlassen. Die Funktionärskarten des Verbands zählen nur noch bei Spielen der eigenen Mannschaft. Die 15 Freikarten, die normal an den Gastverein verschickt werden, haben keine Gültigkeit mehr.
Spiele im Georg-Weber-Stadion könnten zum Minusgeschäft werden
Werden „Corona-Heimspiele“ zum Draufzahlgeschäft für den TSV?
Schroder: Das schließe ich nicht aus.
Wie wirken sich die Auflagen auf die beteiligten Teams aus?
Schroder: Erst einmal soll das Eintreffen der Mannschaften auf dem Sportgelände zeitversetzt erfolgen. Bei uns in Rain wird es so sein, dass unsere Spieler die Kabinen unterhalb der Tribüne nutzen, während das Gästeteam den Trakt unter dem Sportheim bekommt.
Am Samstag geht es zum Pokal nach Illertissen. Sind Sie mit dabei?
Schroder: Nein. Und wir bitten auch unsere Fans, nicht dorthin zu fahren. In Illertissen hat man ja jetzt zum Auftakt dieselben Probleme, das wollen wir nicht zusätzlich erschweren. Wir müssen auch im Vorfeld eine Liste mit Namen übermitteln, wer neben unseren Spielern im Stab noch alles dabei sein wird. Daher dürfen unsere treuen Fans derzeit auch nicht im Mannschaftsbus zu den Auswärtsspielen mitreisen.
Wie bewerten Sie den neu ins Leben gerufenen Ligapokal?
Schroder: Ich finde das Modell interessant. Wir gehen das als vollwertigen Wettbewerb an, in dem wir so weit wie möglich kommen wollen. Gegen Illertissen wissen wir dann auch gleich, wo wir stehen. Zumal in der Pause so ziemlich alle Klubs in der Liga gut aufgerüstet haben.
Schroder sieht eine gute Mischung im Kader des TSV Rain
Beim TSV Rain hat sich vergleichsweise wenig getan. Auffällig ist, dass mit Kevin Maschke (Spielertrainer FC Staudheim), Christoph Hartmann (BC Aichach) und auch Luca Peuser (TSV Meitingen) gleich drei Torhüter den Verein verlassen haben.
Schroder: Das stimmt. Im Moment haben wir mit Ludwig Zech und Moritz Maiershofer nur zwei Keeper. Das ist ein kleines Risiko. Es freut mich aber, dass wir Kevin Maschke gewinnen konnten, das Torwarttraining bei uns zu übernehmen. Insgesamt sehe ich den Kader gut aufgestellt. Wir haben eine gute Mischung zwischen jungen und erfahrenen Akteuren.
Wie lief die Vorbereitung?
Schroder: Die hat gepasst. Ergebnisse in den Testspielen sind nicht so entscheidend. Wir haben eine gute Ausgangslage im Rennen um den Klassenerhalt, sind jedoch längst nicht gesichert. Wenn wir allerdings die Leistungen, zu denen wir imstande sind, abrufen, können und werden wir drinbleiben.
Trainer Alexander Käs ist nur noch bis Jahresende im Amt, ehe er endgültig zum DFB wechseln wird. Wie läuft die der Suche nach seinem Nachfolger?
Schroder: Es gab schon rund ein Dutzend Anfragen, teils von hochkarätigen Namen, die sich selbst angetragen haben. Wir werden aber jetzt zunächst einmal die ersten Spiele auf uns zukommen lassen. Wenn sich abzeichnet, dass es noch besser mit dem Klassenerhalt aussieht, könnte ich mir eine interne Lösung mit Johannes Müller, der ja jetzt schon Co-Trainer ist, und einem weiteren Spieler vorstellen. Sollte es bedrohlicher werden, dann holen wir einen Coach von außen.
Verstärkung gab es schon auf der Funktionärsebene: Fritz Bühringer, langjähriger Sportlicher Leiter beim TSV Wertingen, hat sich dem TSV Rain angeschlossen.
Schroder: Wir kennen uns seit rund 30 Jahren. Als ich gehört habe, dass er in Wertingen aufhört, habe ich sofort Kontakt aufgenommen. Er ist ein echter Glücksgriff für uns. Fritz ist verantwortlich für die Sportanlagen und arbeitet zudem schon viel mit im sportlichen Bereich bei Erster und Zweiter Mannschaft.
Lesen Sie auch:
Als Schalke im Jahr 2000 den TSV Rain aus dem Pokal kickte
Alex Käs ist beim TSV Rain nur noch Trainer auf Zeit
- Als Schalke im Jahr 2000 den TSV Rain aus dem Pokal kickte
- Alex Käs ist beim TSV Rain nur noch Trainer auf Zeit