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Erinnerungen an Mangolde stark verblasst

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Erinnerungen an Mangolde stark verblasst

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    Donauwörth gilt als wichtiger Donauübergang zwischen Ulm und Regensburg nicht nur in Nord-Süd-Richtung, sondern ebenso, nach Uferwechsel der Straße, von West nach Ost und umgekehrt, so Erich Bäcker, Kreisheimatpfleger und ehemals langjähriger Vorsitzender des Historischen Vereins. Wohl zur Zeit der Ungarneinfälle Mitte des 10. Jahrhunderts erfolgte die Befestigung, die einherging mit dem Bau der Donaubrücke. "Sie war, wie alle mittelalterlichen Brücken hier vor Ort, aus Holz", erzählt er.

    Unter Kaiser Otto III. ist Herr der Burg ein gewisser l Aribo. Für Erich Bäcker, der sich auf die Forschungen von Dr. Heinz Dopsch, Professor an der Uni Salzburg, stützt, war er ein Mitglied der Familie der "Aribonen". Diese zählte zu den führenden Adelsgeschlechtern in Bayern im Hochmittelalter, er selbst gehörte zur Regensburger Linie. Er ist vermutlich "identisch mit dem Vogt des Klosters Münchsmünster bei Vohburg" und stand als solcher in persönlicher Beziehung zu

    Jener Aribo war es, der um die Jahrtausendwende Münz-, Zoll- und Marktrecht vom Kaiser erhalten hatte. Dies ist nur aus dem Diplom Konrad II. von 1030 für Aribo-Sohn Manegold (Manigold, Mangold) zu schließen, worin er das einstige Marktprivileg bekräftige.

    l Mangold I. (gest. 1053), der Sohn Aribos, stand hoch in der Gunst des ersten Sailer-Kaisers Konrad II., der ihn sogar auf Brautwerbung nach Konstantinopel sandte. Von dort brachte er die berühmten Kreuz-Partikel mit. Konrad II. setzte bevorzugt kleine Lehensträger an strategischen Punkten ein. "Interessant ist hier die Erwähnung von Weride als im Gau Rieze (Ries) gelegen. Denn eigentlich hätte sich die Ur-Stadt im Sualafeldgau befunden. Wörnitz und Donau waren Grenzen." Für Bäcker eine bewusste Abtrennung des Stadtgebietes (Burgfrieden) aus dem Sualafeldgau, um den Grafen von Lechsgemünd Maut und Zolleinnahmen wegzunehmen. "Hier wurde als kaiserliches Reichslehen und Eigengut ein fester Platz - Werd - eingerichtet." Im 11. Jahrhundert erfolgte die Verlegung der Donaubrücke vom Weichselwörth in den Stadtbereich. Letztlich "einzig recherchierbarer Grund" für die ständige feindliche Haltung der Lechsgemünder.

    Zu Ehren der Kreuz-Relique

    Mangold ließ ein kleines Kloster zu Ehren der Kreuz-Relique in seiner Burg errichten (wir berichteten ausführlich). Laut Überlieferung hatte Mangold auf seine Reise nach Konstantinopel gelobt, in Wemding (das er als Lehen von St. Emmeram in Regensburg hatte) eine Kirche zu bauen, was er auch tat. Der Kirchturm war oftmals und lange Zeit der einzige Steinbau einer Ansiedlung. Da er weithin sichtbar war, diente er als Orientierungsmarke im Gelände.

    Markt und Jahrmarkt vergrößerten Werd, weshalb er um 1044 auch hier eine Kirche/Kapelle bauen ließ, der er dem heiligen Ulrich als Patron gab (1190 zur Pfarrkirche ernannt).

    l Mangold II. (gest. 1074) empfing bald nach dem Tode seines Vaters Kaiser Heinrich III. auf der Mangoldsburg (1054). Vermutlich wurde er dabei als Erbe in das kaiserlicher Lehen eingesetzt. Meist weilte er aber in Schwabeck, der Heimat seiner Frau Mechthilde. Auch Kaiser Heinrich IV. kam hierher (1057). Das Kloster wurde in jener Zeit "zerstört", wie es in einer Urkunde von Papst Innozenz II. heißt. Unter den darin erwähnten "böswilligen Menschen" kann sich Bäcker nur Leute der Grafen von Lechsgemünd vorstellen. Um 1070 wurde südwestlich der Burg ein neues. das inzwischen dritte Kloster samt Kirche ("Nikolauskapelle") gebaut. Unter den Güterschenkungen Mangolds ans Kloster Heilig Kreuz befanden sich fünf Huben in Möringen, "das der Dichter des Nibelungenliedes erwähnt".

    Unter l Mangold III. (gest. 1126) tobte im Reiche der Investiturstreit - der Kampf zwischen Kaiser und Papst: "Es war damals ein Bürgerkrieg schlimmsten Ausmaßes." In Abwesenheit Mangolds wurde 1081 die Burg in Werd von Bundesgenossen Heinrichs IV. genommen, wozu die Lechsgemünder zählten. Laut den Recherchen von Erich Bäcker war der Burgherr damals rund 450 Kilometer donauabwärts nach Osten geflohen, in die Markgrafschaft Österreich. Dort regierten die Babenberger Luitpold II./III., die allen Anhängern von Papst Gregor VII. Unterschlupf gewährten.

    Als Ministeriale (= Dienstmann) und Vasall der mächtigen Grafen von Vornbach erhielt Mangold III. Lehen und Eigengut in Aggsbach und im Pielachtal nahe bei Stift Melk. Dort erfolgte durch ihn die Errichtung der ersten Burg in Aggstein, oberhalb des rechten Donauufers "nach Befund und Keramik um 1100". Bäcker weiter: "Zoll auf Schiffstranist und Geleitrechte dienten als Einnahmenquelle." Außerdem war der "Donauwörther" Lehensträger des vohburgischen Lehens Petronell/Carnuntum (Ruinen eines Legionslagers).

    Nach dem Konkordat von Worms (1122/Ende des Investiturstreits), kehrte er endgültig zurück. Mit päpstlicher Erlaubnis ersetzte er das Frauen- durch ein Männerkloster (1101). Begonnen wurde mit dem Neubau 1125 an der Stelle, an der das Kloster noch heute steht.

    In der Stadtgeschichte kann man lesen, dass die Mangolde "selbst nicht allzu reich begütert" gewesen seien. Dem widerspricht Bäcker: "Mangold III. dürfte wahrlich nicht als armer Mann aus dem Exil zurückgekehrt sein. Denn außer dem Neubau des Klosters lassen er und sein Sohn auch die Mangoldsburg neu befestigen." Diese Investitionen sorgten für großen wirtschaftlichen Aufschwung. Die "Gegenreaktion" des Nachbars folgte auf dem Fuße: "Die Gründung des Klosters Kaisheim (1133) durch den 'gewalttätigen' Heinrich von Lechsgemünd so nahe wie möglich an der Bistumsgrenze, war sicher als politischer Ausgriff auf Werd zu werten."

    Sein Erbe l Mangold IV. war treuer Gefolgsmann Konrad II.., dem ersten Hohenstaufe auf dem Herrscherthron. Mit diesem begab er sich auf den Kreuzzug (1147/48), von dem er nicht mehr zurückkehrte. Sein Reichslehen um Aggsbach gab er 1144 zugunsten des Stiftes Berchtesgaden zurück. Der Bischof von Troyes, ein Kreuzzugteilnehmer, soll auf Bitten Mangolds ein Kirchlein namens "Werd" im Pielachtal geweiht haben - als Gruß an dessen schwäbische Heimat.

    Das Reichslehen Werd ging an den Pfalzgrafen Friedrich von Wittelsbach über, der wohl eine Tochter Mangolds IV. als Frau hatte. Die Dynastie der Mangolde war in Donauwörth erloschen. In Niederösterreich jedoch lebten Nachfahren über die Töchter weiter: Sie sind urkundlich ab 1180 in Schönbühl nachweisbar. Und sie sollen die Burg bis 1260 als Lehensfeste der Passauer Bischöfe besessen haben.

    Geöffnet, gefleddert, gesprengt

    Was ist von den Edelfreien in Nordschwaben übrig geblieben? Wenig. Im Stauferreich wurde ihre Heimat zur Stadt erhoben. Ihre geringen sterblichen Überreste ruhen am südwestlichen Pfeiler der Heilig Kreuz Kirche, nahe dem Grabe Marias von Brabant. Sie wurden zweimal umgebettet, zuletzt 1897. Ihre Gräber wurden geöffnet, gefleddert und gesprengt (1546). Bereits 1504 soll das Grab in Gegenwart König Maximilians und des Bischofs von Augsburg geöffnet worden sein. Das Andenken der Mangolde ist in ihrem Heimatort fast verblasst. Lediglich die Mangoldschule und - bis vor einige Wochen noch, weil inzwischen ohne Straßenschild - eine unbedeutende kleine Gasse an der Westseite des Tanzhauses künden von den einstigen "vir nobilis ilustres".

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