Ein Thema, das meist nur beiläufig oder fast nie im Zusammenhang mit den Aufgaben der Bundeswehr in der Öffentlichkeit zur Sprache kommt, hat im Mittelpunkt des 13. sicherheitspolitischen Jahresempfangs des Reservistenverbands Kreisgruppe Schwaben Nord im Offiziersheim der Luitpold-Kaserne Dillingen gestanden. Es handelte sich hierbei um die Militärseelsorge, insbesondere im Auslandseinsatz.
Pascal Kober berichtete in einem Referat von seinen Eindrücken und der Arbeit als Militärseelsorger bei Bundeswehreinheiten im Auslandseinsatz. Der Referent ist Bundestagsabgeordneter, evangelischer Pfarrer, ehemaliger Militärgeistlicher und stellvertretender Präsident im Reservistenverband Deutschland. Zu Beginn seines Vortrags erläuterte Kober den historischen Hintergrund der Militärseelsorge in Deutschland.
Gegründet auf die Erfahrungen in der Wehrmacht basiere die Militärseelsorge in heutiger Zeit als Gemeinschaftsaufgabe von Bundeswehr und den Kirchen. Militärseelsorger könnten sich höchstens für zweimal sechs Jahre verpflichten, hätten nicht den Status eines Soldaten und somit auch keine militärischen Vorgesetzten. „Wir sind im Rahmen dieser Aufgabe Bundesbeamte auf Zeit und unterstehen in unserer seelsorgerischen Tätigkeit den Kirchen in Person eines Militärbischofs“, erklärte der ehemalige evangelische Militärgeistliche. In der Bundeswehr werde die Militärseelsorge in der Regel von rund 100 evangelischen und 70 katholischen Militärgeistlichen im Rahmen der Ökonomie übernommen. Kober selbst sei ab März 2014 Militärseelsorger an den Standorten Stetten am kalten Markt und in Pfullendorf gewesen. In den Jahren 2015 und 2016 habe er zweimal an Auslandseinsätzen im afrikanischen Mali teilgenommen. Von Dezember 2015 bis März 2016 war er im Rahmen der Europäischen Ausbildungsmission in der Hauptstadt Bamako im Einsatz.
Von April bis Juli 2016 sei er im Rahmen der UN-Mission Minusma im nördlichen Gao (Mali) als Militärgeistlicher im Einsatz gewesen. „Ähnlich wie im zivilen Leben gestalteten sich auch in der Einsatztruppe die Aufgaben für uns Geistliche.“ Laut Kober gehören dazu das Abhalten von Gottesdiensten, kirchliche Amtshandlungen, militärische Feiern, Rüstzeiten und lebenskundlicher Unterricht im Vordergrund.
Die Seelsorge dagegen spiele sich ganz anders ab als im Zivilleben oder als Standortmilitärgeistlicher. Im Ausland spielten besonders Ängste, Einsamkeit, Trennung von der Familie, Stress durch angespannte Langeweile im Camp und damit verbundene Konflikte mit Kameraden sowie Belastungen mit Traumata durch getötete Kameraden im Kampfeinsatz die Hauptrolle.
Militärgeistliche sind im Auslandseinsatz ebenfalls militärisch gekleidet, um als Angehörige einer offiziellen Armee zu gelten. Dabei, so ergänzte Kober, müsse jedoch offen erkennbar sein, dass es sich hier um einen Militärgeistlichen handele. Begleitet wurde der Vortrag von Bildern, die der Referent in seiner Zeit als Militärgeistlicher während seiner Auslandseinsätze aufgenommen hatte.
Nach diesem Vortrag ehrten der Landesvorsitzende Oberst d. R. Klemens Brosig und seine Stellvertreter Oberstleutnant sowie Pascal Kober mehrere Reservisten für ihre langjährige Mitgliedschaft (25, 40 und 50 Jahre) im Reservistenverband Kreisgruppe Schwaben Nord. Mit dem Ehrenschild der Kreisgruppe ehrte der Kreisvorsitzende Werner Wölfel den kürzlich ausgeschiedenen Kreisschriftführer Matthias Alram sowie den Organisationsleiter der Bezirksgruppe Schwaben, Robert Kölnberger, der zum 30. Mai aufhören wird.
Unter den Gästen der Veranstaltung waren vom Landeskommando Bayern Oberstleutnant Andre Schäfer, der stellvertretende Landrat Reinhold Bittner sowie als Vertretung von Dillingens Oberbürgermeister Frank Kunz dessen Stellvertreter Walter Fuchsluger, die in ihren Grußworten das Wirken der Reservistenverbände in Schwaben, in Bayern, in Deutschland würdigten. Den musikalischen Rahmen gestaltete der Reservistenmusikzug Nordschwaben „König Ludwig“ unter der Leitung des Obergefreiten d. R. Johann Rexel.