Startseite
Icon Pfeil nach unten
Donauwörth
Icon Pfeil nach unten

Draußen im Wald

Donauwörth

Draußen im Wald

    • |
    Hell und weiß – der Schnee lädt zum Spielen ein, die Waldbären lassen sich nicht lange bitten. Zwischen 8.15 und 12.30 Uhr sind die Kinder des Donauwörther Waldkindergartens meistens draußen – es sei denn, es ist wirklich erheblich zu kalt oder der Wetterdienst warnt. Dann spielt man im Bauwagen oder weicht in das Mehrgenerationenhaus aus.
    Hell und weiß – der Schnee lädt zum Spielen ein, die Waldbären lassen sich nicht lange bitten. Zwischen 8.15 und 12.30 Uhr sind die Kinder des Donauwörther Waldkindergartens meistens draußen – es sei denn, es ist wirklich erheblich zu kalt oder der Wetterdienst warnt. Dann spielt man im Bauwagen oder weicht in das Mehrgenerationenhaus aus.

    Donauwörth Dort wo einst die Bundeswehrsoldaten für den Ernstfall übten, schieben heute Kinder Wache. Lucas und seine Spielkameraden warten auf Drachen. Die sollen heute gegrillt werden, falls sie es denn wagten, dem Waldkindergarten all zu nahe zu kommen. Die Idee eines Lagerfeuers klingt an diesem Vormittag recht heimelig ob der eisigen Temperaturen hier im lichten Wald, gleich neben der ehemaligen Standortschießanlage am Ortsausgang der

    Von der ehemaligen Militärzufahrt unten bis zu den Kindern oben im Wald braucht es an jenem Tag griffige Schuhsohlen. Der Weg ist ziemlich vereist, doch es ist umso schöner, wenn man nachher mit Schlitten oder Rennsemmeln runterdüsen kann. Der Marterpfahl neben dem Waldpfad weist schließlich den Weg, wer den verpasst, den leiten die vielen Kinderstimmen zum bunten Bauwagen der Waldbären.

    Ein Ofen bollert vor sich hin, aber der Morgenkreis, bei dem sich die Kleinen drinnen aneinanderkuscheln, ist bereits vorbei. Alle sind draußen. Völlig normal, sagt Erzieherin Dagmar Bitomsky, auch bei Minusgraden. Vielleicht gerade dann. „Wir können auch die Vorschule jetzt gut draußen machen – man kann super mit Schneebällen rechnen“, sagt sie.

    Weil es kalt ist, drinnen bleiben? Kann man machen, muss man nicht. Hier bei den Waldbären im Waldkindergarten ist es meist keine Option. Zum Konzept der Waldpädagogik gehört eben das Draußensein, das Entdecken von Schöpfung „live“. Und dazu, so die Erzieherinnen hier in der Parkstadt, müsse man auch das Wetter akzeptieren, wie es sich jeweils zeigt. Bitomsky erklärt, dass die Kinder, die jeweils im September aufgenommen werden, in den Wechsel der Jahreszeiten hineinwüchsen. Der Körper gewöhne sich allmählich daran. Ob ein Kindergarten draußen nun „abhärtet“ oder nicht, mag sie nicht bewerten. Aber mehr Krankheitsfälle als die sogenannten Regelkindergärten verzeichneten die Waldbären auch nicht, sagt Bitomsky. Bei den berüchtigten Magen-Darm-Erkrankungen in den normalen Kindertagesstätten habe man an der frischen Luft sogar einen Vorteil. An diesem Vormittag sind vier Kinder krankgemeldet, wohl das Übliche zu jener Jahreszeit. Nur nach Wetterwarnungen weiche man in das Mehrgenerationenhaus in der Parkstadt aus.

    Für Renate und Marie ist das weit weg, Gott sei Dank. Sie haben Besseres zu tun als sich um Husten und Schnupfen zu sorgen. Der Eiskuchen muss ja gebacken werden, verziert mit Herbstlaub und Stöckchen. Das Ganze lässt sich auch mit Handschuhen kneten. „Willst Du mitmachen?“ Klar, wer kann zwei Fünfjährigen eine Bitte abschlagen? Lucas zeigt derweil seine Schanzen und Kletterwurzeln, die in dem lichten Waldstück rund um den Bauwagen liegen, der stets das Zentrum bildet.

    Einige Meter weiter macht eine Gruppe von fünf Kindern in Schneeanzügen Bewegungsübungen; Arme hoch, locker bleiben. Gut für die Motorik und gegen kalte Füße. Fragt man die Kleinen zwischen drei und sechs, ob es zu frostig sei draußen, so sieht man meist ein Kopfschütteln, hört ein zartes „Nee“ oder ein deutliches „Nein“. Bitomsky findet es faszinierend, wie unterschiedlich die Kinder jeweils „eingepackt“ sein müssen: „Manche brauchen nicht mal Handschuhe, andere haben die dicksten Sachen an – jedes Kind ist da anders.“ Es sei indes noch nie vorgekommen, dass sich ein Kind nicht an die täglichen Stunden draußen gewöhnt hätte, gleich, wie sie von zu Hause geprägt seien. 50 Hektar Wald laden ein, die Natur zu entdecken – aber nie außer Sichtweite. Es gebe Regeln, was das Weglaufen angehe. Verschwunden sei noch niemand in den zwölf Jahren, in dem es die Einrichtung gebe, sagt Bitomsky scherzhaft. Die Kinder beachteten schnell, was geht und was nicht: „Sie wissen, was sie dürfen.“ Neben dem festen Programm wie Morgenkreis, Vorschule, Exkursionen ins Gehölz, Bauen und Basteln, lege man viel Wert auf freies Spiel, erklärt Bitomsky: Die kindliche Kreativität wolle man nicht stoppen und so gibt es heute bei Renate und Marie halt Schneekuchen. Doch wie wird es nach der Zeit draußen, wenn die ehemaligen Waldbären in die Schule kommen? Überwiegt dann nicht die Sehnsucht nach der frischen Luft? Bitomsky sagt: „Nein, die Kinder werden während der Vorschulzeit vorbereitet, dass die

    Infos zum Waldkindergarten unter Telefon 0906/9990102 (Kerstin Henke).

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden