„Lebbe geht weider“, lautet ein weithin bekanntes Zitat, das der Fußballtrainer Dragoslav Stepanovic nach einer verpassten Meisterschaft geäußert hat. In diesen mithin beklemmenden Zeiten zu befürchtender leerer Stadtsäckel dürfte er dem ein oder anderen Kämmerer und Rathauschef zumindest ein wenig Mut geben. Soll man große Planungen erst einmal auf die lange Bank schieben oder sie mit einer trotzigen „Jetzt-erst-recht-Haltung“ anpacken? In Donauwörth hatte man sich zuletzt mehrheitlich für den Bau einer Multifunktionshalle ausgesprochen – parallel dazu sollte auch das marode Tanzhaus saniert werden. Ist beides zu stemmen? Man scheint sich dieser Tage alles andere als sicher zu sein in der Großen Kreisstadt. Aber über den Haufen werfen will fast keiner etwas. Zumindest noch nicht.
Gegen Ende der vergangenen Legislaturperiode hatten die Räte in der Großen Kreisstadt eine ganze Reihe von Nägeln mit Köpfen gemacht. Mag der interessierte Bürger vorher zu viel auf der langen Bank verortet haben, erreichten die Beschlüsse zuletzt ein schier schwindelerregendes Tempo. Zwei ziemlich parallel gefallene Beschlüsse ließen den ein oder anderen Beobachter dann doch die Augen reiben. Zwei Grundsatzbeschlüsse wurden, freilich vor der Corona-Pandemie und der einsetzenden Krise, gefasst: die Sanierung des Tanzhauses mit ersten Vorgaben zur Nutzung sowie der Neubau einer Multifunktionshalle für Sport, Kultur, Bildung und diverse gesellschaftliche Anlässe.
Sibinger-Gelände am Zusamweg als möglicher Standort
Als Ort für den Neubau war und ist das sogenannte Sibinger-Gelände am Zusamweg nahe der Donaubrücke im Gespräch. Hinter vorgehaltener Hand hatte damals schon der ein oder andere im Gremium gewarnt vor einer eventuellen Überstürzung in Sachen Großprojekte. Doch beschlossen ist beschlossen – obgleich die konkrete Umsetzung noch in der Zukunft liegt.
Ob diese nun nah oder fern ist, könnte sich in den kommenden Wochen herausstellen. Aufmerken lässt ein Satz in dem von Oberbürgermeister Jürgen Sorré präsentierten – kurzen – Sachstandsbericht zu den beiden Bauprojekten: „Ziel (des Sachstandsberichtes) ist es, den Planungsprozess im weiteren Jahresverlauf voranzutreiben, um zügig belastbare Grundlagen zu erhalten für die Entscheidungen über ob, wann und in welcher Form die Vorhaben umgesetzt werden können.“ Das Wort „ob“ spielt hierbei eine entscheidende Rolle – ebenso das Wie.
Eine Arbeitsgruppe wurde gegründet
Jedoch ist kaum daraus zu interpretieren, dass die Umsetzung beider Projekte gedanklich schon ad acta gelegt ist; im Gegenteil: Es wurde nämlich nun eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Stadtverwaltung gegründet, die sich mit der Analyse wichtiger Daten vor einem konkreten Bauauftrag befassen soll. Zusammengefasst sind die Beteiligten beauftragt zusammenzutragen, wie viele Veranstaltungen mit welcher Breitenwirkung in Donauwörth exakt stattfinden (könnten), welche in der Stadt zuletzt kaum oder gar nicht abgehalten werden konnten, welche Veranstaltungen wünschenswert in der Stadt wären, für die man eine Halle oder einen großen Saal bräuchte – oder eben gar beides.
Konrad Nagl verweist indes auf einen Arbeitsbesuch in Gunzenhausen – die dortige Stadthalle könnte als Vorbild für ein ähnliches Vorhaben in Donauwörth dienen. Mit 16000 Einwohnern ist der mittelfränkische Ort zwar etwas kleiner als Donauwörth mit seinen 4000 Bürgern mehr, aber die Halle mit ihren kulturellen Veranstaltungen und Firmentagungen habe eine nicht zu unterschätzende Sogwirkung über die Region hinaus. Die Unternehmen verlangten exakt nach solchen Örtlichkeiten, zitierte Nagl die Veranstaltungsmanagerin der dortigen Halle. Jene Stadthalle verfügt über fünf Säle zwischen 72 und 645 Quadratmetern, seit Mai 2019 ist sie in Betrieb. Die einzelnen Saaldrittel sind sowohl gemeinsam als auch getrennt parallel nutzbar.
Gemeinsamer Architektenwettbewerb für Halle und Tanzhaus?
Klar ist derweil auch: Bei einem Neubau würde es sich – parallel zur Tanzhaus-Sanierung und zur Besiedelung des Alfred-Delp-Quartiers – um ein weiteres Mammutprojekt handeln. Indes ist die Zielrichtung „Multifunktionshalle“ aus Sicht der Stadtverwaltung nicht zukunftsweisend: Laut dem aktuellen Sachstandsbericht erweist sich „die Kombination aus Sporthalle und Veranstaltungshalle (Multifunktionshalle) als schwierig“. Als Gründe werden die Akustik sowie der geplante Neubau einer Sporthalle im Delp-Quartier angeführt, der die Kapazitätsprobleme im Sportbereich ja bereits reduzieren würde. Also, wenn überhaupt, dann doch eine klassische Stadthalle?
Was folgt jetzt? „Idealerweise“, so heißt es in dem städtischen Bericht, könnte für das Paket „Tanzhaussanierung/Halle“ ein gemeinsamer Architektenwettbewerb ausgehandelt werden. Zur Betreuung jenes Wettbewerbs wollen sich die Verantwortlichen im Donauwörther Rathaus im kommenden Herbst Angebote einholen: „Lebbe geht weider.“
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