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Donauwörth: Wie Firmen rund um Donauwörth auf den Rohstoffmangel reagieren

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Wie Firmen rund um Donauwörth auf den Rohstoffmangel reagieren

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    Auch der Hubschrauberhersteller Airbus Helicopters aus Donauwörth trifft der Rohstoffmangel. Der Konzern hat Pläne, wie er dem begegnen möchte.
    Auch der Hubschrauberhersteller Airbus Helicopters aus Donauwörth trifft der Rohstoffmangel. Der Konzern hat Pläne, wie er dem begegnen möchte. Foto: Wolfgang Widemann

    Corona ist noch nicht vorbei, doch die Pandemie hat bereits deutliche Spuren hinterlassen – teils auch beim Miteinander in den Betrieben. Das wurde auf eine Pressekonferenz der IG Metall in Donauwörth deutlich. Ein drängendes Phänomen, das viele produzierende Betriebe in der Region betrifft, steht ebenfalls in Zusammenhang mit

    Wie Björn Kannler von der IG Metall berichtete, habe es zuletzt Agco Fendt in Bäumenheim getroffen: Der Traktorenhersteller brauche dringend Chips, die derzeit nicht geliefert werden. Auch bei BSH in Dillingen sei dies zu beobachten. "Die Betriebe kriegen nicht genug Material", resümierte Kannler über die Lage in der nordschwäbischen Industrie.

    Braucht dringend Chips für die Produktion der Traktoren: Agco Fendt in Bäumenheim.
    Braucht dringend Chips für die Produktion der Traktoren: Agco Fendt in Bäumenheim. Foto: Claudia Hamburger (Archiv)

    Die Tendenz geht demnach zu dem, was man unschön als "Hamstern", nett ausgedrückt als "Vorhalten" ausdrückt: Viele Firmen kaufen, was lieferbar ist, lagern Rohmaterial ein, um Aufträge auch mittelfristig abarbeiten zu können.

    Bei Airbus ist den Ausführungen des Betriebsrats Benjamin Trabert zufolge ein riesiges Lager in Spanien angedacht – was der Gewerkschafter allerdings kritisch sieht, zumal hierdurch die Gefahr bestehe, dass Rohmaterialien durch ganz Europa hin- und hergekarrt werden: "Viele Zulieferer produzieren in Deutschland. Das Material wird dann nach

    Müsste. Doch nach wie vor herrsche mitunter eine "Geiz ist geiler"-Mentalität, wie Leppeks Kollege Kannler ergänzte. Die meisten produzierenden Betriebe in Nordschwaben hätten mittlerweile wieder eine "sehr gute Auftragslage", wie die IGM zusammenfasste. Größtes Sorgenkind ist dieser Tage quer durch die Branchen eben jenes auch Corona geschuldete Materiallieferproblem. Bei Schwaben Präzision Nördlingen (SPN) müsse man mit Preiserhöhungen beim Rohmaterial von über 60 Prozent zurechtkommen, wie Betriebsrat Norbert Wanger berichtete. Thomas Schürer von JELD-WEN in Oettingen konnte dem für die Holzbranche nur beipflichten – der Türenhersteller muss Aufschläge von 20 bis 30 Prozent hinblättern; man versuche trotzdem, Holz auf Vorrat zu kaufen und einzulagern, um sämtliche Aufträge abarbeiten zu können.

    Reißenden Absatz finden die Wohnwagen aus dem Hause Fendt Caravan in Mertingen/Bäumenheim. Die Belegschaft muss das schultern.
    Reißenden Absatz finden die Wohnwagen aus dem Hause Fendt Caravan in Mertingen/Bäumenheim. Die Belegschaft muss das schultern. Foto: Wolfgang Widemann

    Orts- und Branchenwechsel: Mertingen. Auch bei Fendt Caravan seien die Auftragsbücher rappelvoll, auch hier muss ständig Material beschafft werden. Gleichzeitig laste das Mehr an Arbeit mittlerweile stark auf den Schultern der Beschäftigten, wie Betriebsrat Marco Schmidt berichtete. "Es gibt kaum eine Entzerrung für die Mitarbeiter", so Schmidt. Die Corona-Monate seien wirtschaftlich für Fendt Caravan erfreulich gewesen – der Wohnwagenmarkt boomt in der Pandemie –, doch auch Corona-bedingt musste man Krankheits- und Quarantäneausfälle kompensieren. Mitunter heftig unter der Kurzarbeit habe indes die Belegschaft bei SPN gelitten, wie Betriebsrat Wanger mitteilte. Erst seit Kurzem fahre man wieder im Normalmodus.

    Der Anlagen- und Maschinenbauer Grenzebach aus Hamlar hatte indes in den vergangenen eineinhalb Jahren ganz andere Probleme, über die Betriebsrätin Rosa Maria Schreitmüller informierte. Die Firma exportiert und montiert viele Anlagen in Asien. Eigentlich laufe es sehr gut. Doch es sei enorm schwierig gewesen für die Mitarbeiter, dorthin zu gelangen und zu arbeiten, etwa um Robotersysteme vor Ort zu programmieren. Die Spezialisten mussten bei karger Kost und Logis stets zwei Wochen in Quarantäne in China verbringen. Nach wie vor sei die Lage global noch nicht entspannt, da beinahe überall andere Einreise- und Infektionsschutzbestimmungen herrschten.

    Berichteten über die Lage der Industriebetriebe und Beschäftigten in Nordschwaben: (von links) Michael Leppek und Björn Kannler von der IG Metall, Birgit Burkert von SGL Carbon sowie weitere Betriebsräte aus der Region.
    Berichteten über die Lage der Industriebetriebe und Beschäftigten in Nordschwaben: (von links) Michael Leppek und Björn Kannler von der IG Metall, Birgit Burkert von SGL Carbon sowie weitere Betriebsräte aus der Region. Foto: Thomas Hilgendorf

    Doch auch zuhause hat sich einiges geändert seit März 2020. Während die Bürojobs meist ohne größere Probleme ins Homeoffice verlagert werden konnten, mussten die Mitarbeiter in der Produktion oft mit erschwerten Arbeitsbedingungen aufgrund des hohen Aufwands an Infektionsschutz zurechtkommen. "Hier müssen wir aufpassen, dass es nicht zu Spaltungen in den Betrieben kommt", mahnte Birgit Burkert von SGL Carbon in Meitingen im Hinblick auf einen möglichen

    Auch die Betriebsratsarbeit sei derweil schwieriger geworden, wie sämtliche Arbeitnehmervertreter bei der Pressekonferenz im Forum für Bildung und Energie der Vhs Donauwörth berichteten. Versammlungen in Präsenz liefen erst langsam wieder an. Jedoch sei bei vielen der Wunsch nach Präsenztreffen zu spüren – andere wiederum scheuten sich noch davor.

    Alle Bedürfnisse irgendwie anständig unter einen Hut zu bringen und die Arbeitnehmer direkt zu erreichen, das sei eine der Hauptherausforderungen für die Gewerkschaften und Betriebsräte in der Pandemie – auch im Hinblick auf die Betriebsratswahlen im Frühjahr. Auch das habe Corona offengelegt, wie IGM-Vertreter Kannler betonte: Die Relevanz von Betriebsrat und Gewerkschaften sei offenkundig geworden – besonders bei den Verhandlungen über Kurzarbeit und Kündigungsschutz während der Pandemie.

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