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Donauwörth: Warum das Ende eines Traditionsgeschäftes ein Neuanfang für Donauwörth sein kann

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Warum das Ende eines Traditionsgeschäftes ein Neuanfang für Donauwörth sein kann

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    Thomas Musaeus schließt demnächst das Schuhhaus Braun in der Donauwörther Reichsstraße. 134 Jahre war es in Familienbesitz. Im Hintergrund ist die berühmte Kinderrutsche des knapp 200 Quadratmeter großen Ladengeschäfts zu sehen, die seit 1979 eingebaut ist.
    Thomas Musaeus schließt demnächst das Schuhhaus Braun in der Donauwörther Reichsstraße. 134 Jahre war es in Familienbesitz. Im Hintergrund ist die berühmte Kinderrutsche des knapp 200 Quadratmeter großen Ladengeschäfts zu sehen, die seit 1979 eingebaut ist. Foto: Thomas Hilgendorf

    Coca Cola war eine exotische Medizin, Carl Benz ließ gerade sein Automobil patentieren, Bayern hatte seit Kurzem einen Prinzregenten und Donauwörth noch einige tausend Bewohner weniger, als das Schuhhaus Braun seine Pforten öffnete. Nach 134 Jahren endet nun eine Ära: Thomas Musaeus räumt den traditionsreichen

    Musaeus unterstützt die Idee des Stadtladens in Donauwörth

    „Jedem Ende wohnt ein neuer Anfang inne“ steht da bunt auf die Schaufenster gepinselt, die zum großen Räumungsverkauf einladen, der heute startet. Und diese Weisheit ist in Sachen „Schuhhaus Braun“ nun nicht nur so lapidar dahingesagt. Seit Freitag ist klar: Der neue Stadtladen wird in das im Erdgeschoss liegende Ladenlokal einziehen (wir berichteten). Für den Inhaber ist dies eine Erleichterung. „Es wird nicht irgendein windiger Ein-Euro-Discounter kommen, sondern ein Geschäft, dessen Idee ich zu hundert Prozent unterstütze“, sagt Musaeus, dem die Immobilie in der Reichsstraße gehört.

    Es sei indes klar gewesen, dass er den Laden zumachen würde. Das Jahresende 2020 sei für den Räumungsverkauf anvisiert gewesen – jetzt sind es einige Monate früher geworden. Der Hauptgrund für die Schließung des Donauwörther Traditionsgeschäfts sei sein Alter gewesen, erklärt der 66-Jährige. Ein Nachfolger sei trotz längerer Suche nicht in Sicht gewesen – „und dann kam noch Corona dazu“. Die Pandemie samt ihrer Konsequenzen mit dem Lockdown, das sei letztlich so etwas wie das berühmte Tüpfelchen auf dem „i“ gewesen – und somit „ist die Entscheidung letzten Endes nicht schwergefallen“, zumal auch die Kundenfrequenz in der Reichsstraße in den vergangenen Jahren spürbar nachgelassen habe.

    Internetkäufe und Großmärkte erschweren das Innenstadtleben

    Musaeus hat im Zuge des Räumens kürzlich alte Kassenbücher gefunden. Beim Durchblättern sei ihm einmal mehr klar geworden, „wie gigantisch viel früher auf der Reichsstraße noch los war“, etwa Ende der 1970er-Jahre. Musaeus macht indes nicht nur die enorm gestiegenen Internetkäufe und die entstandenen Großmärkte „auf der grünen Wiese“ für den teilweisen Niedergang der Innenstädte verantwortlich. Das Zauberwort heutzutage sei hier „Aufenthaltsqualität“, sagt er. In Verbindung mit Märkten und ihrem Flair, mit offenem Cafébetrieb und auch spürbaren Schritten der Kommunen in diese Richtung hätte man andernorts schon sehr viel erreicht, beispielsweise im oberbayerischen Traunstein oder auch beim Nachbarn Nördlingen. Vielleicht leiste der Stadtladen nun einen weiteren Beitrag zur Stadtentwicklung. Dessen Angebot soll allem voran auf die Komponenten „Bio“ und „Regional“ setzen, zudem auf eine Art Tagescafé. Genau die richtige Mischung für die Innenstadt, meint Musaeus, der auch Anteilseigner der Stadtladen-Genossenschaft ist und in dem Geschäft einen langfristigen Mieter sieht.

    Ohne Zahlen zu nennen, sei es ihm klar, so Musaeus, dass man mit Ladenräumen heute keine großen Umsätze mit den Mieten in den Innenstädten mehr erzielen könnte.

    Gute Ideen für die Donauwörther Innenstadt gefragt

    Musaeus hofft derweil auf weitere gute Ideen für die Donauwörther Innenstadt, der er sich freilich stark verbunden fühlt – schließlich hat er hier seit 1984 die Geschäfte im eigenen Laden geführt. Doch es geht ja weiter, in der Reichsstraße wie überhaupt in Donauwörth. Nur eben anders – und ohne das ein oder andere lieb gewonnene Geschäft, das scheinbar irgendwie immer da war: Spielwaren Ludl war gleich nebenan, gerade steht der Laden wieder leer. Weiter oben hat nun die Mangold-Apotheke angekündigt, bald zu schließen. Doch es tut sich auch was, nicht nur beim Stadtladen. Es kommen mitunter neue Ideen, wie etwa Cafés im Ried und neue Konzepte bei einigen, die weiter in der Reichsstraße tätig sind.

    Doch eine nicht unwichtige Frage bleibt unterdessen noch offen: die Rutsche. Musaeus sagt schmunzelnd, er wolle sich für den Erhalt der berühmten Holzrutsche für Kinder in seinem Laden einsetzen. Es muss schließlich etwas bleiben, auch nach einem neuen Anfang.

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