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Donauwörth: Warum das Bundschuhhaus abgerissen werden könnte

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Warum das Bundschuhhaus abgerissen werden könnte

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    Das kleine Bundschuhhaus in unmittelbarer Nähe des Rathauses könnte den Planungen für ein barrierefreies Rathaus zum Opfer fallen.
    Das kleine Bundschuhhaus in unmittelbarer Nähe des Rathauses könnte den Planungen für ein barrierefreies Rathaus zum Opfer fallen. Foto: Barbara Wild

    2020 war das Jahr, in dem schon alles hätte fertig sein sollen: Barrierefreies Rathaus 2020 hieß das Projekt, dass sich der Stadtrat unter dem damaligen Oberbürgermeister Armin Neudert gegeben hatte. Passiert ist bisher wenig. Das große Umbauprojekt wird auch in naher Zukunft nicht starten – zu viele andere Großbaustellen beschäftigen die Verantwortlichen. Doch zumindest ein Aufzug soll das Rathaus erhalten, damit Bürger barrierefrei ins Rathaus kommen. Doch eine passende Stelle dafür zu finden, ist gar nicht so einfach und führt zu einer Grundsatzdiskussion, die in ähnlicher Weise in Donauwörth bereits vor einigen Jahren geführt wurde.

    Denn folgende Idee steht im Raum: Auf der Seite des Rathauses in der Kapellstraße könnte das kleine Bundschuhhaus, das seit 2004 im Besitz der Stadt Donauwörth ist, abgerissen werden. Hier könnte entsprechender Platz für einen von außen angebauten Aufzug ähnlich wie im Landratsamt entstehen, und Bürger, die Treppen meiden wollen oder müssen, in die oberen Stockwerke bringen. Im Zuge dieser Idee wurde zudem bereits diskutiert, ob nicht auch gleich das Stadtarchiv aus dem direkt neben dem Bundschuhhaus gelegenen Gebäude auszieht und in das alte Papierlager in der Nähe des Heilig Kreuz Kindergartens umziehen könnte.

    Barrierefreies Rathaus in Donauwörth: Bundschuhhaus könnte weichen

    Damit wäre theoretisch eine Neugestaltung des Platzes rund um den Marienbrunnen möglich. Im ehemaligen Gebäude der Volksbank ist heute neben dem Stadtarchiv auch das Bürgerbüro mit Einwohnermeldeamt untergebracht. „Bisher sind das alles nur Ideen und es gibt noch keine Planungen“, sagt Oberbürgermeister Jürgen Sorré. Es sei wichtig, einen barrierefreien Zugang zum Rathaus zu schaffen, ob dafür wirklich ein anderes Haus weichen müsse, sei völlig offen. Es werde auch geprüft, ob nicht vonseiten des Parkplatzes eine Lösung möglich wäre. „Das ist eine offene Diskussion“, sagt Sorré. Doch ihm und auch den Stadträten brenne das Thema Barrierefreiheit unter den Nägeln.

    Doch bereits jetzt gibt es eine klare Stimme gegen die Idee, das Bundschuhhaus abzureißen. Gustav Dinger, ÖPD-Stadtrat, hat sich bereits öffentlich in der Sitzung zum Haushaltsbeschluss klar dagegen positioniert, weil er diese Lösung für wenig nachhaltig hält und zudem für das Stadtbild prägende Häuser aus der Geschichte der Stadt nicht opfern will. Schon beim Thema Abriss des Wagenknechthaus und des Café Engel war Dinger ein Verfechter für die Erhaltung der historischen Substanz. Beide Häuser gehörten zu den wenigen, die von den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges nicht betroffen waren und deshalb 2013 vom damaligen Stadtarchivar Ottmar Seuffert in die Denkmalliste eingetragen worden waren.

    Das ist beim Bundschuhhaus wohl nicht der Fall. Wie aus dem Donauwörther Stadtarchiv zu erfahren ist, gibt es über das Häuschen mit der offiziellen Adresse Kapellstraße 2 wenig Daten zum Erbauer oder dem Zeitpunkt der Entstehung. Dennoch scheint es schon sehr lange zu bestehen. Unterlagen gibt es laut Stadtarchivarin Dr. Cathrin Hermann ab dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts und dann Akten aus dem 20. Jahrhundert. Zu diesem Zeitpunkt sei es eine Bäckerei mit Wohnräumlichkeiten gewesen. „Den Namen Bundschuhhaus erhält das Haus vom Besitzer Josef Bundschuh, der mit Umbauten 1904 in Erscheinung tritt“, kann Hermann informieren.

    Wie historisch ist das Bundschuhhaus in Donauwörth?

    An dieser Stelle der Stadt lasse sich schon sehr früh Besiedlung nachweisen. „Dies bedeutet aber nicht, dass es sich um die gleichen Gebäude oder um Häuser gleichen Zuschnitts handelt“, betont Hermann. Das Haus, das heute neben dem Rathaus steht, muss also nicht im klassischen Sinne historisch sein. Aus einer von der ersten Stadtarchivarin Dr. Maria Zelzer aus unterschiedlichen und nicht angegebenen Quellen erstellten Liste, ließen sich 1644 an oder bei der Stelle des heutigen Hauses Kapellstraße 2 die Gebäude der Besitzer Gottfried Mayr und Hans Heckl nachweisen. Mit dem Umbau des Rathauses 1696 gibt Zelzer das Bestehen nur mehr eines Hauses an.

    „Mehr zum möglichen Umbau, Abbruch oder Neubau liegt in der besagten Liste nicht vor und kann aufgrund der fehlenden Quellenangaben auch nicht eruiert werden“, so Hermann. Ebenso könne nicht überprüft werden, ob die nachfolgenden Besitzer, Bewohner oder Bauherren angeben, ob mit der Namensnennung also eine mögliche bauliche Veränderung einhergeht. „Generell sind Um- und Neubauten als auch Abrisse in Quellen vor dem 19. Jahrhundert nur sehr schlecht dokumentiert“, erklärt die Stadtarchivarin.

    Das Haus Kapellstraße 2 befindet sich seit 2004 in städtischem Besitz. Es wurde von der Erbengemeinschaft Bundschuh erworben. Derzeit steht es leer, allein die Tauben bevölkern den rückwärtig gelegenen Holzbalkon. Früher befand sich in dem kleinen Häuschen eine Bäckerei. Dort, so schreibt es Günther Liepert in seinem kleinen zweiten Bildband „Donauwörth in alten Ansichten“, habe sich so mancher Donauwörther ein „Eis beim Bundschuh“ gekauft – damals für fünf Pfennige.

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