Eigentlich hatte Donauwörths Oberbürgermeister Armin Neudert damit gerechnet, dass am Donnerstag eine Entscheidung zum möglichen Abriss des Wagenknechthauses in der Reichsstraße fallen würde. Seit Längerem war ein Treffen mit dem Regierungspräsidenten von Schwaben, Karl Michael Scheufele, und dem Generalkonservator Mathias Pfeil vereinbart. Bei dem Gespräch ging es konkret um die Frage, wie ein Ausgleich aller Interessen gefunden und der Denkmalschutz dabei im größtmöglichen Rahmen gewahrt werden kann. Doch es gab keine Klarheit über die Frage, ob bei dem ältesten Bürgerhaus in Bayern der Abbruch aus Denkmalschutzgründen nicht genehmigt werden darf. „Im Laufe des November soll Klarheit herrschen“, sagte OB Neudert gestern auf Nachfrage. Die Stadt Donauwörth hatte den Abriss und Neubau an der markanten Stelle der Donauwörther Innenstadt genehmigt. Doch das Landesamt für Denkmalschutz und Stadtrat Gustav Dinger (ÖDP) hatten im Nachhinein Widerspruch eingelegt. Daraufhin wurde der Abbruch der Gebäude, deren Fassaden seit vielen Wochen hinter Gerüsten versteckt sind, auf Eis gelegt.
Entscheidend ist ein Gutachten
Grund für die nun nicht gefällte Entscheidung ist ein Gutachten, das über die Bedeutung des Hauses, dessen Ursprünge bis ins Jahr 1317 zurückreichen, mitentscheiden soll. Dieses ist noch nicht fertiggestellt. Die neuerliche Bewertung des Hauses hatte der Investor, der auf dem Areal des Wagenknechthauses und dem nebenstehenden Café Engel ein Wohn- und Geschäftshaus neu errichten will, in Auftrag geben müssen. Da nur zertifizierte Gutachter dafür in Frage kommen, diese aber scheinbar sehr viel beschäftigt sind, verzögert sich das so wichtige Exposé. Bisherige Gutachten hatten ergeben, dass 40 Prozent der Gebäudeteile und 100 Prozent der Übergangsverbindungen zerstört sind.
In der Sache ist durchaus eine zügige Entscheidung notwendig, denn das Wagenknechthaus ist einsturzgefährdet. Deshalb wird die Stadt für das Gebäude, dass sich in Privatbesitz befindet, die Vorsichtsmaßnahmen erhöhen. Das Gerüst soll verstärkt und die Beleuchtung verbessert werden, erklärt Neudert. Er macht auf Nachfrage nochmals deutlich, dass der Stadt sehr daran gelegen ist, dass diese so prominente Stelle in der Donauwörther Innenstadt nicht länger eine hässliche Dauerbaustelle ist. Deshalb habe man die Pläne des Investors, der nach wie vor an dem Projekt festhält, begrüßt und eine Neugestaltung des gesamten Areals bis zur Sonnenstraße befürwortet.
Es herrscht durchaus die Sorge, dass bei einem „Nein“ zum Abbruch die finanzielle Belastung einer denkmalschutzkonformen Sanierung jeglichen Investor abschreckt.