Stars waren stark vertreten, als die Volkshochschule (Vhs) Donauwörth ihr 70-jähriges Bestehen feierte. Dean Martin, Michael Jackson, Johannes Heesters, Marilyn Monroe oder Alt-Kanzler Helmut Schmidt gratulierten zum Jubiläum. Wobei Bea Klüsener gleich vorwegschickte: Für diese Grußworte musste man „in den Himmel reisen“. Alle Gratulanten wurden dargestellt von Professor Joachim Grzega, der gemeinsam mit Bea Klüsener humorvoll und kurzweilig durch die Veranstaltung führte und das Publikum zum Lachen brachte.
Vhs-Vorsitzender Paul Soldner berichtete von der Anfangszeit der Bildungseinrichtung, als „mutige Männer“ sich drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, in dem Donauwörth stark zerstört worden war, zusammentaten und den Verein gründeten. Landtagsabgeordneter Wolfgang Fackler zitierte später Alt-Kanzler Schmidt, der sagte: „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen“, und zeigte sich glücklich, dass diese Männer ihre Vision durchsetzten.
Die Erfolgsgeschichte lässt sich sehen. Von einem vierseitigen Faltblatt, mit dem im Jahr 1948 das Trimester begann und unter anderem „Gutes Deutsch“ angeboten wurde, hat sich die Vhs ordentlich entwickelt: 1600 Angebote, 30000 Teilnehmer jährlich – aus der Anfangszeit, als die Kurse im Zeichensaal des Rathauses stattfanden, hat sich ein Unternehmen gebildet, das mittlerweile einen Jahresumsatz von knapp 1,4 Millionen verzeichnet und im Neubau im Spindeltal eine moderne Heimat gefunden hat.
Die Millionensumme nahm Fackler auch zum Anlass, um auf die Bedeutung der Förderung hinzuweisen. Er werde nicht müde, im Landtag für mehr Geld zu kämpfen. Denn gerade durch die neue EU-Datenschutzrichtlinie kämen noch mehr Kosten auf die Vhs zu. Auch Oberbürgermeister Armin Neudert hob die Bedeutung der Vhs für die Stadt und die Umgebung heraus. „Es gibt immer einen Wandel in den Kursen, doch es bleibt auch eine Beständigkeit. Es macht Spaß, hier zu lernen, hier gut zu lernen“, meinte er. Vor allem, dass die Vhs Angebote für alle, unabhängig von sozialen, kulturellen oder anderen Umständen, anbiete, imponierte dem OB: „Die Vhs ist ein Seismograf für unsere gesellschaftliche Entwicklung.“
Festredner Professor Klaus Meisel, Vorsitzender der Vhs München und des Bayerischen Volkshochschulverbandes, nahm sich zunächst selbst auf den Arm: „Als ich gesehen habe, ich muss hier in Donauwörth eine Rede halten, bin ich an meinen Bücherschrank. Da war ein Handbuch für Festredner aus dem Jahr 1928, mit 20 Geboten. Das erste: Niemals mit dem letzten Zug anreisen. Wie die damals schon die Verspätungen vorhersehen konnten.“ Doch dann wurde er deutlich. Paul Soldner hatte schon in seiner Begrüßung angekündigt, Meisel sei „ein Mann der klaren Worte“. Dem Funktionär missfällt die Meinung über Volkshochschulen in der Öffentlichkeit. Er erzählte von einem Gespräch mit einem Kollegen an der Universität, der die Vhs abschätzig als „viele halbe Sachen“ deklarierte.
Meisel sagte: „Bei der geringen öffentlichen Förderung, die wir bekommen, leisten wir einen großen Beitrag.“ Die Förderung, die Erwachsenenbildung bekomme, liege im Promillebereich. Der Landesvorsitzende wählte dazu folgenden Vergleich: „Wenn Sie mit der Menge Alkohol im Straßenverkehr angehalten werden, werden Sie durchgewunken.“
Die Erwachsenenbildung werde immer wichtiger werden, was auch der demografische Wandel zeige. Man sei auch dafür da, Einsamkeit zu lindern, und da passe sich die Vhs hervorragend an. Kurse für Senioren gehören mittlerweile zum Standard. Das attestierten alle den Verantwortlichen in Donauwörth. Paul Soldner hob die „Chefs“ heraus. Konrad Böswald und die aktuelle Geschäftsführerin Gudrun Reißer, die mittlerweile schon die zweitlängste Amtszeit als Geschäftsführerin hat. Und die wohl auch sonntags noch an „ihre“ Vhs denkt, wie es Grzega in einem Sketch vermittelte. Denn, so meinte der Sprachexperte, die Anfragen würden immer mehr, und wenn alle Mitarbeiterinnen bereits im Feierabend seien, übernehme er auch mal den Telefondienst.