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Donauwörth: Quarantäne und Distanzunterricht: Schulen am Limit

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Quarantäne und Distanzunterricht: Schulen am Limit

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    Corona und Schule – zwei Dinge, die gar nicht zusammenpassen. Das ist auch der Grund, warum sich die Abläufe dauernd ändern. Denn die Infektionszahlen sind bayernweit weiter hoch. Jetzt heißt es für viele Kinder: zuhause lernen.
    Corona und Schule – zwei Dinge, die gar nicht zusammenpassen. Das ist auch der Grund, warum sich die Abläufe dauernd ändern. Denn die Infektionszahlen sind bayernweit weiter hoch. Jetzt heißt es für viele Kinder: zuhause lernen. Foto: dpa

    Peter Hoffmann hatte keinen schönen Nikolaustag. Denn nachdem der bayerische Ministerpräsident Markus Söder am Sonntag verschärfte Corona-Maßnahmen ab Mittwoch angekündigt hat, piepst beim Schulleiter der Ludwig-Bölkow-Berufsschule in Donauwörth das Handy. Kollegen, Eltern und auch die Schüler wollen wissen, wie ab kommenden Mittwoch der dann angeordnete Distanzunterricht funktionieren soll. Schließlich hatte Söder verkündet, dass alle Schüler der Berufsschulen ab 9. Dezember ausschließlich zuhause unterrichtet werden sollen.

    Oder gilt das doch nur für einen Teil der Schüler? Ist die Abschlussklasse, die aktuell noch in den Prüfungen steckt, auch betroffen? Was ist mit der Technikerschule? Auf die doch wesentliche Fragen zum Distanzunterricht kann Hoffmann auch am Montagvormittag keine eindeutige Antwort geben. „Alles, was ich weiß, weiß ich aus den Medien. Vom Kultusministerium habe ich bisher keinerlei Information.“ Das innerliche Kopfschütteln darüber ist dem Schulleiter, der selbst Jahre im Ministerium gearbeitet hat, anzuhören.

    Die Berufsschule in Donauwörth ist ab 9. Dezember komplett im Distanzunterricht

    Auch ganz praktische Probleme sind ungelöst, nämlich mit welcher Software die insgesamt 1700 Berufsschüler überhaupt zuhause unterrichtet werden dürfen. Das einzige Programm, dass in der Breite funktioniere, sei vom Kultusministerium aufgrund der Datenschutzrichtlinien nicht empfohlen worden. „Aber ab Mittwoch brauchen wir ein Programm und die entsprechenden Lizenzen“, macht Hoffmann klar, der sich offenkundig über das seit Monaten bekannte und doch ungelöste Problem ärgert.

    Es ist nicht das einzige Thema, dass Hoffmann dieser Tage Kopfzerbrechen bereitet. Der Ablauf in der Schule, Stundenpläne, Hygieneregeln – was vor Ort passiert, sei nicht das Problem. Doch da an der Ludwig-Bölkow-Berufsschule Schüler aus vier verschiedenen Landkreisen unterrichtet werden, hat Hoffmann vier verschiedene Gesundheitsämter, die im Falle einer Corona-Infektion für die Schüler zuständig sind. „Mit allen Gesundheitsämtern ist die Kommunikation schwierig bis gar nicht existent“, sagt Hoffmann. Die Schulen seien in den täglichen Entscheidungsprozessen weitgehend auf sich selbst gestellt – auch, weil bei den Zuständigkeiten Chaos und Überlastung herrsche.

    Selbsttests für Lehrer am Donauwörther Gymnasium und an der Berufsschule? Fehlanzeige

    Von den versprochenen Selbsttests und Schulungen für ihn und seinen Kollegen habe er zwar in den Nachrichten gehört, doch angekommen sei davon in der Neudegger Allee nichts. „Dabei würde das den Kollegen privat wie auch im beruflichen Alltag sehr helfen“, so der Schulleiter. In der Regel werden pro Woche etwa zwei bis drei Schüler positiv auf Sars-CoV-2 getestet, rund zehn weitere würden im Schnitt in Quarantäne bleiben müssen. Längst hat die Schule einen eigenen Leitfaden entwickelt, welche Schüler als Kontaktpersonen gelten und vorsorglich zuhause bleiben müssen. Denn darauf zu warten, dass sich das zuständige Gesundheitsamt meldet, dauere viel zu lange und bringe weitere Schüler und Lehrer in Gefahr.

    Statt die Ausstattung für Corona-Selbsttests haben die Lehrer der Ludwig-Bölkow-Berufsschule aus dem Donau-Rieser Landratsamt am Freitag pro Angestellten an der Berufsschule zwei FFP2-Schutzmasken erhalten. „Logischerweise brauchen wir aber mehr dieser hochwertigen Masken. Offiziell dürfen wir aber nur die einsetzen, die der Kostenaufwandsträger beschafft“, sagt Hoffmann. Die Folge: Die Lehrer sorgen privat für ihren Schutz.

    Auch am Gymnasium Donauwörth gibt es bisher keine Schnelltests für Lehrer. „Die Bereitschaft dafür wäre hoch“, schätzt Rektor Karl Auinger. Zumal es aktuell Corona-Fälle gibt. „Aktuell sind eine fünfte Klasse, eine Lehrerin und alle 118 Schüler der Q11 in Quarantäne“, sagt Auinger.

    Wie lange müssen Schüler in Quarantäne bleiben?

    Ob für sie die seit 2. Dezember verkürzte Quarantänezeit gilt, die bei Verdachtspersonen mit einem nativen Antigen-Test nach fünf Tagen enden würde, ist offen. Diese neue Regelung soll Schülern und ihren Familien und auch dem Schulbetrieb Entlastung bringen, ist aber vonseiten des Donau-Rieser Gesundheitsamtes noch fraglich. „Das Gesundheitsamt kann dazu noch keine gesicherte Auskunft geben“, sagt Auinger. Dazu würden noch Vorgaben aus dem Gesundheitsministerium fehlen. Zudem ist noch unklar, ob ein Schnelltest überhaupt verfügbar sei. Ein Reihentest wie bisher würde aber nicht mehr stattfinden – auch, weil sich einige Eltern dagegen wehren, dass ihre Kinder überhaupt getestet werden. Diese Schüler müssten dann 14 Tage in der Isolierung bleiben.

    Grundsätzlich, so Auinger, seien er und sein Kollegium froh über die jetzt verschärften Corona-Maßnahmen. „Die beengten Verhältnisse bei uns im Haus, bereiten uns erhebliche Sorgen“, sagt der Schulleiter. Auch die versprochenen CO2-Sensoren werden frühestens im Januar geliefert. Zudem herrsche am Gymnasium – anders als an Grundschulen – das Fachlehrer-Prinzip. Auf diese Art und Weise komme ein Lehrer an einem Vormittag mit fünf bis sechs verschiedenen Klassen in Kontakt – das könnten rein rechnerisch 150 verschiedene Kinder, also insgesamt 150 verschiedene Haushalte, sein. Und das in Klassenzimmern mit etwa 50 Quadratmetern. „Es ist richtig, dass wir nicht einfach so tun können, als könnte Schule so weiterlaufen“, sagt Auinger deshalb. Auch er hat zwar vom Bayerischen Kultusministerium bis Montag noch keine klaren Informationen erhalten. Doch der wechselseitige Unterricht in der Schule und zuhause sei bereits organisiert. „Das hatten wir ja vor den Herbstferien aufgrund der damaligen Vorgaben des Landratsamtes bereits praktiziert.“ So werden die Schüler nun einen Tag zuhause, einen Tag in der Schule unterrichtet. Inhaltlicher Schwerpunkt liegt auf den Kernfächern – auch, weil Projekte und Veranstaltungen der Schulgemeinschaft sowieso nicht mehr stattfinden dürfen. Doch man dürfe sich nicht vormachen, dass die Schüler derzeit auf dem gleichen Niveau lernen, wie vor Corona. „An den Noten sehen wir es nicht, aber nur, weil wir bei Schulaufgaben und Unterricht auf die Gesamtsituation Rücksicht nehmen“, sagt Auinger. Das heißt auch, Defizite aus dem letzten Schuljahr aufzuarbeiten.

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