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Donauwörth: Panzerminen-Sprengung legt den Verkehr in Donauwörth lahm

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Panzerminen-Sprengung legt den Verkehr in Donauwörth lahm

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    Der Verkehr in und um Donauwörth – hier auf der B2 – brach durch die knapp einstündige Sperrung mehrerer Straßen zusammen.
    Der Verkehr in und um Donauwörth – hier auf der B2 – brach durch die knapp einstündige Sperrung mehrerer Straßen zusammen. Foto: Yannick Eibl

    Etwa einen Meter vom Ufer entfernt liegen die völlig verrosteten Metallscheiben knapp unter der Wasseroberfläche und sind zwischen den großen Steinen erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Ein Mitarbeiter der Flussmeisterstelle des Wasserwirtschaftsamts vermutet am Donnerstagvormittag zunächst, dass er alte Bremstrommeln vor sich hat. Es wäre nicht der einzige Müll, der in der Donau vor sich hinrottet. Doch bei genauerem Betrachten schöpft der Mann Verdacht. Es könnte sein, dass es sich um höchst brisante Hinterlassenschaften aus dem Zweiten Weltkrieg handelt. Er soll Recht behalten - und sein Fund hat weitreichende Folgen. (Lesen Sie hierzu: Zwei Panzerminen aus der Donau bei Donauwörth erfolgreich gesprengt)

    Deutsche Panzerminen aus dem Zweiten Weltkrieg liegen in der Donau

    Spezialisten des Sprengkommandos München und der Firma EOD Kampfmittelbeseitigung aus Aichach identifizieren die Metallstücke als deutsche Panzerminen. Am Nachmittag läuft deshalb eine große Absperr- und Evakuierungsaktion an. Diese legt für fast eine Stunde den Verkehr auf der B2 (Schellenberg-Umgehung) lahm. In der Folge entstehen lange Staus in und um Donauwörth.

    An dieser Stelle unter der Donaubrücke lagen die Minen in Ufernähe.
    An dieser Stelle unter der Donaubrücke lagen die Minen in Ufernähe. Foto: Widemann

    Als am Mittag klar ist, was da direkt unter der Brücke liegt, auf welcher die doppelspurige Bundesstraße die Donau überquert, zieht die Polizei rund 35 Kräfte zusammen, alarmiert Feuerwehr und Technisches Hilfswerk. Rund um die Fundstelle am östlichen Stadtrand darf sich in einem Radius von 300 Metern niemand mehr aufhalten. Glücklicherweise müssen keine Wohnhäuser geräumt werden, so Stephan Roßmanith, Pressesprecher der Inspektion Donauwörth. Jedoch liegen großen Teile der Schrebergartensiedlung im „Weichselwörth“ in der Sperrzone. Die Feuerwehr fordert per Lautsprecherwagen die anwesenden Besitzer auf, den Bereich zu verlassen.

    Ein rostiger Klumpen: Eine der beiden deutschen Panzerminen, die 75 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg nahe Donauwörth in der Donau entdeckt wurden. Experten zufolge ging von den Minen noch immer eine große Gefahr aus.
    Ein rostiger Klumpen: Eine der beiden deutschen Panzerminen, die 75 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg nahe Donauwörth in der Donau entdeckt wurden. Experten zufolge ging von den Minen noch immer eine große Gefahr aus. Foto: Widemann

    Luftraum über Donauwörth gesperrt

    Von 14 Uhr an ist wegen der Explosionsgefahr der Luftraum über Donauwörth bis in eine Höhe von 500 Metern gesperrt. Damit muss die Firma Airbus Helicopters den Flugbetrieb einstellen. Auch am Flugplatz Genderkingen und auf dem Segelflugplatz am Stillberghof bei Zirgesheim dürfen keine Maschinen mehr abheben oder landen. Um 15.08 Uhr wird es ernst. Die Kampfmittelräumer holen die Minen vom Typ TM 35 beziehungsweise TM 42 aus dem Wasser und legen sie vorsichtig in Munitionskisten.

    Die Spezialisten halten die jeweils an die fünf Kilogramm schweren Minen auch gut 75 Jahre nach Kriegsende für höchst gefährlich: „Die funktionieren mit absoluter Sicherheit noch“, erklären Thorsten Thienert und Usan Bach. Die Sprengkraft beschreibt Experte Heinrich Bernhard Scho so: „Eine solche Mine kann einen 40-Tonnen-Panzer knacken. Explodiert sie auf dem Boden, hinterlässt sich in diesem einen Krater mit einem Durchmesser von rund vier Metern.“ Die Minen müssten vor Ort gesprengt werden, denn sie könnten bereits explodieren, wenn sie trocken würden: „Der Sprengstoff könnte sich dann chemisch verändern.“

    Die Männer tragen die beiden Panzerminen auf ein etwa 200 Meter entferntes Gelände eines ehemaligen Kieswerks. Dort werden die Metallstücke in ein eigens ausgehobenes Loch gelegt. Darüber kommen dicke Balken und 35 Kubikmeter Sand. Bis die Sprengkapseln, die an den rostigen Klumpen angebracht sind, per Funk gezündet werden können, vergeht mehr Zeit als ursprünglich erwartet. Derweil herrscht auf der nahen Zirgesheimer Straße, auf der Schellenbergstraße und vor allem auf der B2 gespenstische Stille.

    Kurz nach 16 Uhr werden die Minen gesprengt

    Um 16.05 Uhr ist es soweit: Mit einem dumpfen Knall, der in weitem Umkreis zu hören ist, fliegen die Minen in die Luft. Es steigt eine graue Rauchwolke auf. Entwarnung. Am Ort des Geschehens klafft ein Loch im Boden, die Balken, die über den Minen lagen, sind völlig zersplittert. Die Straßen werden wieder freigegeben, doch es dauert bis um etwa 17 Uhr, ehe sich das Verkehrschaos im Stadtbereich allmählich wieder auflöst.

    Um die Minen zu sprengen, wurde ein Loch gegraben.
    Um die Minen zu sprengen, wurde ein Loch gegraben. Foto: Widemann

    Wohl niemals beantwortet werden kann die Frage, woher die Minen stammen. Sie seien wahrscheinlich angeschwemmt worden, so die Sprengmeister. Dass zwei Panzerminen nach 75 Jahren direkt nebeneinander im Fluss liegen, lässt die Einsatzkräfte staunen. Daraus kann man schließen, dass in der Donau noch mehr Relikte aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs schlummern.

    Auch andernorts in der Großen Kreisstadt sind Sprengkörper aus jener Epoche zu finden. Erst kürzlich kam bei den Bauarbeiten im Donauwörther Bahnhof eine Fliegergranate zum Vorschein, die beim Angriff der Alliierten auf die Stadt am 11. April 1945 nicht zündete.

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