Vor knapp zwei Jahren hat Michael Bosse verkündet, dass er 2020 in Donauwörth Oberbürgermeister werden will. Sehr früh, fanden das die einen. „Genau richtig“, findet das der Kommunalpolitiker selbst, der seit fünf Jahren im Stadtrat sitzt. „Seitdem ich meine Kandidatur bekannt gegeben habe, konnte ich 1500 Bürgergespräche führen – eine gute Basis, um zu erspüren, was die Menschen hier bewegt“, sagt Bosse.

Bisher ist der Kandidat der Freien Wähler der einzige Anwärter auf das Amt des Rathauschefs. SPD-Stadtrat Peter Moll hat die Hoffnungen seiner Partei nicht erfüllt und eine Absage erteilt: Er will nicht kandidieren. Bei den Grünen hat sich bisher auch noch kein Kandidat aus der Deckung gewagt. Selbst der amtierende Oberbürgermeister hat sich noch nicht geäußert, ob er eine weitere Periode im Rathaus anstrebt. „Natürlich gehe ich davon aus, dass ich gegen Armin Neudert antrete“, sagt Bosse. Doch mit einem weiteren Gegenkandidaten rechnet er nicht. „Das sehe ich durchaus positiv.“ Die Bürger würden merken, wie ernst er es mit der Kandidatur meine und in sein Versicherungsbüro in der Bahnhofsstraße kommen und ansprechen, was sie bewegt. Bosse stört das nicht. Im Gegenteil: „Meine Tür ist immer offen.“

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Das Wahlprogramm umfasst zehn Seiten

Fast genau ein Jahr vor der Kommunalwahl präsentiert der Donauwörther nun sein Wahlprogramm. Auf zehn Seiten listet der 49-Jährige auf, was er verwirklichen will, wenn er am 15. März 2020 ins Rathaus gewählt werden würde. „Neuer Schwung für Donauwörth“ lautet sein Motto.

Schwerpunkt Familienpolitik

In den Mittelpunkt seiner Politik will Bosse die Familien stellen. „Ich bin selbst dreifacher Vater, ich kenne die Probleme und Bedürfnisse, die Familien in Donauwörth haben“, sagt er selbstbewusst. Und in den vielen Gesprächen mit den Bürgern habe er genau das erfahren: „Es fehlt an der Infrastruktur für Familien. Wir wollen ja schließlich, dass Donauwörth wächst und nicht, dass die Jungen in andere Kommunen ziehen, weil sie bei uns schlicht keinen Bauplatz bekommen.“

Familienpolitik beginne für ihn bei den Kita-Plätzen, neue Möglichkeiten für Kinderturnen bis zu passenden Räumen für die Ganztagsschule in Riedlingen. „Wir hatten die Containerlösung für maximal vier Jahre vorgesehen, jetzt sind es sieben Jahre und die Zahl der Schüler ist von 70 auf über 110 Kinder gestiegen“, erklärt Bosse. Und noch mehr Familien hätten Interesse ihre Kinder auf die Gebrüder-Röls-Schule zu schicken. „Familien sind die Grundlage für eine florierende Stadt. Dazu gehört die Jugend aber auch die Senioren“, so Bosse weiter. Beispielsweise möchte er, dass auch nach der Realisierung des Neubaus am Bürgerspital ein betreutes Wohnen in der Stadt verwirklicht wird.

Schulden als Investitionen für den Werterhalt der Stadt

Die Liste der Ideen von Bosse ist lang: Eine Mehrzweckhalle für Veranstaltungen und Hallenplätze für Vereine, Parkdecks hinterm Rathaus und am Schwabenhallenparkplatz, ein ganzes Investitionsprogramm für die Reichsstraße für mehr Aufenthaltsqualität, neue Räume für die Musikschule und eine Nutzung für die Stadtmühle, die seit 15 Jahren leer steht. Und natürlich: das Tanzhaus. Wie will er das alles nur finanzieren? „Es gibt Notwendigkeiten, die gemacht werden müssen und dafür muss einfach Geld aufgenommen werden“, sagt Bosse. Doch diese Schulden seien gleichzeitig Investitionen in den Werterhalt der Stadt. „Nur so sind wir für die Zukunft gerüstet. Es muss etwas vorangehen.“

Bosse schwebt ein Jugendparlament in Donauwörth vor

Bosse will aber auch einiges verändern, was gar kein Geld kostet: eine bürgerfreundliche Verwaltung, die sich als Dienstleister versteht. „Der Bürger ist kein Bittsteller, sondern der Auftraggeber für die Verwaltung“, macht er klar. Der Dienstleistungsgedanke muss ins Zentrum rücken. Zugleich will er eine transparentere Stadtpolitik machen, die Öffentlichkeit mehr beteiligen und neue Gremien der Mitsprache schaffen.

Dabei schwebt ihm ein Jugendparlament vor, dessen Mitglieder im Stadtrat Rederecht und ein eigenes Budget erhalten. Bosse: „Es gilt die Menschen wieder für Politik und Erneuerung in ihrer Stadt zu begeistern.“

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