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Donauwörth: Neue Details: Messerstecher hätte beinahe Mitarbeiter im Landratsamt angegriffen

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Neue Details: Messerstecher hätte beinahe Mitarbeiter im Landratsamt angegriffen

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    Landrat Stefan Rößle (links) sowie die zuständige Abteilungsleiterin Christine Geiger und der Fachbereichsleiter für Ausländerwesen, Johann Stark, - informierten über den 33-Jährigen, der in Donauwörth ein Ehepaar niedergestochen hat.
    Landrat Stefan Rößle (links) sowie die zuständige Abteilungsleiterin Christine Geiger und der Fachbereichsleiter für Ausländerwesen, Johann Stark, - informierten über den 33-Jährigen, der in Donauwörth ein Ehepaar niedergestochen hat. Foto: Wolfgang Widemann

    Er lebt seit fast 18 Jahren in Deutschland und fiel lange Zeit nicht negativ auf. Doch zuletzt änderte sich das – und gipfelte in einer Messer-Attacke auf ein Ehepaar in Donauwörth. Ein Mann, der aus Guinea stammt, beschäftigte seit dem vorigen Jahr die Polizei und die Ausländerbehörde im Landratsamt. Das haben am Mittwoch bei einer eigens einberufenen Pressekonferenz Landrat Stefan Rößle, die zuständige Abteilungsleiterin Christine Geiger und der Fachbereichsleiter für Ausländerwesen Johann Stark berichtet. Sie gaben Auskunft über das ausländerrechtliche Verfahren zu dem 33-Jährigen, der am vorigen Freitag einen Familienvater tödlich und dessen Ehefrau lebensgefährlich verletzte.

    Was die Bediensteten im Landratsamt besonders beschäftigt: Am 21. Februar kam es in der Behörde nach Angaben von Stark zu einem „massiven Zwischenfall“ mit dem 33-Jährigen. Dabei stand nach Einschätzung des Fachbereichsleiters der Afrikaner kurz davor, Mitarbeiter der Behörde anzugreifen.

    33-Jähriger lebte zunächst bei seiner Partnerin und den Kindern

    Doch der Reihe nach: Stark informierte detailliert über den Werdegang des abgelehnten Asylbewerbers. Der kam 2001 als Minderjähriger nach Deutschland. 2004 wurde eine Klage gegen die Asyl-Ablehnung abgewiesen. Weil der Mann keine Papiere bei sich hatte, verzögerte sich die Abschiebung. Deshalb wurde er geduldet. 2008 wurde der Afrikaner Vater von Zwillingen. Die Mutter ist Äthiopierin. Zu dieser Zeit lebte er mit ihr in Arnsberg.

    Für die Behörden ergab sich daraus laut Stark eine „schutzwürdige familiäre Lebensgemeinschaft“. Der Mann durfte weiter in der Bundesrepublik bleiben. Im Juni 2013 zog er in den Landkreis Donau-Ries – ohne seine Familie. Frau und Kinder lebten inzwischen in Frankfurt. Es habe sich um eine Fernbeziehung gehandelt, der Afrikaner habe gearbeitet und Unterhaltszahlungen geleistet. Daher habe das Landratsamt

    Mutmaßlicher Täter war unter Drogen mit dem Auto unterwegs

    2018 veränderte sich jedoch einiges zum Negativen. Vor gut einem Jahr hielt die Polizei den 33-Jährigen an. Er war mit dem Auto unterwegs und stand unter Drogeneinfluss (Marihuana). Das Landratsamt verlangte eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung. Der Mann kümmerte sich nicht darum. Deshalb entzog ihm das Landratsamt im September 2018 die Fahrerlaubnis. Dies sorgte auch dafür, dass er seine Arbeitsstelle nicht mehr erreichte. Erst war er krankgeschrieben, dann erschien er nicht mehr in dem Unternehmen.

    Im Herbst 2018 kam über das Jugendamt Frankfurt auch auf: Er hatte keinen Kontakt zu Partnerin und Kindern mehr und hatte schon länger keinen Unterhalt mehr bezahlt. Die Rückstände summierten sich zu einem fünfstelligen Betrag.

    Tödliche Messerattacke in Donauwörth: 33-Jähriger erhielt 25-seitigen Ablehnungsbescheid

    Johann Stark lud den Mann kurz vor Weihnachten 2018 vor und führte mit ihm ein längeres Gespräch. Angesichts der Fakten verfasste die Behörde am 1. Februar einen 25-seitigen Ablehnungsbescheid. Eine Woche später erschien der 33-Jährige im Landratsamt. „Er war auffällig“, schilderte Stark nun. Der Mann habe gesagt, der Bescheid wäre „unsinnig“. „Wahrscheinlich hat er ihn nicht mal gelesen“, vermutet Stark. Weil der abgelehnte Asylbewerber keinen gültigen Pass hatte, wurde eine Frist bis zum 20. März festgesetzt.

    Landrat Stefan Rößle gab einer Reihe von Medien Auskunft.
    Landrat Stefan Rößle gab einer Reihe von Medien Auskunft. Foto: Wolfgang Widemann

    Dann kam es am 21. Februar zu dem Vorfall, der nach der Bluttat in einem neuen Licht erscheint. Erst habe der Mann angerufen und gesagt, er wolle Geld haben. Stark entgegnete, dafür sei er nicht zuständig. Eine Stunde später, kurz vor Mittag, löste eine Mitarbeiterin den sogenannten stillen Alarm aus. Grund: Der 33-Jährige hatte sich an den Sicherheitskräften, die nach diversen Tumulten in der Ausländerbehörde inzwischen tätig sind und den Eingang kontrollieren, vorbeigeschmuggelt und hatte unvermittelt ein Büro betreten. In diesem wäre die Situation „fast eskaliert“, so Stark. Die Bediensteten hätten es nicht geschafft, den Mann aus dem Büro zu entfernen. Dies sei erst mithilfe der Polizei gelungen. Das Amt zeigte den Afrikaner wegen Hausfriedensbruchs an. Anschließend sei der 33-Jährige am 6. März nochmals in der Behörde gewesen, um einen Antrag für Papiere auszufüllen, die er für die Abschiebung nach Guinea braucht.

    Was hat die Bluttat ausgelöst?

    Landrat Rößle betonte, man wolle und könne nicht beurteilen, ob die ausländerrechtlichen Vorgänge die Bluttat ausgelöst haben. Der Fall sei „bestürzend“. Er zeige auch, dass jedes Asylverfahren gesondert zu betrachten und genau zu prüfen sei. Dies sei bei dem Afrikaner „sehr intensiv erfolgt“. Die Mitarbeiter in der Behörde verfolge seit der Messer-Attacke der Gedanke: „Er hätte auch bei uns ausrasten können.“

    Der Sicherheitsdienst im Landratsamt sei seit geraumer Zeit tätig, weil es in der Ausländerbehörde immer wieder Probleme bis hin zu Tumulten gegeben habe. Die Maßnahme habe sich bewährt.

    Der 33-Jährige sitzt bekanntlich in Untersuchungshaft. Die Kripo ermittelt wegen Mordes und versuchten Mordes. Johann Stark schließt daraus: Mit einer schnellen Rückführung des Mannes in sein Heimatland werde nicht zu rechnen sein.

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