Es ist ein Vorhaben, an dem sich die Gemüter scheiden: Einige sehen bereits den Mehrwert für Umwelt und Tierreich, manch einer zweifelt jedoch noch an der Umsetzung: Die Renaturierung der Donau zwischen Donauwörth und Neuburg auf rund 4610 Hektar Fläche.
Konkret ging es um die Frage, ob die Donaurenaturierung mit einer anderen, bereits bestehenden Maßnahme verschmelzen soll: mit dem Projekt „Altwasser um Marxheim“. Die Ausschussmitglieder waren einstimmig dafür, dies dem Kreisausschuss zu empfehlen. Die damit verbundenen Haushaltsmittel von 68.000 Euro wurden ebenfalls einmütig durchgewunken, trotzdem gab es in der Sitzung einige Fragen – und auch Zweifel.
Ende 2022 soll die Donau zwischen Donauwörth und Marxheim renaturiert werden
Ende nächsten Jahres soll es mit der Renaturierung der Donau losgehen, acht Jahre Projektdauer sind angedacht. Wie Roland Scholz von der Unteren Naturschutzbehörde erklärte, konzentrieren sich die Maßnahmen im Landkreis Donau-Ries vor allem auf den westlichen Teil des Projektgebietes zwischen Donauwörth und Marxheim. Für den Landkreis sei dies eine Umsetzungsfläche von 584 Hektar. Längst ist die Renaturierung nicht mehr nur Gemeinschaftsprojekt des Freistaates Bayern, des Regierungsbezirks Schwaben, des Wasserwirtschaftsamtes Donauwörth und des Naturschutzes: Ende November werde nun ebenfalls ein Antrag auf EU-Förderung als sogenanntes Life-Projekt getätigt, um eine finanzielle Unterstützung der Umweltmaßnahme durch die Europäische Union zu erhalten.
Das Ziel des Projekts ist klar: Natur und Biodiversität an die heimische Donau zurückzubringen, für Flora und Fauna neue Möglichkeiten in naturgetreuer Umgebung zu schaffen. „Es soll eine naturnahe Fließgewässerdynamik mit natürlichen Gewässerstrukturen und ausgeprägten Übergangszonen entstehen“, erklärte Scholz.
Der Kernbereich sei die Wiederherstellung und Renaturierung einer 14 Kilometer langen, historischen Donauschleife südlich von Schäfstall, die fortan wieder über ihr altes Bett bei den Baggerseen geleitet werden soll. So sollen vor allem die Lebensräume Donau und Auwälder wieder als wichtige Lebensräume für Fische, Vögel und Amphibien gefördert werden. Letztendlich solle sich auf diese Weise ein weitläufiger, in sich geschlossener und beruhigter Bereich zur Förderung relevanter Habitate und Tier- und Pflanzenarten entwickeln. Der aktuelle Verlauf der Donau werde zum Altwasser, für den neuen stehe man in Verbindung mit dem Kiesunternehmen Wanner & Märker.
Ein zweites Naturschutzprojekt mündet in die Renaturierung der Donau
In das Vorhaben für den Fluss bei Schäfstall soll nun ein bereits bestehendes Projekt übergeführt werden: Für das Projekt „Altwasser um Marxheim“ als Maßnahme des Naturschutzprojektes „Schwäbischer DonAuwald“ habe sich der Landkreis im Jahr 2010 für eine Beteiligung ausgesprochen. Für zehn Jahre Laufzeit wurden von Seiten des Landkreises 33.000 Euro pro Jahr zur Verfügung gestellt, 90 Prozent übernahmen der Bund und der Freistaat Bayern. Aufgrund der Hochwasserschutzplanungen des Freistaates und damit verbundenen Planungsunsicherheiten musste das Vorhaben für mehrere Jahre pausieren – was bei Marxheims Bürgermeister Alois Schiegg auch Zweifel bei der Umsetzung des neuen Projekts hervorrief. Er befürworte die Umweltmaßnahme, seit Jahren erfahre man Zustimmung von allen Seiten. Doch bürokratische Auflagen wie notwendige Ausgleichsflächen für Baggerarbeiten seien all die Jahre ein Hindernis bei der Umsetzung des Marxheimer Donauprojekts gewesen – das könnte das neue Vorhaben erschweren.
„Ich sehe das nicht so pessimistisch“, betonte Albert Riedelsheimer von Bündnis 90/Die Grünen. Trotzdem tue sich ihm die Frage auf, was mit der sanierungsbedürftigen Donaubrücke bei Schäfstall passiert. Wird sie abgerissen oder restauriert? Scholz erklärte, dass die baufällige Brücke durch einen Damm ersetzt werde. Genauere Detailplanungen gebe es noch nicht, fest steht aber: „Eine Überfahrt zum Lehenhof muss aus historischen Gründen gegeben sein.“ Einwände bezüglich des Hochwasserschutzes wies Scholz ab, die Hauptgründe der Donaurenaturierung seien klar definiert: „Das Ziel ist nicht, Flutungsräume zu schaffen, sondern Lebensräume. Die Verhältnisse dürfen nicht verschlechtert werden.“