Wer sich viel Mühe macht, ein schönes Fotobuch seiner letzten Urlaubsreise zu erstellen, der ist am Ende meist einfach nur glücklich, das gute Stück in Händen zu halten. War schließlich viel Arbeit aus der Masse an Bildern von Smartphone und Digitalkamera ein Album zu zaubern. Wo das Buch gedruckt und welche Ökobilanz es hat – das interessierte bisher wohl kaum.
Doch die Zeiten ändern sich. Kunden fragen immer häufiger danach, wie nachhaltig ein Produkt hergestellt worden ist. Umweltverträglich zu produzieren wird immer mehr zum Verkaufargument.
Das Donauwörther Unternehmen druckt Fotobücher im großen Stil
In diese Nische schlägt die Firma Schätzl Druck aus Donauwörth seit einigen Jahren. Zusammen mit einem Partner aus Österreich druckt es im Digitaldruck-Verfahren klimaneutrale Fotobücher im großen Stil. 150.000 Stück in den verschiedensten Formaten waren es im Jahr 2020. Hinzu kommen Fotokalender oder Fotoabzüge in originaler Polaroid-Optik für Retro-Fans. Gedruckt wird ohne Chemie auf Papier aus nordschwäbischen Wäldern. Energie für Server und Maschinen kommt zum hohen Anteil aus alternativen Energiequellen.
Fotoprodukte an sich, so schildert es Schätzl-Druck-Geschäftsführer Ulrich Schätzl, erleben in Zeiten von Corona einen Boom. Denn Fotoprojekte oder Bilderalben von Reisen vergangener Jahre galt es für den ein oder anderen noch aufzuarbeiten. Jetzt war die Zeit dafür. Geschenke an die Oma, die eine Zeit lang nicht persönlich getroffen werden konnte, waren ebenfalls hoch im Kurs.
Bei Schätzl in Donauwörth werden Fotobücher gedruckt, die der Endkunde beim österreichischen Start-up mit Namen Journi bestellt. Das Unternehmen aus Wien um den kreativen Kopf Andreas Röttl, 36, hat es sich zum Ziel gesetzt eine Erstellungssoftware anzubieten, die das Erstellen von Fotobüchern mittels künstlicher Intelligenz und einem hinterlegten Algorithmus so schnell umsetzen kann, wie Bilder geschossen werden. Wobei wir wieder am Anfang wären, bei den vielen Stunden die viele Menschen bisher brauchen, um das Fotobuch am Ende bestückt zu haben.
Der Ökoaspekt zieht bei den Kunden
Journi wollte das ändern und hat sich dafür weltweit einen Partner gesucht. Wie Gründer und Geschäftsführer Andreas Röttl erzählt, bot Journi anfangs per App eine Art digitales Reisetagebuch. Doch immer mehr Kunden fragten danach, ob dieses auch gedruckt werden könne. So stieg Journi in den eigentlich von großen Firmen wie Cewe oder auch von Drogerieketten dominierten Markt ein und ist damit erfolgreich. Der Ökoaspekt und wohl auch die Bedienbarkeit ziehen bei den Kunden. Mittlerweile sind die Mehrzahl der rund drei Millionen Kunden in Deutschland, gefolgt von Österreich und der Schweiz. Demnächst möchte Journi auch in den USA auf den Markt. Seit 2020 pflanzt Journi über „Plant for the Planet“ pro Fotobuch einen Baum. Aus einem Baum könne Papier für 2300 Fotobücher hergestellt werden. „Dadurch geben wir der Natur mehr zurück, als wir nehmen“, sagt Röttl.
Die internationale Suche nach einem Druckpartner endete für Andreas Röttl in Donauwörth. Früher war Schätzl-Druck eine konventionelle Offsetdruckerei. 2013 aber ging der Betrieb, der in Riedlingen und Bäumenheim Standorte hat, einen neuen Weg und entschied sich komplett auf Digitaldruck umzustellen. Das Unternehmen hat vor allem im Jahr 2019 stark in die neue Technik investiert. Der Standort in Donauwörth wurde erweitert, die Gebäude energetisch saniert. Auch im Arbeitsalltag leben die insgesamt 120 Schätzl-Mitarbeiter Nachhaltigkeit und der Versand der Fotobücher findet ohne Plastikverpackung und nur in recyceltem, unbedrucktem Karton statt.
Ulrich Schätzl berichtet, dass die Produktion für das österreichische Start-up eine Erfolgsgeschichte ist. „Journi ist für uns einer der wichtigsten Kunden“, sagt Schätzl. Ihn persönlich habe daran vor allem begeistert, dass die Kunden per App auf dem Smartphone ihr Fotobuch erstellen können. „Ich bin ein Anhänger von Mobile first“, sagt der 52-Jährige.
Das nächste Fotoprodukt haben Schätzl und Röttl bereits in der Mache. Es soll eine besondere Form des Posterdrucks für Zuhause sein. Mehr wollen die beiden beim Interview per Videoschalte nicht verraten. Auch dieses Produkt wird dann in Donauwörth gedruckt und hängt dann vielleicht in Wohnzimmer in ganz Europa.
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