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Donauwörth: Donauwörths Straßen werden bunter

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Donauwörths Straßen werden bunter

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    „Uns trennen keine Hautfarben, keine Religionen, wir sind alle Menschen“, malen Franziska Schißler und Bernadette Rödl mit Kreide auf eine Treppe. Diese Woche haben wir sie bei einer ihrer Kreide-Aktionen in der Stadt begleitet.
    „Uns trennen keine Hautfarben, keine Religionen, wir sind alle Menschen“, malen Franziska Schißler und Bernadette Rödl mit Kreide auf eine Treppe. Diese Woche haben wir sie bei einer ihrer Kreide-Aktionen in der Stadt begleitet. Foto: Susanne Klöpfer

    Zwei junge Frauen haben eine Kiste voller Straßenmalkreide dabei. Sie hören Musik, lachen und packen ihre „Werkzeuge“ an der Kleinen Wörnitz in Donauwörth aus. Als sie anfangen zu malen, schauen die Kinder auf den Bänken und auch die vorbeilaufenden Passanten neugierig.

    Doch Franziska Schißler und Bernadette Rödl lassen sich nicht beirren. Lachend planen die zwei gebürtigen Donauwörtherinnen ihr nächsten Kreide-Aktionen, von denen in den vergangenen Wochen immer mehr auf den Straßen in Donauwörth zu sehen war. „Wir malen für uns, aber auch einfach für die Menschen hier“, sagt Schißler. Die Freundin der 28-Jährigen ergänzt: „Wir wollen nichts Mega-Künstlerisches erschaffen, sondern etwas Schönes für die andere Donauwörther machen. Auch wenn sie dadurch nur etwas schmunzeln müssen.“

    Für ihre heutige Aktion haben sich die Zwei bereits einen Spruch ausgesucht: „Uns trennen keine Hautfarben, keine Religionen, wir sind Menschen“, schreiben sie gemeinsam auf den Asphalt. Ein Mann fährt entspannt mit einem Lastenfahrrad vorbei und hält vor den Treppen an. Es ist der Besitzer eines Cafes: „Mega toll, was ihr macht.“ Er fügt hinzu bevor er weiterfährt: „Macht weiter so!“ Ein paar Sekunden später hält er jedoch noch mal an und bietet an, dass sie gerne auch mal bei ihm vorbeikommen und dort malen können. „So was passiert immer wieder“, sagt Rödl als sie sich wieder mit den Kreiden auf die Treppen setzt.

    Viele positive Reaktionen auf Kreidemalereien in Donauwörth

    Seit etwa zwei Monaten malen die zwei Freundinnen auf dem Asphalt in der Stadt. Angefangen hat alles in der Parkstadt, wo sie aufgewachsen sind und sich seit Kindertagen kennen. Ihre erste gemeinsame Kreideschachtel kauften sie dieses Jahr, als es für sie wieder möglich war, sich sehen zu dürfen. „Damals war unsere und auch die allgemeine Stimmung einfach sehr bedrückend“, erinnert sich Rödl. Die 29-Jährige arbeitet als Sozialpädagogin in der Stiftung Sankt Johannes mit Menschen mit Handicap. „Auch für mich war die Zeit im Homeoffice mit wenigen sozialen Kontakten einfach schwer“, ergänzt Schißler, die als Kommunikationsdesignerin eigentlich in München arbeitet. Beim Kreidemalen fanden sie Ablenkung und Entspannung. Passend dazu waren ihre ersten Straßenmalereien: die Worte „Liebe“ und „Smile“ (englisch für Lachen).

    Auch schon damals erhielten die zwei Freundinnen positive Reaktionen auf die bunten Kreidemalereien: „Ein älterer Mann ist damals mit seinem Fahrrad angehalten und hat uns gefragt, was wir da machen. Und uns erzählt, dass er noch nie mit Kreide gemalt hatte“, erinnert sich Schißler. Also schnappte sich der Mann einfach eine Kreide und malte mit. „Er meinte danach, dass das seinen Tag verschönert hätte“, ergänzt Rödl und grinst.

    „Wir malen für euch, die Donauwörther“

    Das Malen machen die zwei vor allem für sich. „Es hat einfach was von frei und Kind sein“, sagt Schißler. Es wäre auch einfach mal schön sich nach der Arbeit zum Malen zu treffen und einfach kreativ zu sein. Auch würde man so immer wieder ins Gespräch mit fremden Menschen kommen, was schön ist, so Rödl.

    Das Schabgeräusch der Kreiden auf dem Asphalt ist fast lautlos. Das Material in den Farben gelb, blau, rot und grün sind schnell verbraucht und die Treppenstufen werden immer bunter. Immer mehr Passanten rätseln, was da wohl entsteht. „Was macht dir denn da für ein Projekt?“, fragt eine Frau, die mit ihrem Mann auf den Treppenstufen sitzt, Eis isst und dem Treiben schon länger zugesehen hat. „Eigentlich ist das kein Projekt, wir malen nur an vielen Orten in der Stadt“, meint Rödl etwas vorsichtig. „Wir malen für euch, die Donauwörther“, wirft Schißler ein und die Frauen lachen gemeinsam. „Schön, dann macht nur weiter so“, sagt die aufmerksame Zuschauerin. Eine andere Frau erkennt Schißler und Rödl sogar oder sagen wir eher ihre Kreidemalereien: „Ach wie schön, ihr schon wieder!“ Sie hätte schon mehrere Sachen in letzter Zeit in der Stadt entdeckt.

    Kreide-Kunst war schon an einigen Stellen in Donauwörth zu bewundern

    Ob Donauhafen, in der Altstadt oder am Rieder Tor – mittlerweile haben die zwei Frauen schon einige Orte in Donauwörth mit ihrer bunten Kreide verschönert. Selbst vom Regenwetter ließen sie sich nicht abhalten, sondern nutzten einfach die noch trockenen Flächen im Tunnel zum Malen. Neben den bunten Farben, fallen auch die positiven Botschaften auf, wie „Bestimmt lohnt es sich einen Augenblick stillzuhalten, um mehr zu tun als ein Leben lang zu überleben“ oder auch mal etwas gesellschaftlich krtischer mit „Black lives matter“ („Schwarze Leben zählen“).

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    Was und wo sie malen, wird aber oft spontan entschieden: „Wir fahren einfach mit dem Auto los und schauen. Oft reden wir dann einfach über unseren Tag und aktuelle Ereignisse. Dadurch ergibt sich dann meisten etwas“, erklärt Schißler. Und auch die Freunde der Beiden haben sich mittlerweile von der Freunde am Malen anstecken lassen. Auch bei ihrer letzten nächtlichen Malaktion auf der Sebastian-Franck-Brücke bekamen sie Unterstützung durch eine Freundin. Nach längerer Arbeit prangte dort auf dem Asphalt: „Wie sehr braucht doch die Welt von heute Zärtlichkeit.“ Das hatte Papst Franziskus vor einigen Jahren in einer Christmesse im Petersdom gesagt.

    „Uns trennen keine Hautfarben, keine Religionen, wir sind alle Menschen“

    Eine Frau steht mit zwei kleinen Mädchen Eis essend vor den mit Kreide bemalten Treppenstufen: „Davon habt ihr in den Nachrichten doch viel gehört. Was würdet ihre denn am Ende schreiben?“ Die Mädchen überlegen kurz: „Wir sind alle gleich“, antworten sie. „Eigentlich wird das: Wir sind alle Menschen, aber das passt auch gut“, sagen die zwei Frauen, die noch die Kreide in der Hand haben.

    Mit bunter Kreide verschönerten sie die Treppenstufen an der Kleinen Wörnitz in Donauwörth.
    Mit bunter Kreide verschönerten sie die Treppenstufen an der Kleinen Wörnitz in Donauwörth. Foto: Susanne Klöpfer

    Nach mehr als einer Stunde ist das Kreide-Kunstwerk fertig. Zufrieden grinsen sich die Beiden an und schlagen mit ihren Händen, die voller Kreide sind, ein. Euphorisiert, rennt Rödl zur Brücke: „Das ist echt schön geworden“, ruft sie glücklich. Die Smartphones werden gezückt, um die Fotos ihr neuen Werkes online auf Instagram (@chalkylovesdon) zu teilen. Die vorbeilaufenden Menschen schauen neugierig und grinsen.

    Donauwörths Straßen könnten noch bunter werden

    Mehrmals in der Woche sind die zwei Frauen momentan in der Stadt unterwegs. Auch für den kommenden Tag hätten sie schon was vor, erklären sie. Und auch in der Zukunft könnte man noch mehr von den zwei Kreide-Malerinnen in der Stadt sehen. Wie das genau aussehen, darf noch nicht verraten werden. Aber eins ist sicher: Es wird kunterbunt und bestimmt bei einigen Menschen in Donauwörth für ein Lächeln sorgen.

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